Nach mehrjähriger Pause kam ich im Dezember letzten Jahres nochmal in den Genuss, mit meinen Freunden für ein paar Tage zum Skilaufen nach Österreich zu fahren. Das obere Ötztal lockte mit besten Wintersportbedingungen, Tiroler Gastlichkeit und erlesenen Obstbränden.
Doch im Vorfeld galt es, die Ausrüstung nebst entsprechender Garderobe und Pisten-Outfits zu checken. Irgendwo auf unserem Speicher versteckt sich ein Big Pack mit gestepptem Equipment für die kalte Jahreszeit, gefütterten Handschuhen in zwölf Größen, nie getragenen Skibrillen und einer Mützenkollektion vom Übelsten.
Da war ja mein Ski-Overall. Oh je!! In diesem Skidress sah ich aus wie Willy Bogner an Halloween. Das lila-blau gesteppte Ensemble einer asiatischen Lohnnäherei stammt offensichtlich noch aus der Zeit, als Angela Merkel sich zum Studium eingeschrieben hat und es am Kiosk noch Raider zu kaufen gab.
Als dieses Modell en vogue war, sprang Felix Baumgartner noch vom Dreier und ClimaCoolDryandCosyMicro-Fasern waren in der Erprobung auf der Raumstation Mir. Sollte ich so durch Sölden laufen – wie Luis Trenker auf dem Abschlussball? No Way! Auf keinen Fall! Ein neues Outfit musste her.
Zum Glück gibt’s ja auch in unseren Breiten eine gehörige Auswahl an Fachgeschäften, die sämtliche Bedürfnisse hinsichtlich ‚gut angezogen‘ bei Fernweh erfüllen. Getreu dem Motto eines der Marktführer: ‚Man muss nicht viel mitnehmen, nur das Richtige‘, zog es mich in eine der Outdoor-Basiliken für Gipfelstürmer. Tach Reinhold – hier bin ich!
Die Bedürfnisse eines ehemals kleinen Kreises von ausgesuchten Fachhändlern für Daunenschlafsäcke und Steigeisen erfüllen die großen Warenhäuser mittlerweile zu genüge. Ob Karstadt oder Kaufhof, die Auswahl an arktistauglichen Jacken mit Wolfstatzen-Signet oder Nordseiten Emblem füllen ganze Etagen und sind aus der Alltagskleidung einer deutschen Fußgängerzone nicht mehr wegzudenken. Wer will, kann den Wanderschuh seines Vertrauens gleich in der Vertikalen an der hauseigenen Kletterwand erproben und bei Bedarf für den Heimweg noch ein Faltkajak erwerben.
Den Weg zur Feinkostabteilung kann man sich ebenfalls sparen: Im Bereich Verpflegungsbedarf gibt’s nicht nur Müsliriegel und Astronauten-Kost, ein Tüten-Bordeaux (Jahrgang nach Wahl) passt ebenfalls noch in den wasserfesten Rucksack (bis 10 m Tiefe!). Der Trip durch den Outdoor Tempel bedroht mehr den Dispokredit, als die zu erwartenden Abenteuer am Urlaubsziel.
In der Kölner Innenstadt gibt es sogar einen Ausrüster, bei dem man den Aufbau des erworbenen Zeltes im Windkanal erproben kann, nachdem man die Isolierfähigkeit einer Isomatte (selbstverständlich ’selfinflating‘) auf einem Eisblock getestet hat. Hier wird die Wildnis zur Verheißung: Es gibt alles, was das Herz für ein Outdoor- oder Offroad-Leben fernab von Tagesschau und Kapselkaffee begehrt. Ob’s zum Trekking in den Himalaya geht, zum Langlaufen in die Eifel oder nur zum Weihnachtsmarkt nach Liedberg – hier findet jeder die richtige Ausrüstung.
Nur mit dem Schnapserl nach Kaufabschluss hapert’s noch a bisserl. Da sind die Österreicher schon etwas gastfreundlicher – passt schooo. Ich habe mich dann mal im Ötztal nach einem zeitgemäßen Beinkleid umgeschaut.
Gregor Kelzenberg