Und zack war ich im Gespräch. Ich hätte mich einfach raushalten sollen, aber wieso kann ich meinen Mund nicht halten? Die Rede war natürlich nicht von dem Restaurant, in dem ich mir immer das große Gyros bestellte. Nein, im Gegenteil, es ging um Sport.
Bitte was – Sport? Damit habe ich nichts am Hut. Mein Sport ist Kaffeetrinken und Kuchenessen. Das mache ich täglich um 15 Uhr und beende diese Trainingseinheit eigentlich nie wirklich.
Meine Anmerkung wurde müde belächelt und zur Freude der Allgemeinheit wurde mir erklärt, dass vom Metro Group Marathon in Düsseldorf die Rede war. Da sollten wohl einige bekannte Firmen mit einer Staffel antreten. Mein lieber Mann hatte sich auch so einer Staffel angeschlossen. Wie auch immer, irgendwie kam ich mir jetzt schlecht vor. Das lag wohl hauptsächlich an ihm, denn er trumpfte jetzt mit Bemerkungen auf wie: „Du kannst aber auch gerne bei deinem griechischen Restaurant den Marathon machen. Dort bist du die Kenianerin unter den Wettessern.“ Haha, selten so gelacht …
Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen und meldete mich auf meine vorlaute Art zurück: „Ich laufe den Halbmarathon in Köln. Ist doch ganz einfach!“ Eigentlich erzähle ich rund um die Uhr irgendeinen Blödsinn und keiner hört so richtig zu, aber in dieser Sekunde wurde es still. Alle schauten mich an. Hatten die das etwa ernst genommen? „Aha? Du läufst doch gar nicht!“ Diesen Moment werde ich auf ewig als die letzte Gelegenheit, mein dramatisches Schicksal abzuwenden, im Gedächtnis behalten. „Klar lauf‘ ich! Was denkst du denn?!“ Blöder hätte meine Reaktion nicht ausfallen können und deshalb muss ich jetzt ran. Ran an den Speck und trainieren.
Aber vorher erstmal shoppen. Das kann ich wenigstens. Das Outfit ist schon die halbe Miete. Franzi van Almsick machte mit ihrem Haifischhaut-Badeanzug einige Minuten gut. So etwas brauche ich auch fürs Laufen. Leichter windschnittiger Stoff, der mich ins Ziel trägt.
Im Minto wurde ich eines Besseren belehrt. Diesen Stoff gibt’s nicht. Schade! Auch die Schuhauswahl lief anders ab, als ich es mir vorgestellt habe. Bei der Laufbandanalyse wurde mir eine Fußfehlstellung diagnostiziert. Ich wusste gar nichts von meinen linken Füßen. Das löste auch bei den anderen Besuchern mitleidige Blicke aus. Noch schlimmer wurde es, als wir vor der Sneakerwand standen. Die Vielfalt der schönen Sportschuhe wurde für mich auf ein paar lila Laufschuhe reduziert. „Darf ich nicht die?“ „Nein.“ „Die?“ „Nein! “ „Die?“ „NEIN!“ Wütend, traurig und enttäuscht zugleich machte ich das Beste aus dem Dilemma: „Könnten Sie mir dann die lila Riesenschuhe vielleicht als Geschenk einpacken?“ Ein geschicktes Manöver zur Täuschung der mitleidig Dreinblickenden. Der Punkt ging an mich und mit dem Laufen fange ich sofort an … Ab morgen!
Anke Bigdeli