Beeindruckende sieben Messer nennt der Räuber Hotzenplotz sein Eigen. Aber seit 50 Jahren verzichtet der Bösewicht auf deren Einsatz, wenn er der Großmutter ihre Kaffeemühle klaut und damit die alte Dame in die Ohnmacht treibt. Obwohl seine Taten nicht gerade auf einen guten Charakter verweisen, wird der anarchische Kriminelle vom Lese-Nachwuchs heiß geliebt. Zu seiner Popularität und Beliebtheit hat auch der Schauspieler Gert Fröbe beigetragen, der in der ersten Verfilmung 1974 den Kaffeemühlen-Dieb verkörperte. Der Schauspieler wäre am 25. Februar 2013 100 Jahre alt geworden. Das Filmmuseum in Düsseldorf widmet ihm daher eine eigene Ausstellung.
Als er 1964 im James-Bond-Streifen ‚Goldfinger‘ als bösartiger Gegenspieler dem Agenten ihrer Majestät die Stirn bot, war Gert Fröbe längst ein international gefragter Star. In ‚Es geschah am helllichten Tag‘ wurde er von Heinz Rühmann als Kindermörder identifiziert, in ‚Die 1000 Augen des Dr. Mabuse‘ jagte er 1960 als Kommissar Kras den Nachfolger des legendären Superverbrechers Dr. Mabuse, in ‚Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten‘ versuchte er 1965 als komischer preußischer Oberst Manfred von Holstein einen Wettflug zu gewinnen.
Der 1913 geborene Sohn eines Schusters und Lederhändlers begann seine Karriere als Kulissenschieber im Stadttheater Zwickau. Nebenbei verdiente er sich als Stehgeiger ein Zubrot. Von 1933 bis 1935 machte Fröbe eine Lehre als Theatermaler an der Sächsischen Staatsoper Dresden, ehe er Schauspielunterricht nahm und in ersten Statisten- und Nebenrollen auftrat. Sein komödiantisches Talent fiel auf und so wurde er nach einem Engagement in Wien für den Film entdeckt.
Weil Fröbe nicht die ausgeprägte Melancholie eines O. W. Fischers, nicht den Charme eines Johannes Heesters, nicht die Aura des Wahnsinns eines Klaus Kinski oder den unschuldigen Humor eines Heinz Erhardt besaß, war er sehr wandlungsfähig und wurde nicht auf einen Rollentypus festgelegt. Er überzeugte als verschmitzter Gauner genauso, wie als Schwerverbrecher, gab dem Optimismus ebenso ein Gesicht, wie abgrundtiefer Traurigkeit.
Die Studioausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Sammler Markus Grieb entstand, ist bis Donnerstag, 28. Februar 2013, geöffnet. Sie zeichnet Fröbes komplette Karriere nach. Auf die Besucher warten viele, kaum bekannte Fotos aus der Jugend des 1988 verstorbenen Schauspielers sowie von Bühnenauftritten, private Aufnahmen und Szenen der Sets bei Filmproduktionen. Dazu werden Originaldrehbücher sowie das Originalkostüm des Räuber Hotzenplotz präsentiert.
Garnet Manecke