Drauß‘ aus Gladbach komm ich her, ich muss Euch sagen, es weihnachtet sehr. Überall auf den Speisekarten locken Klöße, Rotkohl und verschiedenste Braten. Ob das Christkind die typischen Speisen der Adventszeit mit großen Augen bewundert, weiß ich nicht. Denn, anders als Knecht Ruprecht werde ich höchstens von meinem Magen angesprochen.
In diesem Fall sogar ziemlich laut und mit der Bitte um ein alternatives kulinarisches Programm. So genießenswert Sauerbraten, Gans & Co. auch sind, selbst im Advent kann man sie nicht jeden Tag essen – vor allem, wenn man die Waage ein wenig im Hinterkopf behalten möchte.
So folgen meine Begleitung und ich heute dem Ruf nach Abwechslung. Unser Ziel: das Hayátt Restaurant in Mönchengladbach. Eigentlich keine so unweihnachtliche Wahl, schließlich begeben wir uns ja streng genommen auf die Spuren der Weisen aus dem Morgenland – mit dem einzigen Unterschied, dass nicht wir die Geschenke auf die Rheydter Straße bringen, sondern uns vom Flair des Orients verzaubern lassen möchten.
Wer das Hayátt noch von früher kennt, mag jetzt vielleicht noch einige Bedenken hegen, was selbst der Chef Salim Osman höchstpersönlich zugibt. Er bereut noch heute die Entscheidung zutiefst, sein Restaurant damals als Komplett-Paket verkauft zu haben, denn im Laufe der nächsten Jahre musste der gute Ruf leiden. Umso mutiger war es, unter gleichem Namen jedoch an neuer Stelle wiederzueröffnen. Heute, über ein Jahr später, strahlt der Stern des Hayátt heller als zuvor. Herr Osman und sein Team haben alle Hände voll zu tun, nicht nur die Gästescharen zu bewältigen, sondern auch mit den versprochenen kulinarischen Hochgenüssen zu verwöhnen.
Am heutigen Abend ist das orientalische Restaurant so gut besucht, dass sogar der beheizte Pavillon im Außenbereich bis auf den letzten Platz besetzt ist. Ein gutes Zeichen. Dafür sind die Wartezeiten erstaunlich kurz, obwohl durch die Bank hinweg frisch zubereitete Gerichte serviert werden – wie unsere Vorspeisen.
Klar, wenn es eine Auswahl des Hauses oder spezielle Empfehlungen gibt, sollte man diese auch wählen. Haben wir gemacht – und tun uns nun am Überraschungs-Vorspeisenteller und damit an den Klassikern der orientalischen Küche gütlich. Gefüllte Blätterteigröllchen, Falafel, verschiedene Pürees und, und, und … Also ehrlich, wenn es den Verzicht auf solche Köstlichkeiten nach sich ziehen würde, könnte der Stern am Himmel noch so hell strahlen, ich würde ihm nicht folgen.
Einziges Problem: Die Auswahl ist bereits so reichhaltig, dass uns die Hauptspeisen vor eine fast unlösbare Herausforderung stellen. Ich glaube, die Portionsgrößen sind auf den Hunger von Menschen angepasst, die gefühlt monatelang durch die Wüste gepilgert sind – und das zu äußerst moderaten Preisen. Alleine die Beilagensalate könnten als kleines Hauptgericht durchgehen. Sie begleiten zum einen die ‚Sultan’s Platte‘, einen Grillteller, der alle Geflügel- und Lamm-Spezialitäten des Hauses vereint. Zum anderen serviert uns die pfiffige Servicekraft das ‚Laham Meschwi‘, mit syrischen Gewürzen marinierte Lammspieße und gegrilltes Gemüse an Minz-Joghurt. Beide Speisen liefern die beste Begründung, warum der Orient einst als Hochkultur galt. Verschiedenste Aromen sind zu einer so harmonischen Einheit aufeinander abgestimmt, dass es unsere kulinarische Herzen höher schlagen lässt.
An den Nachbartischen beobachte ich übrigens, dass auch die recht umfangreiche Schnitzelkarte des Hayátts regen Anklang findet. Wobei ich in diesem Punkt unschlüssig bin, ob ich in einem orientalischen Restaurant wirklich Schnitzel finden möchte. Die Gambas hingegen, die ebenfalls oft an uns vorbeigetragen werden, wecken da doch eher unsere Neugierde. Prima, der Grund für eine Rückkehr ist also gefunden.
Ihr LeckerSchmecker
Jean Jacques