Es ist nicht das wahre Leben, das auf der Bühne stattfindet. Aber vieles von dem, was das Publikum dort sieht, könnte so geschehen. Theater – das ist Schauspiel, Musik und Tanz. Es geht um Intrigen und große Gefühle der Liebe, um nur allzu menschliche Verhaltensmuster und das kritische Hinterfragen von Gesellschaft. Das fasziniert Kinder wie Erwachsene gleichermaßen.
Gut, die überdimensionierte grüne Zottelfrisur möchte das kleine Mädchen nicht haben. Da sind ihr ihre blonden Haare viel lieber. Aber ansonsten findet sie Kiko, den Kobold aus den Kinderkonzerten, einfach super. Der sei immer so lustig, sagt sie. Und mutig und frech ist er auch. Deshalb nutzt das Mädchen die gute Gelegenheit beim Theaterfest und holt sich ein echt koboldiges Autogramm. ‚Tritt mich in den Po‘, würde Kiko da begeistert ausrufen.
Seit Generationen bietet das Stadttheater für den Zuschauernachwuchs ein spezielles Programm. Mit den Jahren hat sich das Angebot immer mehr erweitert. Längst beschränkt es sich nicht mehr auf das alljährliche Weihnachtsmärchen.
Die Kinderkonzerte sind nicht nur bei der Zielgruppe beliebt. Unter Erwachsenen entspinnen sich Diskussionen, wer die Kleinen begleiten darf. Denn auch die Großen schätzen es, wenn sie auf humorvolle Art alles rund um Musik, Instrumente, Orchester und Komponisten erklärt bekommen. Weil die Nachfrage so groß ist, verdoppeln der Kobold, Dirigent Andreas Fellner und die Niederrheinischen Sinfoniker in der kommenden Spielzeit 2015/2016 die Taktzahl. Jede der fünf regulären Vorstellungen wird in Zukunft zwei Mal gespielt. Dazu kommt dann noch eine am Ende der Spielzeit.
Die Kleinen lieben Theater-Aufführungen. Die Erinnerung an den ersten Besuch begleitet sie oft ein Leben lang. Wer leuchtende Kinderaugen bei 60-Jährigen sehen möchte, muss nur danach fragen. Wenn ihnen ‚Peterchens Mondfahrt‘ oder ‚Der Räuber Hotzenplotz‘ über die Lippen kommt, glänzen ihre Augen verklärt. Publikumsnovizen der kommenden Spielzeit werden in einigen Jahren verträumt ‚Aladin und die Wunderlampe‘ auf die Frage antworten.
Die Faszination geht weit über den Rand der großen Bühne hinaus. Geschichten erzählen und hören, Fragen stellen und Kommentare abgeben, den Helden wertvolle Tipps geben: Mit Kindern ist jede Vorstellung ein interaktives Erlebnis. Bösewichte, die nicht herzhaft ausgebuht werden, haben ihren Job nicht gut gemacht. Und das gilt auch dann, wenn die Schauspieler nicht aus Fleisch und Blut sind: Beim Märchenfrühstück führen Puppen in die Welt von Prinzessinnen, Rittern und Drachen.
Nicht nur als Zuschauer ist das ein Erlebnis. Im Jugendclub trauen sich Jugendliche selbst auf die Bühne. Seit die Tänzerin Silvia Behnke in die Theaterpädagogik wechselte, hat auch der Tanz in diesem Bereich einen festen Platz. Auf die Mädchen und Jungen warten neue Erfahrungen, wenn sie in fremde Rollen schlüpfen und am Ende der Spielzeit unter professionellen Bedingungen ihr eigenes Stück aufführen. Das gilt auch für die Theaterspatzen. In dem Kinderchor singen Acht- bis Zwölfjährige – der Chor wird auch bei Operninszenierungen eingesetzt. In der Musical-Dance-Gruppe studieren Zwölf- bis 22-Jährige Musicalnummern ein und die Videogruppe des Jugendclubs widmet sich dem Medium Film.
Der erste Kontakt wird oft über die Schule hergestellt. Ganze Klassen besuchen die Vorstellungen, beim Schultheaterfestival treten Gruppen aus allen Schulformen auf, es gibt Vorlese-Tage im Unterricht, Gespräche mit Künstlern, Probenbesuche, Führungen hinter die Kulissen und Workshops. Theater – das ist eben nicht nur ein Erlebnis für Erwachsene.