Ich bin so schön, ich bin so toll.
Ich bin die Anke aus Tirol.
Meine gigaschlanken Wadln san a Wahnsinn
in den Dirndln. Mei Figur a Wunder der Natur.
Ähhh… Ich meine natürlich Mönchengladbach. Allerdings bin ich mir da manchmal gar nicht mehr sicher. Um mich herum gehen nämlich alle zum Oktoberfest. Auf eine große Reise zur Theresienwiese macht sich davon aber keiner. Sogar meine kritische Wenigkeit hat sich darauf eingelassen und ist hier in Venn unterwegs, um kräftig mit C-, D- oder F-Promis das Tanzbein zu schwingen. Dabei fällt mir allmählich auf, dass der gute alte Rheinländer an sich ja ein durchtriebener Partyganove ist. Hat er sich doch tatsächlich das bayrische Volksfest unter den Nagel gerissen. Ich muss zugeben, es passt auch viel besser zu uns.
Nicht nur, dass der Rheinländer gerne und viel Bier trinkt, nein, die typische rheinische Frohnatur verkleidet sich ja auch dazu noch gerne. Das völlig bekloppte Karnevals-Besäufnis der heißen Biene und des sexy Cowboys alleine reicht da nicht aus. Das Jahr ist zu lang und der Herbst zu trist. Deshalb werden betriebswirtschaftliche Maßnahmen ergriffen und neue Feste hergeschafft, an denen diese Leidenschaft ausgelebt werden kann. Die Kerneigenschaften des Festes sollten dabei erhalten bleiben und da bei Halloween doch das Verkleiden der Kinder mehr Platz einnimmt, bleibt ja nur noch das perfekte Bayernspektakel.
Der Handel macht den ganzen Spaß ja mit und so gibt’s die beliebten bayrischen Trachten schon auf dem Wühltisch beim Discounter. Ausrede zwecklos, also Dirndl an, Blumenkrone auf, linke Hand in die Hüfte, Zahnpasta-Lächeln angeknipst.
Ich bin viel schöner, ich bin viel toller,
ich bin die Anke und stehe auf Tiroler!
Meine Superpampelmusen sind
der Gipfel in der Blusn?
Als ob … Das ist leider Wunschdenken. Ich kann nicht wie Kim Kardashian vor meiner Hüttn ‚Doppel-D-Holzstapel‘ auftürmen. Sobald ich mit viel Luftanhalten mein Mieder geschlossen habe, denke ich allerdings zufrieden: „Hallo, Wespentaille!“ Das ganze Dirndl ist mir trotzdem zu brav. Weißes Schürzchen? Blüschen? Bügeln? Echt jetzt. Ich wage mich da an etwas Heißeres.
Autsch, verbrannt an meiner Krachledernen. In diesem Stück bayrischer Geschichte fühle ich mich mega. Ja, da legst di nieda! Bis die Cellulitis den Kampf gewinnt, habe ich ja auch noch ein, zwei Jährchen Zeit, um meine Beine zu zeigen.
Jetzt nicht falsch verstehen, ich bin keine Emanze, stehe zu dem
typischen Mann-Frau-Verhalten und lasse mir auch gerne die Tür aufhalten. Der große Vorteil der kurzen Hirschleder-Buxe ist für mich die Pflege, denn jeder Bier- und Fettfleck macht sie noch urtümlicher und individueller. Genau das Richtige für mich und so lautet meine Devise: Lass die Lederhose leben! Denn seien wir ehrlich, spätestens nach der zweiten Maß Bier ist im engen Dirndl Flachatmung angesagt. Also Buxe an, Haare toupieren, XXL-Schminke auflegen und lostanzen!
Pack ma’s! Oans, zwoa, g’suffa! O’zapft is!
Und wofür entscheiden Sie sich?
Anke Bigdeli