Sucht man nach Antworten auf die Frage, was den Alltag abwechslungsreich
und aufregend gestaltet, kann ich nur eines raten: Stehen Sie Unbekanntem
aufgeschlossen gegenüber und bleiben neugierig. Aus eigener Erfahrung
weiß ich, welche Überraschungen dann auf einen warten – gerade aus kulinarischer Sicht.

Dass ich mich in der Vergangenheit schon mehrfach für vegetarische
und vegane Kost begeistern konnte, wissen Sie vielleicht. Ganz auf Fleisch verzichten
möchte ich zwar nicht, trotzdem verstehe ich inzwischen diejenigen, die es tun.
Aus diesem Grund freue mich immer wieder über Tipps zu empfehlenswerten Restaurants,
die diese konsequente Form der Ernährung anbieten. Die neueste Entdeckung führte meine Begleitung
und mich zuletzt in eine mir bis dahin unbekannte Ecke Mönchengladbachs:
auf die untere Waldhausener Straße.
Genau dort hat sich David Rütten, ein ehemaliger Schützling des Sternekochs Wolfgang Eickes,
nach erfolgreicher Ausbildung im Palace St. George mit dem veganen Restaurant ‚Alge‘ selbstständig gemacht.
Eines kann ich schon vorab verraten:
Hier wird diese Stilrichtung nicht nur angeboten, sondern mit Herz und Leidenschaft gelebt!
Die Lage fällt natürlich unter die Kategorie ‚Unbekanntem aufgeschlossen gegenüberstehen‘,
aber wir sind hier zum Essen und nicht, um die malerische Umgebung zu bestaunen.
Mit dieser Einstellung sind wir nicht allein, wie ein gut gefüllter Gastraum beweist.
Auch Einrichtung und Ambiente sind eher puristisch gehalten und nicht unbedingt
der Inbegriff von Gemütlichkeit. Dies mag vielleicht auf das knappe Budget
zurückzuführen sein, das lieber in eine vernünftige Küchenausrüstung und hochwertigere
Produkte investiert wird, statt in allerlei Schnickschnack. Außerdem kann man sich
so doch eh viel besser auf die Gaumenerlebnisse konzentrieren, die uns ein
erstaunlicher junger Mann beschert. David Rütten ist ehrgeizig, perfektionistisch,
fleißig, tausendprozentiger Veganer und – was wohl das Wichtigste ist – begnadeter Koch.
Zumindest bei unserem Besuch schmeißt er den Laden als reine One-Man-Show, kocht,
übernimmt den Service und schafft es bei allem Zeitdruck immer noch,
jedem Gast ausführlich zu erklären, was er da gerade für ihn gezaubert hat.
Und ‚zaubern‘ trifft es tatsächlich auf den Punkt.
Oder wie klingen für Sie Kreationen wie ‚Getrüffeltes Quinoa-Risotto mit
Wirsing in Zitronen-Rahm und Waldpilz Kakaojus‘, ‚Sauerkraut-Tomaten- Strudel mit
Birnen-Salbei-Chutney‘ oder ‚Marzipan-Mohn-Joghurt mit Feigenmark und Amaranth-Perlen‘?
Wenn hier der Klang schon verlockend ist, kann ich Ihnen versprechen:
Der Geschmack ist vegane Verführung pur! Dazu überrascht der Koch bei jedem Gericht mit
kleinen Zugaben, die man nie erwartet hätte, da sie nicht in der Menükarte auftauchen.
Das kann zum Beispiel ‚Pastinaken-Sushi mit Zitronengras-Sojasauce‘ oder eine Auswahl
hausgemachter Dips sein, ein anderes Mal wird eine überraschende Salatbeigabe aus Fenchel
und Apfel oder ein schmackhafter Gruß aus der Küche serviert.
Auf jeden Fall jagt hier ein Geschmackserlebnis das nächste.
Ein kleiner Wermutstropfen verbirgt sich allerdings hinter der Getränkeauswahl:
Noch ist sie rein alkoholfrei, anders natürlich beim ‚Private Dining‘ am Wochenende,
wo man auf Wunsch auch veganen Wein – ‚handverlesen‘ vom Küchenchef – kosten darf.
Wobei mir persönlich auch der Alkohol nicht gefehlt hat, schließlich standen viele
schmackhafte selbst gemachte Limonaden und Tees zur Wahl.
Wie das Fazit ausfällt, werden Sie schon erahnen.
David Rütten hat für seine Speisen klar das Prädikat ‚äußerst empfehlenswert‘ verdient
und ist für jeden Gast eine echte Offenbarung, für den die kulinarischen
Erlebnisse im Vordergrund stehen.