Teufelsgeiger Paganini und Wunderkind Mozart sind Klassiker. Zu ihrer Zeit aber revolutionierten sie die Musik, weil sie Neues ausprobierten und mit den Klängen experimentierten. Mit dem Format Clubbing Classic wagen die Freunde und Förderer der Musik in Mönchengladbach ebenfalls ein Experiment. Bei dem neuen Festival präsentieren sie klassische Musik in Clubatmosphäre. Ziel ist es, das Image zu entstauben.
Klassische Musik: Das klingt nach Konzertsaal und Opernbühne, nach älteren Leuten und knisterndem Papier, das im Dunkeln vom Hustenbonbon gepellt wird. Das spiegelt sich in den Konzertsälen wider, wo hauptsächlich ältere Besucher der Musik lauschen. „Mit Clubbing Classic wollen wir auch junge Leute für klassische Musik interessieren“, sagt Linus Luka Bahun. Der 20-jährige Psychologie-Student gehört zum Organisationsteam des Musikfestivals Clubbing Classic (CC), das am Samstag, 26. September 2015, im Kunstwerk Wickrath zum ersten Mal stattfindet.
Mit dem neuen Musikfestival wollen die Organisatoren die Grenzen zwischen den Generationen auflösen. Wer sich für Musik interessiert, ob als Hobby-Spieler, Profi-Hörer oder neugieriger Musikneuling, ist zu Clubbing Classic eingeladen. Die Überlegung, ob ältere Menschen in Konzertsäle gehen und junge Leute nur Clubs besuchen, war Initialzündung für die Idee zu dem Festival. „Wir überlegen, ob wir nicht beide Generationen dafür begeistern können, wenn wir die Klassik in den Club bringen“, sagt CC-Sprecher Bahun. Schon bei der Organisation arbeiten die Generationen zusammen: Der Verein der Freunde und Förderer der Musik hat sich ein Team junger Mitstreiter ins Boot geholt. Die 21 jungen Frauen und Männer im Alter von 16 bis 22 Jahren haben im vergangenen Sommer mit der Arbeit begonnen.
Mit dem Kunstwerk Wickrath haben sie schon einen Ort gefunden, an dem sich die Club-Atmosphäre herstellen lässt. Die Verhandlungen mit Musikern, Bands und DJ’s für das musikalische Cross-Over laufen gerade. Denn beim Festival soll ein Mix aus verschiedenen musikalischen Stilrichtungen geboten werden, bei denen auch die Klassik eine große Rolle spielt.
Für das junge Organisatoren-Team ist Clubbing Classic aber mehr als ein Musikfestival. Sie können dabei auch erste Erfahrungen in der realen Berufswelt machen. In verschiedenen Workshops, die von Profis der Branche geleitet werden, lernen sie die Materie kennen. Die Flötistin Anette Maiburg, künstlerische Leiterin des Niederrhein Musikfestivals, lässt sie genauso an ihrer Erfahrung teilhaben wie Philipp Maiburg, der Veranstalter des Düsseldorfer Open Source Festivals. Marketing, Booking, Bühnentechnik, Öffentlichkeitsarbeit und die Kalkulation sind weitere Themen, in denen sich die Jung-Organisatoren schlaumachen.
Ob und wie ihr Unternehmen gelingt, werden sie am Freitag,
21. November, im Kunstwerk Wickrath den ersten öffentlichen Testlauf haben. Dann wird um 20 Uhr in lockerer Lounge-Atmosphäre nicht nur erstklassige Musik angeboten. Die Organisatoren bitten illustre Gäste zum Talk, um über das Verhältnis von klassischer Musik zu Clubmusik und deren Vereinbarkeit zu sprechen. Mikhel Kütson, Generalmusikdirektor der Niederrheinischen Sinfoniker, Musikprofessor Dr. Volker Kalisch, Horst-Organisatorin Ulla Heinrich und DJ Korbinian Groll haben ihre Teilnahme bereits zugesagt. „Die Veranstaltung ist unsere Test-Praline bevor wir die große Sahnetorte servieren“, freut sich Linus Luka Bahun.
www.clubbingclassic.de
Garnet Manecke