Gleich von Anfang an war die Minto-Baustelle für die Besucher auf der Hindenburgstraße von höchstem Interesse. Jeden Tag hat sich das Bild dort verändert, die Passanten wurden oft Zeugen von spektakulär aussehenden Aktionen. Das Minto markiert eine neue Ära für Gladbachs Innenstadt.
Seit der erste Bauarbeiter im Sommer 2012 damit begonnen hat, den Bauzaun aufzustellen, passiert jeden Tag etwas Neues in der Mitte der Stadt. Der Abriss des Iduna-Hochhauses, der Theatergalerie und des alten Stadttheaters war spektakulär. Und dank einer Hochterrasse auf dem Weihnachtsmarkt bekamen die Gladbacher einen ungewohnten Einblick hinter die Kulissen des alten Theaters: Dort lag der Raum der Hinterbühne ein paar Tage frei unter dem Weihnachtshimmel.
Im Laufe der Zeit veränderte sich der Bauzaun. Nicht nur die breite Einfahrt zur Baustelle gab den Blick auf das Geschehen frei. Auch wurden die Bretter hier und da durch Gitter ausgetauscht. Die Passanten finden das offensichtlich gut. Wer eilig über die Hindenburgstraße laufen möchte, muss rund um das Minto aufpassen. Denn wer dort vorbeigeht, kann den Blick kaum von der Baustelle wenden und bleibt auch gerne stehen. Um Kollisionen zu verhindern, sollte auch der ganz Eilige jederzeit bremsbereit sein.
„War hier nicht mal die Theatergalerie?“, fragt ein älterer Herr freundlich und schaut auf die fast fertige Fassade des Minto. Vor über zehn Jahren ist er aus Gladbach weggezogen und jetzt nur zu Besuch. Er erkennt die Stadt nicht wieder. „Was entsteht denn hier?“, möchte er wissen. Was er sieht, weist nicht direkt auf ein Einkaufsparadies hin. Die geschwungenen Linien, das Muster, das die Keramiklamellen zeichnen, die großflächigen Glasfenster: Die Architektur könnte auch ein modernes Kunstmuseum beherbergen.
Welche Präzisionsarbeit darin steckt, ist auf den ersten Blick nicht zu sehen. Eine Ahnung davon bekam, wer den Einsatz der geschwungenen Fensterscheiben beobachtet hat. An Saugnäpfen befestigt, wurden die Glasscheiben per Kran nach oben befördert. Vier Arbeiter in zwei Krankörben auf zwei Ebenen haben sie in Position gebracht. Was von unten wie Millimeterarbeit aussah, war es von oben wahrscheinlich auch.
Auch die Tonlamellen in elf Originalfarben werden nicht nach dem Prinzip Zufall angebracht. Die Bauarbeiter haben einen genauen Plan, in welcher Reihenfolge sie montiert werden. Hin und wieder sieht man Bauleiter und Architekten mit Plänen gegenüber der Baustelle stehen. Im Schatten der Interimshalle Vis-À-Vis stehen sie dann und schauen herüber, prüfen, diskutieren und beantworten die Fragen neugieriger Passanten.
Die Bauarbeiter sind in den vergangenen zweieinhalb Jahren zum festen Bestandteil des Stadtbildes geworden. Wenn sie sich in ihren Pausen gegenüber einen Kaffee gönnen, setzen sie besonders an grauen Tagen mit ihren leuchtenden Jacken in Gelb, Orange und Grün willkommene Farbtupfer. Und nicht nur das: Sie geben den Gladbachern auch das Gefühl, beim Geschehen hautnah dabei zu sein.
Nur noch wenige Wochen wird es dauern, bis sich die Glastüren öffnen. Dann sehen die Besucher auch die Innenarchitektur. Einen ersten Eindruck davon konnten ganz Neugierige schon bei einer der Baustellenbesichtigungen bekommen. In Beton gegossen waren da die Etagen zu sehen, die wie Balkone über dem Foyer schweben. Dieses eignet sich übrigens auch hervorragend für Konzerte. Schon im Rohbau konnten sich die Besucher der Veranstaltungsreihe ‚Musik im Haus‘ davon überzeugen. Das Minto war im Mai vergangenen Jahres Gastgeber eines Bossa-Nova-Abends.
Bis zur Eröffnung wird es noch mal hektisch um die Baustelle. Jeden Tag fahren Lieferwagen vor und bringen die unterschiedlichsten Waren. Die Mieter haben alle Hände voll zu tun, um ihre Räume bis zum 26. März einzurichten. Auf drei Ebenen gibt es 110 Geschäftslokale, rund 90 davon sind vermietet. Vom Discounter bis zum hochwertigen Modelabel reicht das Angebot. Man darf gespannt sein.
Garnet Manecke