Endlich ist es wieder so weit: Die Grillsaison ist eröffnet. In deutschen Gärten, auf Balkonen und in den Parks wird wieder gebrutzelt, was das Zeug hält – ob auf Kohle oder Gas, auf dem Luxuskugelgrill oder dem Dreibeiner von der Tankstelle. Der neueste Trend: Smoker. Aus alten Lokomotiven werden tonnenschwere Outdoor-Räucherkammern gezimmert, damit auch die Wiesenhof Bruzzler ihre Raucharomen bekommen. Richtung Wochenende sind die Supermarkt-Prospekte voll von Offerten mit allem, was zum Grillen taugt. Das  Schweinenackensteak, ob mariniert oder natur, müsste eigentlich ab Ende Juli auf der Liste der bedrohten Tierarten einen der oberen Ränge belegen.

Doch was wäre ein Grillfest ohne kaltes Bierchen, den Lieblingswein oder einen sommerlichen Cocktail? Dabei frage ich mich: Ist eigentlich der Hugo noch en vogue oder ist man auf Aperol Spritz hängen geblieben? In den bunten Prospekten ist Ausreichendes im Angebot.

Alles in allem kein preiswertes Vergnügen, wenn Woche für Woche die Hütte voll ist und alle ihren gesegneten Appetit – und natürlich auch Durst – im  Gepäck haben. Aus eben diesem Grund haben die Amis in den 50er Jahren die Bottleparty erfunden – im Übrigen etwa zeitgleich mit dem Webergrill.Im Original mit dem Akronym B. Y. O. B. – Bring Your Own Beer (… beef/beverages) bekannt, wurde das System bei uns als ‚Bottleparty‘ kopiert.

Nicht jeder Trend, der von drüben kam, war gut, dieser jedoch gehört meines Erachtens definitiv zu den besseren, vorausgesetzt, er wird richtig praktiziert. Denn dieses Konzept sollte nicht dazu dienen, alte Moselweine mit angegrauten Etiketten aus Vaters Keller zu entsorgen und auch nicht anspornen, sich dem Verfallsdatum nähernde Genussmittel unters Volk zu bringen. Gerade im zurückliegenden Jahr der gewonnenen WM waren in unserem Freundeskreis viele der Rudelguckveranstaltungen als Bottlepartys, auch hinsichtlich des Essens, ausgelegt. Hier erkennt der aufmerksame Beobachter natürlich wieder Experten, denen es gelingt, das System zu unterwandern.
Man kommt mit einer angebrochenen Flasche Mariacron, vier eingeschweißten Würstchen vom Discounter (Offerte) und einer Tube Senf mit verkrustetem Rand. Wenn dann aber der Grillmeister die ersten Rib Eye Steaks ankündigt, springt man sofort auf, lässt seinen Hendrick’s Gin stehen und löffelt sich den Teller mit dem selbst gemachten Balsamico-Chutney voll, bevor die anderen auf den Geschmack kommen. Man smalltalkt noch über Gurken und angesagte Botanicals im Gin und bemüht sich, mit tiefer stehender Sonne, einen möglichst im Barrique ausgebauten Rioja abzugreifen. Den hat übrigens das nette Pärchen mitgebracht, das seit einer Stunde in der Küche die Crème Brûlée Förmchen karamellisiert. Nix wie hin, die Nussecken und Pralinen stehen später auch noch auf dem Tisch. Mal seh’n, ob auch ’ne Mitternachtssuppe gereicht wird …
Fazit: Wenn du als Gastgeber am nächsten Morgen vor einem bis auf vier grünlich schimmernde Bratmaxe leer gefutterten Kühlschrank stehst, die Bude aussieht wie nach ’ner Abifete und du auf dem Weg zum Altglascontainer (2. Tour) eine persönliche Bilanz ziehst, solltest du entweder über eine Umstrukturierung deines Freundeskreises nachdenken, beim nächsten Mal Eintritt verlangen oder das Veranstaltungskonzept ändern.
Viel Spaß beim Grillen – die nächste
B. Y. O. B. Party kommt bestimmt …
Ihr Gregor Kelzenberg