Die Seele baumeln lassen, so nennen es manche. Oder Ferien vom Ich. Den ungewöhnlichen Kick suchen. Oder auch: Einfach abschalten. Immer geht es um nichts weniger als den nächsten Urlaub. So vielfältig wie die Umschreibungen sind die Wünsche, die sich mit den schönsten Tagen im Jahr verbinden: ‚Jedem das Seine‘ könnte das Motto heißen, wenn wir uns auf die Suche nach begeisternden, erfüllenden, ungewöhnlichen und vielleicht sogar unvergesslichen Urlaubserlebnissen begeben.

Ferien sportlich? Wer sollte da kompetenter Rat geben als die Deutsche Sportjugend? Deren besondere Angebote für Jugendreisen folgen der Nachfrage junger Leute nach Bewegung, Wettkampf, oder auch körperlicher Grenzerfahrung. Ob Rafting im Wildbach oder Balancieren im Hochseilgarten, Klettern an alpinen Wänden oder Frisbee: Sportlich definierte Ferienerlebnisse sind über den Sommer in fast allen Ländern Europas bei der Sportjugend im Angebot – rustikale Gemeinschaftserlebnisse am Abend inklusive.
Ferien, in denen man zur Ruhe kommt – das ist eine andere Kategorie, aber durchaus nicht weniger spannend und ebenfalls mit überraschenden Variationen. So beispielsweise nach angenehm kurzer Anreise schon in der beliebten und angesehenen Benediktinerabtei Kornelimünster in Aachen. Wer hier einen Urlaub bucht, erfährt gastfreundliche Offenheit durch die Mönche. Sie stehen zu geistlichen und geistreichen Gesprächen zur Verfügung, laden aber gerne auch zum Mitmachen bei den täglichen Tätigkeiten ein. Innehalten, dabei die eigene Mitte finden – das ist erklärtes Ziel eines solchen Klosteraufenthaltes. Die Benediktiner in Kornelimünster bieten zugleich eine sportliche Herausforderung besonderer Art an: Beim Bogenschießen unter sachkundiger Anleitung geht es darum, sich in Ruhe und Stille mit Konzentration auf ein konkretes Ziel hin auszurichten.
Fernöstliches
Asiatische Heilkunst gilt vielen Mitteleuropäern als Alternative zur Schulmedizin. So sind die Wohlfühl- Anwendungen mit
heißen Ölen nach Art des Ayurveda längst alltäglich in den Angeboten der Wellness-Tempel in Metropolen wie Ferienorten
geworden. Wer die Sache puristischer sieht, macht sich vielleicht auf den Weg zu einem der zahlreichen Ayurveda- Hotels, die sich in Indien, Nepal oder Sri Lanka den alten Erfahrungen und Lehren komplett verschrieben haben, einschließlich ayurvedischer vegetarischer Küche. Sogar Dolmetscher für deutsche Sprache kann man mancherorts buchen.
Die Suche nach der Weisheit und Mitte Asiens legt natürlich nahe, auch die größten und beeindruckendsten Monumente dieses Kontinents zu besuchen und dabei mit den in sich gekehrten, aber immer freundlichen Mönchen in Kontakt zu kommen. Angkor Wat zum Beispiel, die gigantische Tempelanlage 240 Kilometer nördlich von Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh. Ursprünglich um 1100 nach Christus als Heiligtum des Gottes Vishnu erbaut, wurde die Tempelanlage einige Jahrhunderte später zu einem buddhistischen Heiligtum. Bis heute zeugen gleich nebenan weitere große Tempel von dem Wohlstand, der Macht und zugleich dem tiefen Glauben der Khmer, ehe sie mit der Zuwendung zum Buddhismus den Bau weiterer Tempel einstellten.
Vor der Pracht dieser Gebäude und ihrer großen Geschichte verstummt und verebbt mitteleuropäische Hektik. Wenn sie einer Form der asiatischen Ruhe und Gelassenheit weicht, ist zumindest ein Ziel des Urlaubs erreicht: Der Besucher hat für diesen einen Augenblick so etwas wie die eigene Mitte gefunden.

Peter Lamprecht