Ein Fensterkauf gestaltet sich bei den meisten Menschen wie der Kauf eines neuen Autos – `Hier scheiden sich die Geister´. Es gibt den Technik-Besessenen, oft männlich, der jeden Wert und jedes Detail in Zahlen kennt und mit seinen Fachkenntnissen gern den Berater herausfordert.
Den Ästheten, der schöne Formen liebt und Wert auf gute Verarbeitung legt, den Schöngeist, der beim Anblick eines restaurierten Oldtimers glänzende Augen bekommt oder den, der ewig nach der günstigsten Lösung sucht.

Und plötzlich ist Handlungsbedarf:

„Heinz, et tröck, sett du dech an et Fenster, mich es et do to kalt. Em letzte Joer hasste all versproeke, werr krieje neuje Fenster.“ Heinz, der einer friedvollen Winterzeit entgegen sieht, schnappt sich seine Erika und die Shoppingtour beginnt. Nach einem langen Beratungsgespräch in Fachchinesisch glauben sie zu wissen, dass sich ein Uw-Wert bis zu 0,79 W/qm K und in Kombination mit Isolierglas Ug=0,6 W/qm K  von 0,82 W/qm K erzielen lässt. Oder war es umgekehrt?
Erika rauschen schon die Ohren, doch Heinz nickt immer noch allwissend.
Also beschließt sie, ihm alle Entscheidungsfreiheiten zu überlassen. Hauptsache, die Fenster sind weiß, es zieht nicht mehr und das Loch ist zu.
Als Wohnberaterin ist es meine Pflicht, mit dem Hinweis auf gutes Design zu beginnen. Bitte, vermeiden Sie Kompromisse! Die Fassade ist die Visitenkarte des Hauses. Fenster und Türen sind Gestaltungselemente und prägen den Stil maßgeblich, wobei die Architektur des Hauses die Orientierung vorgibt. Bei der Auswahl von Formen, Anordnung und Farben sind Individualität und Produktkenntnis gefragt. Achten Sie besonders auf schmale Rahmen und Farbechtheit. Wenn Sie unsicher sind, holen Sie den Rat eines Architekten ein, denn hier geht es nicht um modischen Chic, sondern um Stilsicherheit.
Sie können aus schönen Holz-, Kunststoff- und Aluminiumfenstern wählen oder sich für eine intelligente Kombination aus Kunststoff/Alu und Holz/Alu entscheiden. Wichtig ist, dass das Fenster Ihrer Wahl in Ihr Gesamtsanierungskonzept passt. Sie werden einen schlecht isolierten 70er-Jahre-Bau nur durch den Einbau moderner Fenster nicht in ein Passivhaus verwandeln können. Holen Sie bei der Sanierung die Meinung eines Energieberaters ein, um Bauschäden zu vermeiden. Im Fensterbau hat es in den letzten Jahren riesige Entwicklungssprünge, sowohl in der Technik als auch in der Verarbeitung gegeben. Heute finden Sie Hersteller, die 10 Jahre Garantie auf Oberflächen von Holzfenstern geben. Ein schönes Holzfenster – wie ein Möbelstück in den Wohnbereich integriert – ist ein starkes gestalterisches Element und wertet diesen enorm auf. Denken Sie an Denkmalschutz, hier nehmen wir die Wirkung bewusster wahr. Da sitzt so ein Fenster wie eine Diva in der Hauswand und erfreut sich unserer Bewunderung.
Energieeffizienz ist ein großes Thema. Ich erspare Ihnen technische Details. Nur so viel, ein Austausch von Fenstern aus der Zeit vor 1995 lohnt sich nicht nur aus Energiespargründen.
Sie sind oft technisch schlechter ausgestattet und häufig defekt. Vor der Renovierung nach steuerlichen Vergünstigungen und KfW-Zuschüssen zu fragen, lohnt sich ebenfalls.
Achten Sie auf Sicherheit. Da Einbrecher die Fenster meist aufhebeln, sollte die Wahl der Beschläge Priorität vor der Glasauswahl haben. Kinderzimmerfenster sollten abschließbar sein.
Generell gilt: Nachrüsten wird immer teurer. Planen Sie auch Sonnenschutz und Lichtlenkung direkt mit ein.
Hersteller von Markenfenstern punkten generell in Technik, Material und Verarbeitung und können Prüfzeugnisse vorlegen. Ebenso wichtig ist der fachgerechte Einbau. Mein Tipp: Suchen Sie einen erfahrenen Meisterbetrieb oder Fachhändler vor Ort, der die Garantie übernimmt und für Wartung und Reparaturen Ihr Ansprechpartner bleibt. Außerdem kennt dieser Fachmann die in Deutschland gesetzlich vorgeschriebenen Richtlinien und wird diese einhalten.
Denn anders als beim Autokauf treffen Sie eine Entscheidung für mindestens 30 Jahre, die Ihnen helfen kann, zukünftig viel Geld zu sparen.

 

Ihre Katrin Hoppen
kh@urbano-magazin.de