Sie funktioniert auch im Solarium nebenan – die frische Sonnenbräune im Winter. Aber das besondere Ferien-Gefühl kommt da nicht auf: Magische Orte erleben, ungewöhnliche Spuren der Vergangenheit erkunden. Oder einfach die Seele in riesigen Sanddünen am Rande des Atlantiks baumeln lassen. Das geht nur auf Reisen inklusive Tapetenwechsel. Solche Winter-Reisen in die Sonne – die gibt es tatsächlich auch ohne endlose Flüge Richtung Karibik, Mauritius oder Malediven. Vier bis fünf Stunden Flugzeit ist unser Limit. Da ist schon vieles möglich.
Zum Beispiel gut vier Flugstunden von Düsseldorf entfernt, das Winterziel Ägypten: Bauten und Kunstwerke aus tausenden Jahren Menschheitsgeschichte, kontrastierend mit Luxus und Design der Neuzeit, dazu warmes Meerwasser: All das können Sie von Dezember bis März/April bei angenehmen Temperaturen um 25 Grad erleben. Gerade, wenn Sie Weltliteratur mögen und den Spuren einer großen Autorin folgen wollen – in Ägypten kann Ihnen auch da geholfen werden. Das Sofitel Old Cataract in Assuan, ein gepflegter viktorianischer Palast aus dem 19. Jahrhundert, ist mindestens einen Ausflug wert. Hier schrieb die große Agatha Christie ihren weltberühmten Roman ‚Tod auf dem Nil‘. Der Blick von der Promenade aus Rosenquarz über die Segel der Feluken hinüber auf die Nil-Insel Elephantine mit den Lichtern des Club Med, im Hintergrund das Mausoleum des Aga Khan und all das im Sonnenuntergang – das ist ein Ereignis, das nirgendwo sonst kopiert werden kann.
Ebenfalls vier Flugstunden – und Sie landen auf Lanzarote. Die östlichste, trockenste und vom Passatwind am meisten verwöhnte unter den Kanarischen Inseln wirkt auf den ersten Blick karg, fast wüstenhaft. Bei näherer Betrachtung bietet sie jedoch neben den klassischen Urlaubsfreuden ein abwechslungsreiches Kontrastprogramm zwischen Genuss und Geschichte. Die Ureinwohner flohen entweder irgendwann vor der Trockenheit oder sie bauten sich erfindungsreich kühle, geschützte Zisternen, um jeden verfügbaren Regentropfen und den Tau des Morgens einzufangen.
Dass hier eine der bekömmlichsten Weißweinsorten, der ‚Malvasia‘, gedeihen kann, ist eine Meisterleistung. Inwiefern Lava dabei eine wichtige Rolle spielt, das zeigt das Anbaugebiet rund um Yaiza. Lava?
Ja: Wie alle Kanarischen Inseln ist Lanzarote auf Vulkanboden entstanden. Der jüngste Ausbruch ist schon gut 300 Jahre her, aber im Timanfaya-Gebiet, wird die alte Geschichte ganz hautnah lebendig. Im Bus läuft während der Rundfahrt die Schilderung, die damals der Pfarrer von Yaiza aufgeschrieben hat. Es ist die wahre, bis heute schauerliche Geschichte einer über 30 Jahre währenden Heimsuchung aus Eruptionen und Erdbeben. Sie gibt dem Bild Tiefe, das sich einprägt, wenn über einem sieben Meter tiefen Erdloch im Besucherrestaurant leckere Hähnchen allein von der Hitze des Lavabodens gegrillt werden.
Vulkanischen Ursprungs, aber landschaftlich bedeutend lieblicher, ist da doch die Inselgruppe Madeira mit gleichnamigem Haupteiland. Hier erleben Sie tatsächlich den prophezeiten ewigen Frühling. Die Temperaturen sinken selbst im Januar selten unter 19 Grad – perfekt, um die imposante Flora und Fauna mitten im Atlantik auf Schusters Rappen zu erkunden. Als Kerngebiet ausgedehnter Wanderungen gilt die Gegend zwischen Porto da Cruz und Santana im Norden, eine Region, die durch eine solch natürliche Schönheit überzeugt, dass die UNESCO sie zum Weltnaturerbe erhoben hat. Generell werden vor allem Fans von Mittel- und Hochgebirgen, die aber auch im Winter auf Ski & Co. verzichten möchten, hier, nur gut 700 Kilometer vor der marokkanischen Küste, das Ziel ihrer Träume finden.  Peter Lamprecht