Geschichtsbeflissene Bildungsreisende besuchen seit der Frühzeit des Tourismus die steinernen Zeugnisse großer Zeiten und mächtiger Herrscher. Ägyptens Pyramiden und das Tal der Könige, die Verbotene Stadt der chinesischen Kaiser oder das Versailles Ludwigs IV sind und bleiben Touristenmagneten. Aber eine düster wirkende Kneipe in einer tropisch bewachsenen Bucht der Antillen-Insel St. Vincent? Was kann Touristikanbieter bewegen, einen solchen Ort als Ausflugshighlight auf den Programmzettel für Inselbesucher zu setzen?

 
Die Lösung des Rätsels heißt: Captain Jack Sparrow. Diesen verwegenen Typen findet der Tourgast auf Fotoserien an der Wand der Spelunke. In den Geschichtsbüchern sucht man ihn allerdings vergeblich. Jack Sparrow, von Beruf Piratenkapitän, ist ein Filmheld. Die Hauptperson in der Kinoserie ‚Fluch der Karibik‘, gespielt von Johnny Depp, wird allerdings unsterblich bleiben, zumindest in den Büchern der Filmgeschichte. ‚Fluch der Karibik 2‘ ist nämlich mit mehr als einer Milliarde Dollar Umsatz die Nummer vier der erfolgreichsten Kinostücke aller Zeiten. Die Erinnerung daran ist für eine karibische 117.000-Einwohner-Insel Touristengold wert. Und so, wie die Film- und Fernsehgeschichte längst Teil der großen Kulturgeschichte geworden ist, so bewähren sich manche Drehorte der Traumfabrik längst auch als Anziehungspunkte der Reisewelt.
 
Natürlich finden sich besonders viele dieser Ziele in den Metropolen der Welt. Rom zum Beispiel: Die Ewige Stadt fasziniert Shopping- und Historien-Fans gleichermaßen, verströmt aber auch gewissen Star-
Appeal. Regisseure lieben und nutzen die Spanische Treppe und den Trevi-Brunnen als natürliche Kulissen. Das alte Rom lebte in ‚Ben Hur‘ auf, die verwinkelten Gassen um den Petersdom boten Realitätsnähe in den Action-Blockbustern ‚DaVinci-Code‘ und ‚Illuminati‘.
 
Überhaupt Italien: Capri steht für Liebesglück und Liebesleid in der Filmgeschichte, über Neapel schwebt noch immer  ‚Der Pate‘ als Filmgeist. Wagemutige können jenseits des Großen Teichs, in Neapels Schwesterstadt New York, sogar einen Trip ‚Auf den Spuren der Mafia‘ buchen.
 
Großes Griechen-Gefühl wird geweckt auf der Ägäis-Insel Skopelos. Da wurde ein Großteil der Musicalverfilmung ‚Mama Mia‘ gedreht: Liebes- und Tanzszenen zu Abba-Hits am traumhaften Kastani-Strand, die Hochzeit von Sophie und Sky in der Kirche von Agios Ioannis, hoch auf dem Felsen. Schon der Aufstieg über die 105 steinernen Stufen beschert filmreife Gänsehaut. Wem oben beim Blick aufs azurblaue Meer nicht das Herz aufgeht, der sollte keine Kulisse von Liebesfilmen mehr besuchen.
 
 
Und natürlich lohnt sich auch immer eine Reise in die Hauptstadt der Kino-Bewegung: Hollywood, gelegen im eindrucksvollen Sunshine-State California. Sich einmal wie Julia Roberts oder Richard Gere fühlen und dort logieren, wo einst ‚Pretty Woman‘ ihren Charme spielen ließ? Kein Problem, die Penthouse Suite im Beverly Wilshire Hotel, die die Vorlage der Filmkulisse bildete, steht jedem für eine oder mehrere Nächte offen. Vorausgesetzt natürlich, Sie sind bereit, gut 10.000 Dollar die Nacht zu zahlen. Günstigeres Hollywood-Feeling lässt sich nebenan auf dem berühmten Rodeo Drive erzielen. Stars und Sternchen lieben den Boulevard, um ausgiebig zu shoppen.
 
Doch wenn Sie schon in LA weilen, könnten Sie natürlich auch einen Besuch in einem der großen Studios buchen. Die bestehen nicht nur aus riesigen Hallen, sondern nutzen auch parkähnliche Freiflächen, um Erinnerungsstücke aus der Kinogeschichte zu präsentieren. Kleiner Tipp: Wenn Sie Hitchcock-Fan sind und gern mal vor dem Psycho-Haus fotografiert werden möchten: Die düstere Herberge, in der Anthony Perkins, alias Norman Bates, die kühle Vivian Leigh erdolcht hat, ist auf dem Areal der Universal-Studios zu besichtigen.
Peter Lamprecht
Info
www.filmtourismus.de