In unserem Haushalt hat es immer einen Hund gegeben – bis Anfang dieses Jahres. Nach 14 freudvollen Hundejahren ist unser treuer australischer Hütehund verstorben. „Jedem Ende wohnt ein Anfang inne“, (Hermann Hesse) dachte ich und stellte mich auf neue Zeiten ein: Sollte es nie wieder Gezanke geben, wer wann und wie oft mit dem Hund Gassi geht? Nie wieder auf spontane Ausflüge verzichten wegen „… und wer bleibt bei dem Hund …?“
Als meine Kinder noch kleiner waren, war unser Shepherd (so hieß der Hund) natürlich der beste Kamerad und bei den Freunden ein Star. Doch wenn der große Magnet des Lebens die Hormone der Jugendlichen nach der üblen Phase der Pubertät auf andere Ziele ausrichtet, wird das Haustier zur lästigen Verpflichtung. Nur noch in flüchtigen Phasen, etwa drei bis fünf Minuten täglich, hört man dann: „Ja wo ist denn mein Schatzilein? Ja bist du ein Feiiiiiner …!“
Unsere Kinder hatten sämtliches Getier: Fische, Mäuse, einen Hamster und natürlich auch eine Katze. Aus ihrer Kindheit war meine Frau sogar einen Affen gewöhnt – und dann kam ich! In meinem Elternhaus auf dem Lande gab es Hühner, ein Schwein, eine Ziege, Kaninchen und natürlich auch einen Schäferhund sowie Katzen. Ich selbst hatte einen Hamster, der sich als Stuntman in der Lego-Seilbahn als untauglich erwies und sich das Leben nahm – armer Tobi …
Es gab weder Handelsketten für Tierbedarf noch Online-Bestell-Services für Katzenfutter. Dafür gab’s täglich frische Eier, oft ein selbst geschlachtetes Huhn und zu besonderen Anlässen ein köstliches Kaninchen. Unsere Tiere führten ein glückliches Leben – zumindest bis zum Tag der Schlachtung.
Bloß weil ich nicht der leidenschaftliche Schmuser, Nackenkrauler und Winterfell-Ausbürster war, hatte ich den unbegründeten Ruf des Nicht-Tierliebhabers. Der Verlust eines treuen Haustieres macht natürlich betroffen – dennoch hatte ich die Hoffnung, mit meiner Frau wieder etwas mehr Zeit verbringen zu können. Aber seit drei Wochen haben wir ein kleines Kätzchen!
Die Hälfte der Couchgarnitur – dort wo ich in der Regel abends meine Beine lang mache – ist jetzt die Chill-out-Zone für unseren Babykater. „Pssst! Muggel schläft!“ Wo im Kühlschrank bislang der Chardonnay lagerte, stapeln sich nun Whiskas Knuspertaschen und Wurmkur-
Medikamente. Unser Wintergarten ist jetzt Muggels Spiel- und Actionzone und nur noch in Begleitung eines trittsicheren Bergführers zu betreten. Lauter Musik bitte nur noch per Kopfhörer lauschen (… Muggel hat doch sooo kleine Öhrchen …) und keine Socken im Wohnzimmer liegen lassen, Verschleppungsgefahr. Nun steht noch wegen erhöhten Gefährdungspotenzials die Fällung eines Nussbaumes im Garten an.
Und sonst? Danke. Ich lese in letzter Zeit mehr und gehe gerne mal früh ’na Bett‘. Wenn meine Frau fragt, wie es mir geht, antworte ich auf die WhatsApp-Nachricht umgehend. Was steht noch so im Chat-Speicher? „Bring bitte Katzenstreu mit“, oder „habt ihr noch von den Papp-Rohren in der Firma? Damit spielt der kleine Racker sooo gerne.“
Zu Weihnachten lasse ich mir ein Motto-
T-Shirt bedrucken: Ich liebe Tiere, wenn
sie gut zubereitet sind.
Bis dahin, alles Gute
Ihr Gregor Kelzenberg