Kennen Sie dieses Gefühl, wenn Sie eine Nachricht trifft wie ein Schlag ins Gesicht? Die Meldung, dass der Weinhof Voosen schließt, war eben so eine Mitteilung. Nie wieder in ‚Juttas Wohnzimmer‘ auf der roten Couch sitzen, in der ehemaligen ‚Scheune‘ feiern oder den Sonnenuntergang im Biergarten genießen? Für viele – inklusive mir – eine schreckliche Vorstellung.
 
Umso größer war die Freude über die Botschaft, dass der Weinhof wiedereröffnet wird. Ein neuer Pächter möchte die Traditionsstätte fortführen, zwar mit frischem Schwung und neuen Ideen, aber doch nicht gänzlich anders. Na, das klingt doch gut und gibt Hoffnung. Nun musste nur noch die Zeit des Wartens überbrückt werden. Unter die Vorfreude mischte sich aber auch ein wenig Angst: Strahlt das Restaurant noch seinen ureigenen Charme aus? Hat der Hof noch dieses Zuhause-Gefühl?
Freudig nervös und doch etwas ‚bang‘ treten wir den Weg nach Günhoven an. Zur Unterstützung habe ich gleich eine recht große Truppe zusammengetrommelt, alles ehemalige Stammgäste, die mein Wechselbad der Gefühle teilen.
Der erste Eindruck beruhigt: Voosen ist noch Voosen, zwar ‚aufgeräumter‘, aber immer noch sehr speziell. Umbauten wurden auf minimale Änderungen beschränkt. Erst bei längerem Aufenthalt fällt auf, dass kaum noch etwas vom alten Kitsch, den man so liebte, übrig geblieben ist und manche Änderungen – wie der neue Standort des Computers zum Beispiel – nicht unbedingt nötig gewesen wären. Eigentlich schade, aber es weht nun mal ein neuer Wind. Der neue Betreiber Stefan Groß wird sich mit Sicherheit seine Gedanken gemacht haben und vermittelt nun auf seine Art Gastfreundschaft und Gemütlichkeit.
Widmen wir uns also Speis‘ und Trank. Hier sind die größten Neuerungen erkennbar. Die Weinkarte macht dem Restaurantnamen alle Ehre – und vor allem kann man sie rein theoretisch von vorne bis hinten durchprobieren, alle edlen Tropfen sind vorrätig. Die Speisekarte ist stark geschrumpft und nun aufgeteilt in eine Hälfte dauerhafte und eine Hälfte saisonale Gerichte. Gut, dass wir so viele sind – da können wir doch zumindest bei den Hauptgerichten einmal alles bestellen. Bei den Vorspeisen halten wir uns lieber ein weinig zurück, da wir die Portionsgrößen noch nicht einschätzen können.
Also starten wir mit Ziegenkäse, Reibekuchen mit Lachs und einer kalten Gurken-Melone-Suppe. Ein erleichtertes Aufatmen geht durch die Reihen: Es schmeckt! Und das sogar richtig gut! Der neue Koch scheint wohl ein Händchen für feine Gewürzkompositionen zu haben und die verwendeten Zutaten haben eine fantastische Qualität. Wenn’s so weiter geht, ist alles super.
Einen kleinen Dämpfer bekommt die Euphorie durch die Wartezeit auf den Hauptgang. Wobei wir dem keine große Bedeutung beimessen. Denn, erstens ist das Restaurant gerade erst eröffnet, sämtliche Abläufe müssen sich also noch einspielen. Zweitens muss man als große Gruppe immer etwas Wartezeit in Kauf nehmen und drittens sind sowohl der Innenraum als auch der Biergarten rappelvoll. Wir hätten vielleicht doch lieber vorher reservieren sollen – selbst schuld. Als die Hauptspeisen dann serviert werden, sind sie aber trotzdem alle heiß und frisch. Respekt.
Hier fällt unser Urteil ebenfalls positiv, dieses Mal jedoch mit kleinen Einschränkungen, aus. Die Kalbsleber mit ‚Pü‘, Röstzwiebeln und karamellisierten Äpfeln und das Doradenfilet auf Ratatouille, Gerichte, die uns wärmstens empfohlen wurden, sind wirklich unglaublich gut. Wer seinen Flammkuchen mit viel Belag mag, wird ihn hier ebenso lieben. Die Pasta dagegen könnte ein wenig mehr Würze vertragen, wobei Nachwürzen das geringste Problem ist. Kurz: Die Grundlagen stimmen hundertprozentig, die Zutaten sind frisch und von höchster Güte. Ein gelungener Start also, kleinere Stolpersteinchen wird die Routine garantiert beseitigen – mal ganz davon abgesehen, dass sie der zuvorkommende Service schon jetzt vergessen lässt. Ich persönlich freue mich ehrlich auf meinen nächsten Besuch.
Ihr LeckerSchmecker Jean Jacques
Weinhof Voosen
Voosen 51 a  | MG
Fon 02161.581027 | weinhof-voosen.de
Öffnungszeiten
Di – Sa | 17 – 23 Uhr | So | 11 – 23 Uhr
Mo | Ruhetag