„Hör ens, Walter, wie jeht et dat Elke? “, „Och, Maria, dat ist aber schön, dat wir uns noch ens sin …“ Gesprächsfetzen, die rheinische Geselligkeit vermitteln. Damen- und Herrenstammtische, kleinere Grüppchen und einzelne Paare sitzen verteilt an Holztischen in offen gestalteten Nischen und plappern fröhlich vor sich hin. Und mittendrin sitzt Ihr Jean Jacques samt Begleitung und genießt jede Sekunde der urigen Idylle.
Wohin es mich am heutigen Abend verschlagen hat? Vielleicht erraten Sie es ja an folgenden Tipps. Wir befinden uns in einem traditionsreichen Lokal in der Rheydter Innenstadt, das zwar nicht durchgehend geöffnet war, aber dennoch immer einen Pächter fand, der es mit Herzblut betrieb. Der neue Wirt, Harald Gerstung, eröffnete das selbst ernannte ‚Wirtshaus‘ nach einigen Umbauten im vergangenen November.
In den trotz Kellerlage hellen Räumen trafen sich früher wie heute die Herren der Stadt zu einem kühlen Bier und deftigen Speisen. Ob sich die Gespräche damals wohl dank der Lage unter einem seiner Wahrzeichen nur um die Geschicke Rheydts drehten, wage ich zu bezweifeln – vielmehr stand und steht eine schöne Gestaltung des Feierabends oder der Mittagspause in gemütlicher Atmosphäre im Vordergrund.
Na, haben Sie erraten, wo ich mich heute an rheinisch inspirierten Gerichten labe? Falls nicht, ein letzter Hinweis: Seinem ‚Gastgebäude‘, beziehungsweise einem bestimmten Teil, verdanken wir ein alljährliches Stadt-Fest. Und wer momentan den Weg zur Mittagszeit in die ‚gute Stube‘ findet, kann durch die Fenster beobachten, wie die Neugestaltung des Marktplatzes voranschreitet. Nun sollte es aber endgültig bei Ihnen klingeln.

Des Rätsels rheinische Lösung
Richtig, wir sitzen im Rheydter Ratskeller. Draußen ist es richtig ‚usselig‘ – der Grund für mein Verlangen nach guter deutscher Hausmannskost. Meine Begleitung gab mir den Tipp, da sie hier bereits kurz nach der Neueröffnung in das Vergnügen rheinischer Muscheln gekommen und nun neugierig auf den Rest der Karte war.

Ja, nun sind bereits die Vorspeisenteller sauber in die Küche zurück gewandert. Sowohl die deftige Gulaschsuppe als auch die Champignons mit Knoblauchsauce waren gut abgeschmeckt, hätten nur etwas heißer sein können. Gut, das Restaurant ist auch recht groß und für einen Tag mitten in der Woche gut besucht – die Service-Kraft hat also mehr als genug zu tun und nimmt sich trotzdem die Zeit, für einen netten Wortwechsel beim Gast stehen zu bleiben.
Bevor wir uns jedoch den Hauptspeisen widmen – Matjes mit Speckbohnen und Zwiebeln sowie dem ‚Bauernschnitzel‘ – starte ich eine kleine Erkundungstour durch den Ratskeller. Es hat sich einiges getan! Die zweite Bar, die früher über den Nebeneingang zu erreichen war, ist einem freundlich-gemütlichen Gastraum gewichen. Dort schmücken moderne Gemälde aus dem Privatbesitz des Wirtes die Wände. Als dieser meine bewundernden Blicke bemerkt, erklärt er mir, dass der belgische Künstler zu seinen Stammgästen zählt und auch gerne mal seine Schüler zu uns an den Niederrhein führt. Da schau an …

Doch zurück zum Wesentlichen, den verführerisch duftenden Gerichten. Was soll ich schon sagen, außer: Alles richtig gemacht. Die Matjesfilets sind frisch, ebenso wie die feinen Speckbohnen und knusprigen Bratkartoffeln, die zu beiden Speisen gereicht werden.
Das Bauernschnitzel entpuppt sich als Doppelpack – einmal mit Spiegelei, einmal mit Röstzwiebeln und Bacon-Scheiben. Auch durch die riesigen Portionsgrößen nichts für die schlanke Linie, doch das verdränge ich jetzt einfach.

Mein Fazit: Wer Lust auf ehrliches, gutbürgerliches Essen hat und gleichzeitig ein bisschen urig-gemütliches Flair erleben möchte, sollte sich wie schon viele Rheydter und Gladbacher (!) zum ‚Kellerkind‘ entwickeln.
Ihr LeckerSchmecker
Jean Jacques