Ab 29. September zeigt das Museum Schloss Rheydt in einer großen Ausstellung den Münsterschatz. Im Vorfeld wurden dafür rund 150 Skulpturen, Bilder und Gefäße gereinigt und restauriert. Ein Besuch im Atelier der Kölner Restauratorin Julia Giebeler.

 
Tiefe Furchen ziehen sich durch das Gesicht der Heiligen Christina. Die Stirn ist schon geglättet, aber vom Augenwinkel zum Kinn lassen Risse das Heiligenantlitz alt aussehen. Julia Giebeler lässt mit einem dünnen Pinsel deshalb Bindemittel unter die abstehende Farbpartie laufen und drückt das Stück vorsichtig mit einem weichen Silikon-Applikator wieder an. Mit dem Heizspachtel, unter den die 32-Jährige eine dünne Folie legt, wird der Trocknungsprozess schließlich beschleunigt.
Elf Heiligenfiguren aus dem Münsterschatz wurden der Kölner Restauratorin zur Aufarbeitung anvertraut. Die 32-Jährige ist in Mönchengladbach schon lange keine Unbekannte mehr. Nach ihrem Studium machte sie im Museum Abteiberg bei Christine Adolphs ein Volontariat. In dieser Zeit restaurierte sie die Stele von Heinz Mack im Bunten Garten.
Der Münsterschatz ist eine Leihgabe des Bistums Aachen an das Museum Schloss Rheydt. Weil er lange in der Münsterschatzkammer verborgen war, mussten die Objekte alle gereinigt und zum Teil auch ausgebessert werden, ehe sie in neuem Glanz der Öffentlichkeit gezeigt werden können. Dass eine andere als des Künstlers Hand an den Werken gearbeitet hat, darf nur bei ganz genauem Hinsehen erkennbar sein. Julia Giebeler zeigt ein Kruzifix. Ein Arm der Jesusfigur war abgebrochen, die ganze Figur dunkelbraun als sie sie das erste Mal auf den Tisch bekam. Jetzt leuchtet der Körper wieder in seinem ursprünglichen Cremeweiß, die Stelle, an der der Arm wieder angebracht wurde, kann nur erkennen, wer der Figur sehr nah kommt. Der Pinselstrich ist hier etwas anders.
„Jede Restaurierung muss so sein, dass sie jederzeit wieder rückgängig gemacht werden kann“, sagt Giebeler. In ihrem Atelier ist sie den Holzfiguren mit dem Skalpell zu Leibe gerückt, um unter dem Mikroskop Schimmel abzutragen und jahrhundertealte Farbschichten freizulegen. Sie hat ihre Körper mit nebelfeuchten Schwämmen von Staubschichten befreit und Beschädigungen ausgebessert.
Bevor die Stücke für die Ausstellung in den Räumen von Schloss Rheydt arrangiert werden, setzt ein Fotograf die wie neu aussehenden Preziosen für den Katalog ins rechte Licht. Dabei hält Museumsrestauratorin Christine Adolphs ein wachsames Auge auf die historische Kunst. „Ich freue mich unheimlich auf die Ausstellung“, sagt sie. Eigentlich ist sie auf moderne und zeitgenössische Kunst spezialisiert. Der Münsterschatz ist ein Ausflug in ein anderes spannendes Feld.   Garnet Manecke
www.schlossrheydt.de