‚Jugend forsch‘ heißt es auch im Mönchengladbacher Frauenfußball – nicht zuletzt bei Borussia selbst. In der Ersten Frauen-Mannschaft des VfL, die aktuell um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga kämpft, gibt es kaum eine Spielerin, die über 25 Jahre alt ist.
„Das hat generell mit der Altersstruktur im Frauenfußball zu tun, ist aber auch ein Teil unserer Philosophie. Wir möchten Talente aus unserem Verein und der Region an unsere Frauen-Mannschaften heranführen“, sagt Kyle Berger. 
Borussias Koordinator Frauen und Mädchen ist sehr zufrieden mit der Entwicklung der Abteilung. 111 Spielerinnen sind derzeit in sechs Mannschaften bei Borussia aktiv, die beiden Frauen-Teams verbessern sich Jahr für Jahr. Und langfristig möchte der VfL mit seinen Frauen in die Bundesliga. Die Vormachtstellung in der Stadt hat sie bereits vom FSC Mönchengladbach übernommen.
Schon im Jahr 2000 bezeichnete der damalige DFB-Präsident Egidius Braun den FSC als „große Talentschmiede des deutschen Frauenfußballs“. 1996 hatte Wolfgang Wassenberg die Mädchenabteilung vom SC Viktoria Mennrath abgekapselt und in Rheindahlen den ersten Frauenfußball-Verein im Verband gegründet. Sechs Nationalspielerinnen hat der Verein schon hervorgebracht.

Und mit Lira Bajramaj wird eine ehemalige Jugendspielerin des FSC nun für Deutschland bei der WM auflaufen. 2002 hätte es für die Rheindahlenerinnen sogar fast zum Aufstieg in die Bundesliga gereicht. Heute kämpft der Club mit einem blutjungen Team um den Verbleib in der vierthöchsten Klasse, der Niederrheinliga. „Wir können nicht mit den ganz großen Vereinen mithalten, aber dafür wollen wir unsere Talente intensiv und individuell fördern“, sagt der FSC-Vorsitzende Wassenberg.
Der Mädchenfußball wird mittlerweile in vielen Vereinen der Stadt gefördert. Rund 20 Clubs haben mindestens eine Mädchenmannschaft, elf Vereine stellen ein Frauen-Team. „In diesem Bereich sind die Zahlen derzeit aber leicht rückläufig. Es ist schwer, eine Mannschaft aufrecht zu erhalten, wenn der Unterbau fehlt“, sagt Ursula Sieben. Die Referentin für Frauenfußball im Fußballkreis Mönchengladbach-Viersen hofft genau wie die Vereine, dass die WM weitere Mädchen für den Fußball begeistern kann. Doch alle Verantwortlichen wissen auch, dass man keine astronomischen Zuwächse erwarten darf.
„Der Boom war schon bei den letzten Weltmeisterschaften der Frauen da“, sagt Wassenberg. Und Berger fügt hinzu: „Die WM wird sicher einen Schub bringen. Aber es ist auch klar, dass das Interesse nach dem Turnier wieder zurückgehen wird.“
Zunächst drücken alle dem deutschen Team auf dem Weg zum Titel-Hattrick die Daumen. Denn an der Vormachtstellung der deutschen Damen, die bereits 2003 und 2007 den Titel holten, soll sich in diesem WM-Sommer ganz sicher nichts ändern. Und Mönchengladbach möchte seinen Teil dazu beitragen.
Thomas Grulke