Die Rose spielt eine besondere Rolle unter den Pflanzen: Die Schönheit ihrer Blüten fasziniert, ihr Duft betört. So hat sie es zum Sinnbild der Liebe und zum Titel ‚Königin der Blumen‘ geschafft. Aber die edle Pflanze hat auch innere Werte: Ihre Wirkstoffe sind entspannend, reizmildernd und harmonisierend.
Seit Beginn der Züchtungen sind rund 30.000 verschiedene Sorten entstanden. Eine der wertvollsten ist die Damaszener, im Volksmund auch als ‚echte Rose‘ bekannt. Aus ihr wird das wertvolle Öl gewonnen, das in der Naturkosmetik und in der Naturheilkunde Verwendung findet.
„Um Rosenöl zu erhalten, werden die Blütenblätter in Öl eingelegt, das dann die Inhaltsstoffe aufnimmt“, erklärt Anne Jantzen, Naturkosmetik-Fachberaterin des Mönchengladbacher SuperBioMarktes. Hersteller benutzen dafür gerne Mandelöl. Anders als in der konventionellen Rosenzucht, ist beim Anbau dieser Rosen die Verwendung von Pestiziden und künstlichem Dünger tabu.
„Rosenöl ist für sehr empfindliche Haut gut geeignet, weil es reizmildernd wirkt“, sagt Jantzen. Auch Rosenwasser wirkt bei Hautrötungen oft wahre Wunder. „Das entsteht durch Wasserdampfdestillation“, erklärt die Expertin. Um die Duftstoffe für echtes Rosenwasser zu erhalten, werden die Blütenblätter mit Wasserdampf durchsetzt. Bei diesem Procedere setzt sich das konzentrierte ätherische Öl ab und der Dampf nimmt weitere Inhaltsstoffe auf.
Was sich einfach anhört, ist in der Praxis wesentlich komplexer. Denn um einen Liter konzentriertes Rosenöl zu erhalten, werden rund drei Tonnen Blütenblätter benötigt. Die Produktion eines Tropfens erfordert 30 voll erblühte Damaszener Rosen. „In einer Flasche von fünf Millilitern mit einer Konzentration von zehn Prozent stecken also die Wirkstoffe von 360 Blüten“, sagt Jantzen.
Um den Duft einzufangen, müssen die Produzenten die Pflückzeit beachten. Die Königin der Blumen ist eigenwillig, sie verströmt ihr Aroma am liebsten bis Sonnenaufgang, weil sie tagsüber durch die Wärme kontinuierlich ihren duftenden Ölgehalt verliert. In den frühen Morgenstunden haben die Pflücker buchstäblich alle Hände voll zu tun. Die Ernte ist reine Handarbeit, die sich lohnt: Rund 400 Einzelstoffe sind im ätherischen Rosenöl bereits nachgewiesen worden.
In Indien und im arabischen Raum werden Rosenöl und -wasser schon seit Jahrtausenden für die Körperpflege verwendet. „Besonders für die feuchtigkeitsarme Haut ist es gut geeignet“, sagt Jantzen. Aber nicht nur auf der Haut entfalte die Pflanze ihre volle Wirkung – ihr Duft lässt auch die Psyche jubilieren. „Das Öl wird gerne zur Unterstützung bei Geburten eingesetzt“, sagt Jantzen. „Weil es psychisch stabilisierend, anti-infektiös und antiviral wirkt – übrigens auch aphrodisierend.“
Besonders Letzteres dürfte der Grund sein, warum Rosenwasser in der Küche immer wieder Verwendung findet. In hochwertigem Marzipan ist es genauso zu finden, wie als aromatische Note in Konfitüren, Tees, Desserts oder als Beigabe in prickelndem Sekt.
Garnet Manecke