Einfach mal raus, warum nicht? An einem freien Tag geht es in bequemen Schuhen um die Nettetaler Seen.
Als das „Premium-Wanderparadies“ wird der Naturpark Maas-Schwalm-Nette angepriesen, das sind ganz schön große Töne. Mehr geht eigentlich nicht. Sind das nicht der Superlative ein bisschen viele für eine Gegend, die von mir bisher nahezu ignoriert vor der Haustür liegt? An einem freien Tag mache ich mich auf den Weg. Allein, in Turnschuhen, mit einer großen Flasche Wasser und etwas Obst im Rucksack bewaffnet, beginnt mein 11,6 Kilometer langer Trip rund um Windmühlenbruch, Ferkensbruch und De-Witt-See.
Ich bin dann mal weg? Naja, auch wenn ich mir bei meinem Vorhaben ein wenig vorkomme wie Hape Kerkeling auf seiner Pilgerreise den Jakobsweg entlang, weiß ich doch, dass meine Tour nach drei, vier Stunden beendet sein wird und ich mich im hervorragenden Restaurant Lüthemühle an der Lindenallee von den Strapazen erholen werde.
Doch so weit bin ich längst noch nicht. Das Auto steht auf dem Parkplatz der Lüthemühle und ich beginne den Rundweg, den ich auf der Homepage wa-wa-we.eu, dem Internetauftritt des Naturparks Schwalm-Nette, gefunden habe. Der Weg führt sofort vom
Lobbericher Ortsrand hinaus aufs Land und mitten hinein ins Sassenfeld. Auf den ersten zwei Kilometern dieser Strecke sehe ich keine Gewässer mehr, folge aber instinktiv (und richtig) den
Beschilderungen in Richtung De-Witt-See. Zu meiner Rechten der wirklich interessante ‚Naturschutzhof‘, der inmitten von Kleingewässern, Hochbeeten, Kräutergärten und Obstwiesen liegt. Der rund acht Meter hohe ‚Lebensturm‘ bietet seltenen Vogelarten, Insekten und auch Säugetieren einen lebenswichtigen Unterschlupf. Auf einem Aussichtsturm lassen sich in aller Ruhe die unterschiedlichsten Wasservögel beobachten.
Allmählich begreife ich, wieso für diese nicht mal zwölf Kilometer lange Strecke „rund vier Stunden“ veranschlagt wurden: Hier ist definitiv der Weg das Ziel, und Tempo machen oder flott wandern kann man besser woanders. Zumal auch die Wege teilweise recht abenteuerlich-naturbelassen sind.
Das merkt man vor allem am herrlichen De-Witt-See. Hier laufe ich direkt am Ufer entlang, doch völlig unberührt ist die Natur hier natürlich nicht mehr: Auf dem See fahren Kanus, im gerade wieder eröffneten Restaurant sitzen einige Gäste, wahrscheinlich vom benachbarten Campingplatz. Aber das gefällt eher, als dass es stört – ich freue mich, diesen wundervollen Flecken Erde teilen zu können. Denn Menschen, Tiere und Pflanzen koexistieren hier ruhig und friedlich. Auch ich kann mich fallen lassen und muss mich nicht einmal auf die Wegeführung konzentrieren – das besorgt die orange Markierung auf dem Boden für mich. Am Landschaftshof Baerlo grüße ich noch schnell die treu dreinblickenden Schottischen Hochlandrinder und bin nur wenige hundert Meter später wieder am Ausgangspunkt.
„Jeder Naturfreund wird seine eigenen, faszinierenden Entdeckungen machen“ war ein weiteres Versprechen auf der Website des Naturparks Schwalm-Nette. Klares Fazit: Dieser Ausflug hat sich definitiv gelohnt. Der Naturpark Maas-Schwalm-Nette ist ein echtes ‚Premium-Wanderparadies‘!