Auch der größte Optimist wird nun zugeben müssen, dass der Sommer vorbei ist. Und damit hat auch die Zeit, in der die Früchte – frisch von Strauch und Baum gepflückt – im Mund ihre Aromen ausbreiten konnten, ihr Ende gefunden. Auf fruchtigen Genuss muss man trotzdem nicht verzichten: Trockenobst hält den Sommer in komprimierter Form fest –
und ist vielseitig verwendbar.
„Durch den Trocknungsprozess wurde den Früchten das Wasser entzogen, die Vital- und Nährstoffe sind aber großteils erhalten geblieben“, sagt Claudia Schlagmann, Leiterin der SuperBioMarkt-Filiale in Mönchengladbach. „So ist die Dichte an Vitalstoffen höher als in der gleichen Menge ungetrockneten Obstes.“
In Bio-Qualität ist der Genuss ungetrübt, denn die Früchte werden oft schonend in der Sonne getrocknet, ausgebreitet auf luftdurchlässigen Unterlagen oder in Dörrkammern bei einer Temperatur um die 40 Grad, um die Vitamine zu schonen. Es bleibt eine Restfeuchtigkeit von etwa 20 Prozent, die Aromastoffe werden konzentriert. „Dadurch ist der Geschmack des Trockenobstes oft intensiver als der von frischem“, sagt die Expertin.
Auch auf das Schwefeln, bei dem mithilfe von Schwefeldioxid oder schwefeliger Säure und ihren Salzen die Früchte haltbar gemacht werden, wird bei Bio-Trockenobst verzichtet. „Deshalb sind Bio-Trockenaprikosen zum Beispiel viel dunkler als konventionelle“, erklärt Claudia Schlagmann. „Das Nachdunkeln ist ein natürlicher Prozess.“ Gleiches gilt für das Auszuckern, das bei Trockenfeigen zu beobachten ist. Dabei legt sich ein dünner weißer Schleier auf die Früchte. Um das Trockenobst vor Insektenbefall zu schützen, werden sie in der Bio-Verarbeitung schockgefroren und kühl gelagert. So haben unerwünschte Besucher keine Chance.
Die Auswahl ist reichhaltig: Äpfel, Weintrauben, Aprikosen, Bananen, Pfirsiche, Sauerkirschen, Maulbeeren, Cranberries, Ananas, Physalis, Mangos, Datteln und Feigen locken mit ganz unterschiedlichen Aromen. Als Bestandteil in Müsli, als Beigabe zum Joghurt oder pur dienen sie als vollwertige Zwischenmahlzeit oder als kleine Süßigkeit zwischendurch, Saucen geben sie eine raffinierte Note. Und durch ihren hohen Gehalt an den Vitaminen A, der B-Gruppe und C sowie Calcium, Eisen, Magnesium, Phosphor, Kalium und Ballaststoffen sind sie wahre Energiebomben.
Besonders der exotische Teil des Trockenobstes wird im Winter geschätzt, stellt Claudia Schlagmann immer wieder fest. Feigen, die zu den ersten Kulturpflanzen der Menschheit überhaupt zählen, sind in weihnachtlichen Desserts sehr beliebt. Bis zu acht Meter hoch wird ein Feigenbaum. Wer ihn pflanzt, muss bis zur ersten Ernte Geduld haben, denn damit ist erst nach fünf Jahren zu rechnen. Dafür wird der Bauer reich belohnt, denn bis zu 50 Jahre trägt ein Feigenbaum Früchte.
Datteln haben im Winter ebenfalls Hochkonjunktur. Dazu trägt auch bei, dass sie fast eine vollwertige Mahlzeit sind und noch heute ein Grundnahrungsmittel in Nordafrika. Wie die Feigen haben auch die Datteln Karawanen in der Wüste mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt, bis sie die nächste Oase erreichten. Noch heute ist die Dattelpalme der wichtigste Oasenbaum in den Wüsten Afrikas und Südostasiens.
Garnet Manecke