In einem wunderschönen Song des englischen Jazz-Musikers Jamie Cullum heißt es im Text unter anderem: „Next year, … I gonna drink less beer, … gonna read more books, … call my gran every Sunday …”
Alles Lippenbekenntnisse! Doch ich hab‘ gut reden: Die Umsetzung meiner guten Vorsätze läuft in diesem Jahr auch eher schleppend an.
Aber warum auch alles neu und anders machen? 2013 war doch gar nicht sooo schlecht! Die Rückblicke im Dezember, präsentiert von Jauchs Günther mit betroffenen Gesichtszügen, haben uns wie in jedem Jahr gezeigt, dass die Zeit sehr schnell verrinnt und wir sie nicht aufhalten können. Wir können doch alle nur versuchen, die Gegenwart nach unseren Wünschen und Vorstellungen zu gestalten und unser Ding zu machen. Jeder für sich und ohne jemand anderem auf die Nerven zu gehen.
Was sollte ich denn alles noch besser machen als im letzten Jahr? Ist das eine der typisch deutschen Tugenden, alles immer noch höher, noch schneller noch billiger oder noch teurer zu machen? Warum nicht mal zufrieden sein und einfach von den viel zu hohen Ansprüchen, die einem in der Werbung vorgegaukelt werden, runter kommen?
So scharf wie der Typ in der Rasierwasserwerbung werde ich sowieso nie aussehen. Warum auch? I´m sexy and I know it! Ich fühle mich auch so wohl. Die Speisen, die meine Frau zubereitet, sehen zwar nicht so stylish aus wie beim Promi Dinner, dafür schmecken sie wirklich gut! Auch für besondere Erlebnisse brauche ich nicht quer durch die Welt zu jetten. Mein Indian Summer war im Stadtwald und mein Las Vegas die Rheydter Herbstkirmes.
Wir sollten nicht irgendwelchen fernen Idealen hinterherlaufen, sondern schon Kleinigkeiten zu schätzen wissen. Nicht jeder kann ein Häuptling sein, aber ein zufriedener Indianer ist auch sehr viel wert. Ein französisches Sprichwort sagt: „Wir werden bedrängt von den Wünschen, die man über uns verhängt“. Schon im Kindergarten unterliegen die Knirpse den Zwängen eines zeitgenössischen Rucksacks – möglichst das neueste Model von Scout & Co. In der Schule weitet sich die Notwendigkeit von Statussymbolen über Turnschuhe, Klamotten und natürlich Handys weiter aus. „Was haben Sie denn für ein Telefon?!“
Ich sehe schon bald die ersten ‚Silver Liner‘ mit frisierten E-Rollstühlen beim Kopf-an-Kopf-Rennen auf dem Weg zum Taubenfüttern im Park. Ein Leben auf der Überholspur heißt nicht, auch immer als Erster am Ziel zu sein. Man ist eigentlich nur schneller am Ende. Setzen Sie sich viele kleine Ziele – umso öfter haben Sie Grund, sich zu freuen.
Also, nun aber husch, husch ins angebrochene Jahr. Und wenn es mal nicht so fluppt, denken Sie an den dicken Balu aus Walt Disney’s Dschungelbuch und pfeifen zur Entspannung sein Lied:
Bis die Tage!
Ihr Gregor Kelzenberg