Strahlend blaues Meer, die Schönheit der Natur – und diese eindrucksvolle Ruhe. Urlaub ‚back to the roots‘ fernab großer Hotelkomplexe oder Partymeilen, das ermöglicht ein Inselhopping der anderen Art. Die kleinen Schwestern berühmter und bekannter Inseln erfüllen diesen Reisetraum.

Die Gegend verwandelt sich im Sommer in ein einziges violettes Blütenfeld. Die heimische Bondestave und Wermutpflanzen sorgen dafür. Wo dieses Feld seltener Blüten liegt? Mitten in der Nordsee, vor der Küste Schleswig-Holsteins. Die Rede ist von der Hallig Gröde, nicht nur Deutschlands kleinste Gemeinde mit gerade 17 Einwohnern. Als eine von insgesamt zehn Erhebungen knapp über dem Meeresspiegel gehört Gröde samt der inzwischen ‚angedockten‘ Hallig
Appelland zu den stillen Schwestern der benachbarten nordfriesischen Ferieninseln Föhr, Amrum und Sylt: 277 Hektar zum Angeln, Wandern im Watt, Baden – und zum ‚Runterkommen‘.
Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein. Actionsport, Autoverkehr oder riesige Partys? Fehlanzeige. Selbst der Einkauf mag gut geplant sein: Man bestellt über den Vermieter und wird – wie alle Halligbewohner – einmal in der Woche vom Festland beliefert. Dafür ist man an jedem Fleckchen maximal drei Gehminuten vom Meer entfernt und der Klönschnack mit den ‚Ureinwohnern‘ blüht noch prächtig.
Heureka bei Kreta!

Vielleicht noch etwas rustikaler als auf unseren deutschen Halligen geht es auf Gavdos zu, der kleinen Schwester des großen Kreta.  Fünf Hotels, einige Ferienwohnungen, Camping rustikal: Das ist Gavdos rund um den Strand von Sarakiniko. Dahinter eine Landschaft, satt begrünt und damit grüner als Kreta. Eine Attraktion darunter ist der See-Wachholder, eine Abart der Strauchpflanze, die es zu stattlichen Höhen bis zwölf Metern bringt. Bei der An- und Abreise per Fähre ist jedoch etwas Flexibilität – oder die Gunst der Götter – gefragt. Denn, das Wetter kann der Überfahrt zum südlichsten Eiland Europas, 250 Kilometer vor der Küste Libyens, auch mal einen Strich durch die Rechnung machen. Bei Regen oder Sturm kehrt die Fähre um und fährt – vielleicht – erst wieder zwei Tage später.
Einem Orden auf der Spur
Auch Malta ist mit einer kleinen Inselschwester gesegnet. Comino liegt zwischen Malta und Gozo, ist drei Quadratkilometer groß und beherbergt gerade einmal drei ständige Bewohner. Steilküsten umrahmen die Insel. Kiefern, Oleander und Agaven wachsen auf dem Felsplateau, und maltesische Gastlichkeit kann man im Comino-Hotel sowie in einer Feriensiedlung oder auf  einem Campingplatz erproben. Sehenswert: Der Santa Marija Tower, einst im 17. Jahrhundert als Wachturm vom Malteserorden errichtet und die dazu gehörige ‚Gun Battery‘ samt vier historischen Kanonen.
Für echte Insider

Wandern, Baden, Angeln,  Reiten, Tauchen, Golfen – das klingt nach Urlaub der aktiveren, vielleicht sogar exklusiveren Art. Aber nur eine Handvoll Hotels und Ferienresorts stehen denen zur Verfügung, die das alles im Klima des ewigen Frühlings in Madeiras Windschatten erleben möchten. Denn der Schauplatz Porto Santo, spöttisch auch als „langer Strand mit kleiner Insel“ beschrieben, ist als Urlaubsziel noch weithin unbekannt. Tatsächlich ist der Strand das größte landschaftliche Ereignis auf dieser kleinen Insel, was aber die herbe Schönheit vulkanischen Ursprungs keineswegs schmälert. Und die immer seltener werdende Ruhe ist diesmal ja ein Hauptmotiv unseres Inselhoppings …
Peter Lamprecht