Die Metropolitan Opera in New York ist eines der führenden Opernhäuser der Welt. Wer Stimme, Rang und Namen hat, tritt dort auf und entführt Opernliebhaber in die Welt der Musik. Doch bei Kartenpreisen von 120 bis fast 500 Dollar ist der Besuch einer Vorstellung nicht für jeden erschwinglich. Auf den Kunstgenuss müssen die Gladbacher trotzdem nicht verzichten. Im Kino sind sie dem Geschehen auf der Bühne ganz nah.
Als Hans-Jürgen Brandtner die Met, wie die New Yorker Oper liebevoll genannt wird, nach Gladbach holte, ahnte er noch nicht, dass seine Idee ein großer Erfolg sein würde. „Man kann es immer nur ausprobieren“, sagt der Chef des Comet Cine Center. „Inzwischen sind 90 Prozent der Besucher der Opernvorstellungen Stammgäste.“
Die zweite Hälfte der laufenden Spielzeit hat gerade begonnen. Noch stehen mit den Abenden „Iolanta | Herzog Blaubarts Burg“ (14. Februar), „La Donna del Lago“ (14. März) und „Cavalleria Rusticana | Der Bajazzo“ (25. April) drei Vorstellungen auf dem Programm. Auch für die Spielzeit 2015/2016 sind wieder Übertragungen geplant. „Wir dürfen die Termine und das Programm aber erst bei der letzten Übertragung bekannt geben“, sagt Marketing-Mitarbeiterin Sonja Kaufmann. Eine Vorgabe der Met.
Die Karten sind begehrt. Viele Besucher kaufen nicht nur für eine Vorstellung, sondern stellen sich ein eigenes kleines Abo zusammen. Das ist auch preislich günstig: Wer Karten für vier verschiedene Vorstellungen kauft, zahlt nur 23 statt 27 Euro pro Karte. Inzwischen habe sich eine kleine Operngemeinde gebildet, die sich regelmäßig im Kino zum Musikgenuss treffe, beobachtet Sonja Kaufmann.
Den Umzug der Übertragungen ins Haus Zoar haben die Besucher nach anfänglicher Skepsis gut aufgenommen. „Einige waren am Anfang enttäuscht, dass die Übertragung im neuen Saal im Haus Zoar läuft“, berichtet Annika Schommer, die für das operative Geschäft verantwortlich ist. „Jetzt sind sie etwas enttäuscht, wenn sie im Stammhaus Plätze bekommen, weil das Haus Zoar schon ausgebucht ist.“ Mit der James Bond Lounge bietet die Kino-Dependance eben eine ganz eigene Atmosphäre.
An den Opernabenden bringen Brandtner und sein Team nicht nur Operngrößen wie Anna Netrebko oder Rolando Villazón quasi nach Gladbach. Das Kino-Publikum hat auch die Chance, die Künstler in den Pausen hinter den Kulissen zu erleben. Dann werden Interviews übertragen, ein Blick in die Garderoben und die Maske riskiert oder der Dirigent im Orchestergraben besucht. „Um nichts zu verpassen, verlassen viele Besucher den Kinosaal auch in der Pause nur, wenn es nötig ist“, weiß Annika Schommer.
Nicht nur die Vorstellungen der Metropolitan Opera sind sehr beliebt. Auch die Reihe der Berliner Philharmoniker hat das Publikum in Mönchengladbach sehr gut angenommen. Drei bis vier Konzerte werden pro Spielzeit übertragen. Freunde der klassischen Musik können sich am 6. März auf die Violinistin Isabelle Faust freuen. Unter der Leitung von Bernard Haitink werden Ludwig van Beethovens Violinkonzert D-Dur und die Symphonie Nr. 6 F-Dur (Pastorale) sowie Johannes Brahms Symphonie Nr. 4 e-Moll gespielt.
Am 10. Mai steht Mariss Janson am Dirigentenpult. Auf dem Programm stehen Werke von Béla Bartók, Dmitri Schostakowitsch sowie Maurice Ravel. Solo-Geiger ist Frank Peter Zimmermann. Die Stradivari von 1711, auf der Zimmermann spielt, trägt den Namen ‚Lady Inchiquin‘ und gehörte einst dem Geiger und Komponisten Fritz Kreisler.
Garnet Manecke