Reisen im November – trotz Nebel, Frühschnee oder November-Blues? Reisen, um zu genießen in dieser Zeit? Dazu braucht man nicht mehr als eine gute Idee, ein paar freie Tage und eventuell den Mut zur Ferne.

Eine der Ideen verbirgt sich hinter dem Stichwort Piemont: Gerade jetzt ist Italiens zweitgrößte Region (nach Sizilien) Schauplatz eines Parforceritts in Sachen Genuss. Es geht um die Trüffelernte. Vor allem der ‚Diamant von Alba‘, der Weiße Trüffel dieser Gegend, zieht Genießer magisch an. Bis Mitte des Monats lockt in Alba die Trüffel-Messe mit über 100 Marktständen, an denen es natürlich auch alle anderen Leckereien Norditaliens gibt, also Käse, Schinken und Wein vom Feinsten.
Die Restaurants haben Hochbetrieb mit ihren Kreationen rund um den Trüffel, und der Höhepunkt am 13. November bewegt sogar die ganze Welt. Es ist die Trüffel-Weltauktion in der Halle der Masken auf der Burg von Grinzane. Per Satellit sind dabei Trüffel-Verehrer aus Metropolen wie New York und Sidney, Hongkong, Singapur, Moskau oder Las Vegas zugeschaltet. Und dann gehen große Summen für die weißen Gewächse über den echten und zugleich virtuellen Auktionstisch. 2010 zum Beispiel erzielte die Auktion 307.200 Euro – als Gegenwert für 13 ersteigerte Trüffel.
Oder Mallorca. Die ‚Lieblingsinsel der Deutschen‘ liegt auch im November nur zwei Flugstunden entfernt. Und selbst bei Herbstdunst oder Regenschauern ist die klare Sicht gesichert in den Edelrestaurants, die sich am Rande des sommerlichen Massentourismus auf der Königin der Balearen etabliert haben. Wie schon die Schriftstellerin George Sand über den ‚Winter auf Mallorca‘ formulierte: „Alles ist vorhanden, und Kunst könnte dem nichts hinzufügen“.

Aus der Fülle der guten bis exzellenten Restaurants auf Mallorca hier nur einige Namen zur Auswahl: Jörg Klausmann, auch als Promikoch bekannt, wirkt am Herd des Mirador de Cabrera in Pas de Vallgornera. Sternekoch Marc Fosh steht mit seinem Namen für das Simply Fosh in Palma. Jens Krumbiegel ist mit dem El Patio einer der Top-Tipps in Puerto de Andratx. Und auch, wenn Sie nichts als ein paar Tapas zu einem guten ‚Roten‘ suchen, bleibt Mallorca eine erste Adresse. Das gibt es im November garantiert ohne Gedränge und Hektik. Dazu sicherlich immer einmal einen verlockenden Übernachtungspreis in den 4- und 5-Sterne-Herbergen der Insel. Mallorca ist eben immer ein Genuss.

Auch Istanbul, Schmelztiegel der Kulturen am Bosporus, dem Treffpunkt der Kontinente, behält naturgemäß trotz des Novembers seinen Reiz. Kühler ist es als im Sommer, Dunst und Regen inklusive. Aber die Lust an den Gewürzen und Genüssen des Orients, das Staunen über die Fülle der Angebote, die Begeisterung für die Großereignisse der Kultur und für das allgemeine Gewimmel – sie werden hier auch im November nicht getrübt. Sie treffen in der Weltstadt Istanbul auf Genießer-Angebote aus den Traditionen Armeniens, Griechenlands, Anatoliens oder des Kaukasus. Experten empfehlen das Slow Food Restaurant Maya, das ostanatolische Hatay Akdeniz Sofrasi oder das Restaurant Ciya, das Gerichte aus den unterschiedlichsten Gegenden der Türkei anbietet.

Und weil Genießer gern auch zur Quelle vordringen, zu den Frische-Märkten also, hier noch einige Namen, nach denen Markt-Sucher in Istanbul fragen sollten: der Fischmarkt am Fuße der Galata-Brücke, der Çarşamba-Markt (größter Wochenmarkt Istanbuls), der kleine Markt von Kadiköy, der Ägyptische Bazar (Gewürzbasar) und der Küçük Bazar in Eminönü. Und was Sie nirgendwo in Istanbul vergessen sollten: Lassen Sie sich mit Mezes verwöhnen, der fantasievollen türkischen Vorspeisen-Version von Tapas.

November-Flucht geht natürlich auch ganz weit weg. bei den Gauchos in den Weiten Argentiniens hat der Frühling schon begonnen. 14 Flugstunden von unserem November-Blues entfernt lockt die Sonne von Buenos Aires, locken die Geburtsplätze des Tangos und der Genuss der besten Rindersteaks südlich des Äquators. 52 Millionen frei lebende Rinder liefern in diesem Land den Rohstoff für Filets und Asados (Spießbraten) von unvergleichlicher Zartheit.

Argentiniens Hauptstadt hat aber nicht nur diesen Genuss zu bieten. Als zentraler Treffpunkt aller Einwanderer-Kulturen spiegelt diese Stadt Koch-Einflüsse aus Italien und Spanien, aus Deutschland, aus Russland und auch aus Arabien. Und so finden Sie in Buenos Aires sizilianische Pasta, hausgemachte Tallarines oder Kartoffel-Noquis, die in Italien als Gnocchi bekannt sind. Huhn mit einer Paste aus Sesam und Mandeln wird ‚Pollo al Taratur‘ genannt –
und entstammt der orientalischen Küche.

Genießen, das steht also fest, lässt sich das Leben auch im November.

Peter Lamprecht