Waren Sie in den letzten zwei Jahren mal im Kino? Dann hatten Sie vielleicht das Vergnügen, einen 3D-Film mit einer zweifarbigen Plastikbrille auf der Nase zu sehen.
Ich erinnere mich an zwei wesentliche Eindrücke: Bei meinem ersten 3D-Erlebnis, einem Actionfilm, war ich lange damit beschäftigt, mich an die ungewohnten Bilder zu gewöhnen. Die auf einen zurasenden Figuren ließen mich zunächst immer zusammenzucken. Erst in der zweiten Hälfte konnte ich mich auf den eigentlichen Film konzentrieren. Kleinere Schwierigkeiten im Umgang mit der Brille waren dann auch schnell vergessen.
Den Zweiten schaute ich mit meinem siebenjährigen Patenkind. Es handelte sich um einen Zeichentrickfilm, auch sehr actionlastig. Während der Vorführung hatte ich viel Zeit, den Kurzen zu beobachten und sah, dass er – noch stärker als bei normalen Filmen – völlig dem optischen Feuerwerk ausgeliefert war.
Es erinnert mich alles ein bisschen an die Einführung von Dolby Surround in den Siebzigern, als auf einmal die Flugzeuge hörbar durch den Kinosaal flogen – mittlerweile auch aus dem ‚Heimkino‘ nicht mehr wegzudenken.
Fragt sich, was bringt die Zukunft? Vermutlich wird 3D bei bestimmten Filmgenres Standard. Vor allem die Action-, Horror- und Science-Fiction-Sparte wird sich der Effekte bedienen.
Einen besonderen Qualitätsgewinn kann ich persönlich dem Ganzen dennoch nicht abgewinnen. Es macht gute Filme nicht besser und rettet auch keine schlechten – lediglich das visuelle Erleben wird intensiver.
Womit wir bei einer Erklärung für den schleppenden Absatz von 3D Fernsehern wären. Außer für eingefleischte Cineasten sind die Kaufanreize kaum gegeben. Klar, leidenschaftliche Fans schätzen das Gefühl, Teil des Geschehens zu sein. Nach dem Motto: ‚Mittendrin, statt nur dabei.‘
Der Anteil an 3D Filmen im TV ist sehr gering und wird erst im Laufe der Jahre zunehmen.
Mit der Zusatzbrille im Wohnzimmer wird man fast zur eigenen Karikatur, und die Tagesschau in 3D wartet auch nicht mit besseren Nachrichten auf.
Neuere Untersuchungen deuten zusätzlich daraufhin, dass ca. ein Drittel der Zuschauer während oder nach der Filmvorführung mit Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel zu kämpfen haben. Zumindest mit den aktuellen Techniken dürfte ein erheblicher Teil keine dauerhafte Freude an 3D-Fernsehen haben.
Trotzdem werden im Laufe der nächsten Jahre Fernseher mit 3D-Technik immer mehr Einzug halten, wenn nicht mehr nur die teuren Geräte damit ausgestattet sind. Bei Bedarf schaltet man dann zu oder lässt es.
Achim Schroers