Noch bis 28. September läuft die Ruhrtriennale 2014. Das Festival wartet in über 30 Produktionen mit ungewöhnlichen Begegnungen in den Sparten bildende Kunst, Film, Tanz, Musiktheater und Konzert auf. Kunstorte sind verschiedene Städte im Ruhrgebiet. Mit Gregor Schneider ist auch ein aus Mönchengladbach stammender Künstler dabei.

Die Eröffnung war so ungewöhnlich, wie das Festival selbst: In seiner Inszenierung ‚Le Sacre du Printemps‘ ließ Romeo Castellucci Rinderknochenmehl im Gegenlicht und 40 Maschinen tanzen. Heiner Goebbels, künstlerischer Leiter der Ruhrtriennale, schickte bei der Vorstellung von Louis Andriessens ‚De Materie‘ eine Schafherde auf die Bühne. Ungewöhnliches zu wagen, neue Welten zu entdecken, Kunst hautnah zu erleben, um die Ecke zu sehen und zu denken: Das möchte das Kunstfestival seinen Besuchern anbieten.
Wann gingen Sie zum letzten Mal durch ein Abflussrohr? Nun, den meisten Menschen ist dieses Abenteuer verwehrt, haben sie nicht gerade Zutritt zur örtlichen Kanalisation – oder sie kennen Gregor Schneider. Das Neu-Erleben alltäglicher Räume ist sein großes Thema, Grenzerfahrungen inklusive. Mit seinem Projekt ‚Kunstmuseum‘ führt er die Besucher bis zum 12. Oktober in das Kunstmuseum Bochum. „Ich freue mich, den Haupteingang des Museums zu schließen. Durch einen neuen Eingang – ‚einem Abflussrohr‘ – ins Museum in verborgene Räume, in eine normalerweise im Museum nicht zugängliche ‚abseitige Welt‘ zu führen“, beschrieb Schneider in einer E-Mail an Heiner Goebbels seine Installation. In einem Künstlergespräch am 14. September können Kunstliebhaber direkt mit ihm über dieses Erlebnis sprechen.
Mit der Freitagsküche, die bei der Ruhrtriennale samstags geöffnet hat, entsteht mitten im Kunsttrubel ein weiterer Raum, der Platz für Gespräche bietet. Sie ist am 13., 20. und 27. September jeweils nach den Vorstellungen in der Turbinenhalle Bochum geöffnet. Hier treffen sich Kunstgucker und -macher, diskutieren und parlieren, essen und genießen.
Der letzte Küchendienst liegt fest in der Hand von 12- bis 14-Jährigen. Wer nun einen niedlichen Kinderabend erwartet, kennt die Ruhrtriennale nicht. Zwar gab es während der Ferien einen 14-tägigen Workshop für die Kinder, doch Einkaufen, Kochen und Essen wurden unter dem Aspekt betrachtet, dass auch Alltägliches Kunst sein kann. In ‚doing kitchen‘ wird die Küche zur Bühne, auf der Lebensmittel, Speisepläne, Essen und Kunst neue Verbindungen eingehen. Unmittelbar davor zeigt Boris Charmatz seine Choreografie ‚manger‘ für 14 Tänzer und fünf Kinder, bei der Essen das zentrale Thema ist.
Obwohl Kinder und Jugendliche bei der Ruhrtriennale eine wichtige Rolle spielen – immerhin stellen sie für die Children’s Choice Awards die Fachjury – gibt es kein spezielles Kinderprogramm. Die Macher der Ruhrtriennale möchten, dass die jungen Besucher die Kunst auf Augenhöhe mit den Erwachsenen erleben. ‚No Education‘ nennen die Organisatoren das dahinter stehende Verständnis, dass Bildung nicht zielgerichtet vermittelt wird, sondern durch Erleben und Selberdenken entsteht. Das gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Die Ruhrtriennale lädt auch 2014 ein, sich in diesem Sinne zu bilden.
Garnet Manecke
 
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