Es ist nicht die schlechteste Marketing-Idee, Mode mit den Namen beliebter Reiseziele zu bezeichnen. Oft liegt es ja auch nahe, da die modische Idee in der Region entstanden und untrennbar mit ihr verknüpft ist. Urlaub am eigenen Körper? Eine attraktive Idee,
die Sie von Kopf bis Fuß verwirklichen können.

Behütet
Frühling, Herbst und Winter sind die Zeit der wärmenden und schützenden Kopfbedeckungen. Eine der beliebtesten Hüllen fürs europäische Haupt hat ihren Ursprung im Nordosten Spaniens, am Golf von Biscaya. Die Baskenmütze kommt wirklich aus dem Land der Basken, gelegen zwischen Bilbao und San Sebastian auf spanischer Seite sowie Biarritz und Saint Jean de Luz hinter der französischen Grenze. Das Original wird zumeist flach auf dem Haar getragen, zuweilen mit
gezieltem Griff in eine etwas schräge Lage gebracht. Aber inzwischen gibt es die modischen Accessoires in unendlich vielfältigen Formen: verlängert, mit Bommel, gestrickt und geschmückt. Aber eine gute Kopfbedeckung für die immer wehenden atlantischen Winde im Herkunftsland – das bleibt die Baskenmütze allemal.

Das Kleidungsstück ist bei uns wesentlich weiter verbreitet als die Kenntnis über die Gegend, aus der sie kommt. Das könnte sich bald ändern. Spätestens 2016
beispielsweise wird San Sebastian, Hauptstadt einer der baskischen Provinzen in Nordspanien, als Kulturhauptstadt
Europas in den Schlagzeilen auftauchen. Baskisch, die vielleicht älteste unter den noch gebräuchlichen Kultursprachen, kommt dann ebenso ins Gespräch wie die traumhafte muschelförmige Bucht, über die sich der prachtvolle Sandstrand von San Sebastian erstreckt. Das einzige europäische Rathaus, das einst als prächtiges Spielcasino erbaut worden ist,
gehört zu dieser Stadt. Ebenso die kleinen Leckereien, die man weiter südlich Tapas nennen würde. San Sebastian und seine Umgebung üben eine besondere Anziehungskraft auf Spitzenköche aus – so ist die Dichte an Michelin-Sternen hier besonders bemerkenswert.

Modische ‚Kniefälle‘
Dort, wo eine der berühmtesten Sommerhosen herkommt, kann man die Baskenmütze dagegen glatt vergessen. Die Caprihose wird mit der gleichnamigen Insel im Golf von Neapel in Verbindung gebracht – und sie hat ihren Ursprung tatsächlich in Italien. Ganze Generationen von Europäerinnen haben sie gekauft und unsterblich gemacht, jene leichten Beinkleider, die kurz unter dem Knie enden. Aber nirgends wird den
Trägerinnen so romantisch ums Herz wie auf Capri selbst, dem 10,4 Quadratkilometer kleinen Eiland der Träume.
Ganze Filmarchive quellen über vor
Bildern, die diese Insel preisen. Romane wie ‚Das Buch von San Michele‘ beschreiben die grüne Terrassenlandschaft, die von Oliven- und Obstbäumen dominiert wird. Nobel-Touristen wie der Industrielle Friedrich Alfred Krupp, der Dichter Rainer Maria Rilke und der Schriftsteller Maxim Gorki haben hier Erholung gefunden. Capri gibt einer Salatvorspeise – der Caprese – ebenso den Namen wie zahllosen Eiscafés rund um die Welt, sogar ein beliebtes Ford-Coupé trug den Namen der Insel. Die Caprihose als Beinkleid der Damen schließlich hat sich zum Evergreen entwickelt.
Das männliche Gegenstück ist weniger hautnah geschnitten und endet
maximal über dem oberen Drittel der Kniescheibe. Die ‚Bermudas‘ stammen von der gleichnamigen Inselgruppe vor der Küste Virginias. Und wie ihre Urheber sind sie eine britische Idee. Die einstigen Kolonialherren machten diese Version der kurzen Hose kurzerhand gesellschaftsfähig, um in tropischen und subtropischen Regionen der Welt auch bei Hitze gut angezogen zu sein.