Der Jahresanfang an sich ist eine eher unspektakuläre Zeit. Bei meist grauer und trister Kälte ist der Wunsch groß, sich einfach nur in die eigenen vier Wände zurückzuziehen und sich von den Feiertagen zu erholen. Auf die rettende Idee gegen Winterlethargie brachte mich eine geschätzte Kollegin und Fachfrau in Sachen Einrichtung. Ihr Tipp lautete, ich solle die Pantoffeln gegen gemütliches Schuhwerk tauschen, mich von der Couch hochwuchten und auf der imm cologne einen Ausflug in die spannende Welt des Interior Designs antreten. Gesagt, getan. Mal schauen, welche Trends und Neuheiten denn so das Who-is-Who der Branche für 2015 bereithält.
Auf Kuschelkurs
Wer die imm cologne kennt, weiß, dass sie meist ein bis zwei Themen aufgreift und diese auf verschiedene Wohnkonzepte überträgt. 2015 wurde es ganz besonders kuschelig, denn die Gemütlichkeit mit all ihren Facetten stand im Fokus. Ein Trend also, der sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet hat, nun aber mit aller Macht Einzug in alle Lebensbereiche hält.
Der Grund ist ganz einfach: Der moderne Mensch legt wieder Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Fieberte man früher der Sommerreise als Gegenstück zum Arbeitsalltag entgegen, möchte man nun jede freie Minute genießen. Das bedeutet, dass man sein eigenes Zuhause in eine einzige Entspannungszone voller Geborgenheit verwandelt – man schafft sich Urlaubsmomente, auch ohne in den Flieger oder das Auto steigen zu müssen.
Dazu gehört natürlich, dass diese Gemütlichkeit gleichmäßig in allen Räumen zu finden ist. Bäder verwandeln sich in wahre Wellnessoasen, in denen die ganze Familie gemeinsam Zeit verbringt. An der ein oder anderen Stelle konnte ich sogar kleine Sofas und Sessel in Show-Bädern entdecken. Auch die Küche ist wieder absolutes Kommunikationszentrum und vollwertiger Wohnraum, nicht zuletzt, da eine offene Raumgestaltung einen fließenden Übergang zu Wohn- oder Esszimmer erfordert. Ich war begeistert, wie viele wohnliche Elemente die Hersteller neben den praktischen und funktionalen Schranklösungen im Gepäck hatten. Übrigens ist eine modern interpretierte Version der Landhausküche wieder top-aktuell – so darf man jeden Tag seine urbane Landpartie genießen.
Individualität ist Trumpf
Wirklich wohl fühlt man sich natürlich nur, wenn man von Dingen umgeben ist, die dem persönlichen Geschmack entsprechen. Individualität lautet also das Zauberwort, mit dem der Trend zur Gemütlichkeit realisiert wird. Dementsprechend waren auch auf der imm cologne kaum standardisierte Vorschläge zur Möblierung zu finden. Vielmehr setzten die Aussteller auf variable Module, die mit durchdachtem Design überzeugen und eher schlank und kleiner daherkommen. Durch unzählige Kombinationsmöglichkeiten kann so jeder die Raumwirkung selber beeinflussen und seinem Stil Ausdruck verleihen.
Wer mag, kann so Highlights mit einem dominanten Hingucker setzen. In den meisten Fällen jedoch soll eine harmonische Einheit geschaffen werden. Jedes Möbelstück fügt sich nahtlos in seine Umgebung ein, der Gesamteindruck scheint wie aus einem Guss. Klingt nicht nur gemütlich, sondern ist es.
Ein, zwei Beispiele gefällig? Schauen wir einfach mal auf das Wohnzimmer – früher und heute. Die klassische Einrichtung unserer Eltern bestand aus einer großen Schrankwand, später aus einem markanten Sideboard und ergänzenden Schränken. Zentrum war die Sofagarnitur, auf der fein geordnete Zierkissen thronten, die bloß nicht (!) geknautscht werden durften.
Und heute? Generell ist die Möblierung ein wenig reduzierter, freie Wandflächen werden durch Bilder, Farben, Licht oder auffällige Tapeten in Szene gesetzt. Die Kombination aus Zweisitzer, Dreisitzer und Sessel ist einer großen Wohnlandschaft, dem Highlight des Raumes, gewichen. Und deren oftmals geradliniges Design wird durch eine bunte Kissen-Sammlung mit unterschiedlichsten Farben, Prints und Mustern aufgepeppt, die ein wohliges Gesamtkunstwerk ergeben. Für Stauraum sorgen elegante Module, die gerne versetzt und freischwebend die Wände zieren.
Offenheit trifft Effektivität
Und noch eine weitere Entwicklung schlägt sich auf formschöne Weise in der Innenarchitektur nieder: Das Home-Office wird zum zentralen Wohnthema. Wer den Luxus genießt, von zu Hause aus arbeiten zu können, möchte trotzdem nicht ganz vom familiären Leben abgeschottet sein. Oft gibt das Raumangebot auch kein eigenes Arbeitszimmer her, sodass ein Platz geschaffen werden muss.
Wie gut, dass sich viele Aussteller Gedanken über effektive ‚Nischenlösungen‘ gemacht haben. Mit chicen, aber dezenten Sekretären und Modulsystemen lassen sich ungenutzte Ecken im Handumdrehen in einen gemütlichen Arbeitsplatz verwandeln. ‚Private Office‘ lautete eines der Schlagworte auf der Einrichtungsmesse, als Oberbegriff für unzählige Konsolen und Tisch-Sitz-Kombinationen, die nicht nur praktisch, sondern auch schön anzusehen waren.
Materielle Werte
Besonders beeindruckt war ich persönlich von dem neuen Qualitätsbewusstsein, das auf der imm cologne präsentiert wurde. Gerade in Zeiten der allgegenwärtigen Vernetzung und der Digitalisierung des Lebens strahlt alles, was man berühren und anfassen kann, eine neue Faszination aus.
High-Tech-Materialien, futuristische Designs, Prunk und Pomp treten in den Hintergrund – jetzt sind hochwertige Massivholzmöbel, handgepolsterte Sofas und handgeknüpfte Teppiche echte Luxusgüter. Qualität, Natürlichkeit und anspruchsvolle Handwerkskunst entscheiden. So zaubern Wolle, Holz, Leinen und Leder in kreativster Weise verarbeitet eine authentische Sinnlichkeit in die Räume und laden zum Wohlfühlen ein.
Die Mischung macht’s
Es wird also gemütlich im Jahr 2015. Doch falls Sie sich nun fragen: „Muss ich mich jetzt ganz neu einrichten?“, kann ich Sie beruhigen. Ganz im Gegenteil, denn der Stilmix ist und bleibt absolut im Trend! Um Ihrem Zuhause frischen Schwung und gemütliche Atmosphäre zu verleihen, reichen schon gezielte Accessoires wie Kuscheldecken und Kissen oder kleinere Anschaffungen völlig aus. Das Wichtigste sind wie immer die eigene Kreativität und der Wunsch, sich in den eigenen vier Wänden restlos zu Hause zu fühlen.
Laura Dietel