Borussia Mönchengladbach hat ein klassisches Luxusproblem: drei hervorragende Innenverteidiger, von denen nur zwei spielen können.

Roel Brouwers | Martin Stanzl | Alvaro Dominguez Ⓒ  Dieter Wiechmann

Roel Brouwers, Martin Stranzl und Alvaro Dominguez – wenn es um die Besetzung der Innenverteidiger-Position geht, hat Borussias Trainer Lucien Favre die Qual der Wahl und muss Woche für Woche eine harte Entscheidung treffen: Da in der Vierer-Abwehrkette des VfL naturgemäß nur zwei Spieler im Abwehrzentrum spielen, muss sich der Schweizer Fußballtrainer für zwei von ihnen entscheiden. „Alle drei sind sehr gute, zuverlässige Leute“, sagt Favre.

Nachdem der Brasilianer Dante den Borussen im vergangenen Sommer den Rücken gekehrt hat und zum FC Bayern gewechselt ist, legten die Borussen auf dem Transfermarkt nach und verpflichteten im Spanier Alvaro Dominguez einen hoffnungsvollen Ersatz: Erst 23 Jahre alt war der Stammspieler von Erstligist Atlético Madrid bereits zweifacher Europa League-Sieger und gilt in seinem Heimatland als Kandidat für die A-Nationalmannschaft. Um ein Haar wäre er im Sommer mit Spanien zur EM nach Polen und die Ukraine gereist – und wohl mit dem Team Europameister geworden. Jetzt ist er bei Borussia gesetzt und hält den Laden im Abwehrzentrum zusammen. Gemeinsam mit den beiden anderen, bereits bei Borussia vorhandenen Innenverteidigern Brouwers und Stranzl, hat Borussia ein Luxusproblem, um das sie sicherlich von einigen Bundesligisten beneidet wird.
Ein Luxusproblem, das aber keines ist: Denn durch die Mehrfachbelastung durch die Europa League-Spiele gönnt Lucien Favre seinen Stammspielern immer mal wieder ein Spiel Pause, auch kommen in den zurückliegenden Monaten einige Verletzungen auf dieser Position zusammen. Wenn es denn einen der Innenverteidiger trifft, erzeugt das beim Trainer keine größeren Magenschmerzen. „Es ist unglaublich gut zu wissen, solch verlässliche Größen zu haben“, sagt Sportdirektor Max Eberl.
Verlässliche Größen, die auch in der Lage sind, auf anderen Positionen ihren Mann zu stehen. Als Tony Jantschke vor wenigen Wochen im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (3:3) wegen der fünften Gelben Karte pausieren musste, spielte Stranzl, einer der zweikampfstärksten Spieler der Bundesliga, auf der Rechtsverteidigerposition – eines der wenigen Spiele, in denen die drei körperlich ähnlich robust gebauten Defensivspieler gemeinsam auflaufen konnten.
Sind alle Spieler fit, laufen meist Dominguez und Stranzl auf, Brouwers muss dann auf der Ersatzbank Platz nehmen – eine Rolle, die der Niederländer verständlicherweise mit wenig Begeisterung, aber ohne öffentliches Lamentieren annimmt. Im für den Europapokal breit und ausgeglichen besetzten Kader ist Brouwers einer der Härtefälle. „Natürlich bin ich frustriert, wenn ich immer wieder auf die Bank muss“, sagt der Mann, der in Porträts wahlweise ‚Mr. Zuverlässig‘ oder ‚Deutschlands zuverlässigster Reservespieler‘ genannt wird. Auf mehr als 20 Pflichtspieleinsätze in dieser Saison kommt er allerdings genauso wie seine beiden Kollegen.
Den Respekt und die Anerkennung der Fans hat der Publikumsliebling, der schon seit 2007 bei Borussia spielt, sowieso, den bei den Mannschaftskollegen ebenfalls. „Mit Roel klappt es immer“, sagt Innenverteidigerkollege und -konkurrent Martin Stranzl über das Zusammenspiel. „Es ist auch eine Charaktersache, dass der andere nicht beleidigt ist, wenn mal ein anderer spielt.“ Und Dominguez schiebt hinterher: „Gut zu wissen, dass wir drei sehr gute Innenverteidiger haben.“