Der Blick aus großen Kulleraugen, ein sanftes Stupsen oder das Gefühl von warmem Fell unter den Fingerspitzen – der Kontakt zu einem Tier kann unglaublich beruhigend sein. Man fühlt sich in seiner Gesellschaft nie allein und das egal, wie groß oder klein der Vierbeiner ist.
Seine Nähe kann trösten oder Menschen zum Lachen bringen, die bloße Anwesenheit das Verhalten positiv beeinflussen. In einigen deutschen Großstädten wie Köln oder München baut man zum Beispiel auf das Wohlgefühl, das Katzen vermitteln. In sogenannten Katzen-Cafés gehören verschmuste Samtpfoten zum Service. Bei Kaffee oder Tee dürfen Gäste das sanfte Schnurren und eine ordentliche Portion Kuscheleinheiten genießen. Auch haben findige Sozialarbeiter die Erfahrung gemacht, dass selbst verhaltensauffällige Kinder durch den Kontakt zu Hunden plötzlich viel ruhiger und sanfter agieren. Sogar in Altenheimen war Erstaunliches zu beobachten, als die Pfleger ihren Vierbeiner mit zur Arbeit brachten. Die Senioren genossen es sichtlich, ein Lebewesen zu umsorgen, oder wurden gar wieder agiler, da sie mit ihm spazieren gehen wollten. Ebenso konnten bei Suchtkranken erstaunliche Fortschritte beobachtet werden, da sie wieder feste Strukturen und Verantwortung kennenlernten.
Warum sollten Blacky, Bello, Miezi & Co. also nicht auch in Therapien ihren festen Einsatzbereich haben? Als Co-Therapeuten sind sie inzwischen in vielen Lebensbereichen zu finden. Vor allem Pferde leisten im physiotherapeutischen Zweig, der Hippotherapie, fantastische Dienste, indem auf ihrem Rücken krankengymnastische Übungen mit dem Spaß am Sport verbunden werden. Beim heilpädagogischen Reiten hingegen können psychische Blockaden gelöst und selbst tiefer liegende Traumata überwunden werden. Untersuchungen beweisen, dass der Umgang mit den sanften Reittieren Ängste und Spannungen abbauen, sowie das Ich-Gefühl stärken kann.
Natürlich geht es auch eine ‚Nummer kleiner‘. Blinden-, Diabetes- oder Begleithunde für Gehbehinderte gehören inzwischen zum alltäglichen Leben. In jüngster Zeit werden sie aber auch verstärkt zur Unterstützung autistischer Kinder ausgebildet. Auch bei Psychotherapeuten sind sie immer häufiger anzutreffen, sozusagen als ‚Eisbrecher‘. Erfahrungen haben gezeigt, dass Patienten durch ihre bloße Anwesenheit viel gesprächsbereiter sind. Ein niederländischer Psychologe hat diese Wirkung sogar bei seinem Minischwein beobachtet und seitdem eine echt ’saumäßige‘ Erfolgsquote.
Der Grund ist einfach: Tiere behandeln jeden Menschen gleich – Größe, Gewicht, Alter oder Kontostand sind für sie völlig unwichtig. Stattdessen reagieren sie instinktiv auf Stimmungen. Dies können Tierbesitzer mit voller Überzeugung unterschreiben. Denn wer hat es noch nicht erlebt, dass sich sein Vierbeiner plötzlich intensiver angekuschelt hat, wenn es einem schlecht ging? Zugegeben, oft interpretiert der Mensch zu viel in das Verhalten seines pelzigen Mitbewohners hinein, doch jüngste Studien haben bewiesen, dass Tiere wirklich fühlen können und eben nicht nur Instinkten folgen.
Selbst abseits medizinischer Einsatzbereiche ist Erstaunliches festzustellen. Hundeherrchen zum Beispiel sind seltener in den Praxen anzutreffen. Die regelmäßige Bewegung stärkt nämlich nicht nur das Herz-Kreislauf-, sondern auch das Immunsystem. Generell kommen Tierbesitzer über ihre Lieblinge öfter ins Gespräch und fühlen sich seltener einsam, was gut für die Psyche ist. Und alleine das Streicheln warmen Fells senkt den Blutdruck und die Herzfrequenz. Diesen Effekt hat übrigens auch der Anblick eines Aquariums – somit wäre auch der Grund gefunden, wieso sich in immer mehr Wartezimmern bunte Fische tummeln.
Laura Dietel
Info
Katzencafé Köln
Café Schnurrke
www.cafeschnurrke.de
Therapeutisches Reiten
www.dkthr.de
Tiergestützte Therapie
www.tiergestuetzte-therapie.de
tierealstherapie.org