Die Fassade war von schmutzigem Grau, die Fenster mit Brettern geschlossen, das leerstehende Haus verfiel zusehends. Wo andere nur noch einen Fall für die Abrissbirne sahen, entdeckte Ulf Schroeders die schöne Architektur mit spätklassizistischen Formen. Mit der Hilfe seiner Eltern kaufte der damals 27-Jährige das Gebäude 1996 und begann, es liebevoll zu restaurieren. 1999 erstrahlte das Stadthaus in neuem Glanz: Der Blaustein-Boden im Eingangsbereich war genauso erhalten geblieben, wie die historische Treppe, die Fenster und Holzdielen. Schroeders Leistung hat auch die Fachwelt beeindruckt. 1999 erhielt er für die Restaurierung den renommierten Rheinischen Denkmalpreis. Aus seiner Leidenschaft machte der 41-Jährige einen Beruf.

Inzwischen hat er eine ganze Reihe historischer Bauten in Mönchengladbach, Viersen, Erkelenz und Krefeld zu neuem Leben erweckt. Sein wohl bekanntestes Projekt ist das Alte Bankhaus in Gladbach. Nach der Verleihung des Denkmalpreises bekam er immer wieder Anfragen von Architekten, denen er beratend zur Seite stand. Schließlich gründete Schroeders mit ‚DenkX‘ sein eigenes Unternehmen, das sich auf die Restaurierung historischer Immobilien spezialisierte. „Zu Beginn habe ich parallel zur Beratung auch selbst Objekte erworben und die Architektenleistung extern eingekauft“, erzählt der 41-Jährige. „Später habe ich Handwerker eingestellt, mit denen ich die Gebäude restaurieren kann.“ Inzwischen hat die Entwicklung eigener Objekte so ein Volumen erreicht, dass er die Beratung an zwei Mitarbeiter übergeben und eine neue Firma gegründet hat.
„Die Zukunft eines Hauses liegt in seiner Vergangenheit“, sagt der Unternehmer. Bevor der erste Handwerker mit der Arbeit beginnt, beschäftigt sich Ulf Schroeders eingehend mit der Geschichte des Objektes. Dabei ist das Thema Denkmalschutz für ihn alles andere als ein Tabu. „Von den fünf Häusern, die ich im vergangenen Jahr erworben habe, habe ich vier unter Denkmalschutz stellen lassen“, sagt er. Er schätzt die Unterstützung und das Know-how der Fachleute in der Behörde, die ihm schon mit vielen Tipps geholfen haben. Denn bei der Restaurierung geht es nicht nur darum, den Originalzustand optisch wieder herzustellen. Bis ins Detail werden historische Baustoffe und Techniken verwendet. „Dabei ist vieles Reparaturarbeit“, sagt der Unternehmer. Das Ergebnis sind bleiverglaste Fenster in prächtigen Wintergärten, liebevoll aufbereitete Einbauschränke und kunstvolle Stuckarbeiten in den Räumen. Sogar zwei Gärten hat er nach den Kriterien des Denkmalschutzes nach Originalplänen und historischen Bildern restauriert.
Seine Mieter teilen seine Leidenschaft für das besondere Ambiente und Lebensgefühl, das diese Immobilien bieten. „Einige ziehen nur wegen des Hauses nach Gladbach“, stellt der Unternehmer immer wieder fest. Jüngstes Beispiel ist die Galerie Börgmann, die ihren Sitz von Krefeld nach Mönchengladbach verlegt hat, weil ihr das restaurierte Gebäude so gut gefiel. „In den über eineinhalb Jahren, die das Bankhaus jetzt steht, hat noch kein Mieter gewechselt. Fünf der Firmen sind von Düsseldorf nach Gladbach gekommen und immer noch bekomme ich Anfragen für die Räume“, freut sich der Unternehmer.
Dabei offenbart sein Beruf mit jedem fertig gestellten Objekt noch eine ganz andere Seite: „Man lernt sehr viele interessante Menschen kennen“, sagt Ulf Schroeders über die Suche nach den passenden Mietern. „Und am Ende des Tages hat man nicht nur ein Denkmal instand gesetzt, sondern auch tolle Leute nach Gladbach geholt.“
Garnet Manecke