Der Brasilianer ist auch in seinem dritten Jahr bei Borussia der wichtigste Angreifer der Fohlenelf. Der 30 Jährige war bisher mit 13 Toren und 11 Vorlagen an fast der Hälfte aller VfL-Tore beteiligt.

Wer im Internet mit den Begriffen ‚Torjubel‘ und ‚Borussia Mönchengladbach‘ nach Bildern sucht, der findet Raffael. Wahlweise sieht man den Brasilianer selbst jubeln oder ein Mitspieler zeigt feiernd auf ihn, weil er sich für eine gelungene Vorarbeit bedanken will. Dass das kein Zufall sein kann, wird beim Blick auf die Statistik deutlich: Raffael hat in dieser Saison nach 26 Spieltagen bereits 13 Tore geschossen und elf direkte Vorlagen gegeben. Er ist mit 24 Scorerpunkten an beinahe der Hälfte aller bisher 50 Tore der Fohlenelf in dieser Spielzeit beteiligt. Seit dem Beginn der Rückrunde fielen nur acht von 20 Treffern für Borussia, ohne dass der Supertechniker seine Füße im Spiel gehabt hätte. Raffael kann es schlitzohrig wie gegen Frankfurt, eiskalt wie gegen Augsburg oder auch brachial wie zuletzt, als er das Spielgerät in Wolfsburg ansatzlos mit 100 Stundenkilometern ins kurze Eck jagte. Er ist nicht festgelegt auf bestimmte Situationen, Tricks oder Taktiken – und das macht ihn für den Gegner fast unkontrollierbar.
Der Vater zweier Söhne kreiert in jedem Spiel diese besonderen Momente. Die, in denen man sich fragt: Wie hat er das denn jetzt bitte gemacht? Zum Beispiel gegen Stuttgart, als er Abwehrpflichten an der eigenen Eckfahne verrichtete und sich aus der Situation befreite, indem er gleich drei (!) Gegenspielern nacheinander einen Beinschuss verpasste. Raffael ist ohne Foul kaum vom Ball zu trennen. Kein Wunder, dass Trainer André Schubert ins Schwärmen kommt, wenn man ihn auf seinen besten Angreifer anspricht: „Raff ael ist ein Spieler, der in jeder Sekunde treffen kann. Er hat für uns eine große Bedeutung. Er ist viel unterwegs. Arbeitet nach hinten, ist kein Spieler, der vorne stehenbleibt, und natürlich ist er wichtig für unser Kombinationsspiel.“
Dass Raffael in seinem dritten Jahr wieder der beste Angreifer der Fohlenelf ist, überrascht kaum mehr. Doch der Brasilianer ist gerade dabei, sich ins kollektive Klubgedächtnis zu schießen. Er hat mit nun 39 Bundesliga-Toren für Borussia Größen wie Lothar Matthäus, Ewald Lienen oder Marco Reus in der ewigen Torjägerliste des VfL überholt. Wie die Rheinische Post zuletzt herausgefunden hat, gab es vor Raffael nur einen einzigen Borussen, der es geschafft hatte, in seinen ersten drei Bundesliga-Jahren jeweils zweistellig zu treffen: ein gewisser Günter Netzer. Der schoss in den Spielzeiten 1965/66, 1966/67 und 1967/68 13, elf und noch einmal 13 Tore. Bei Raffael sind es 15, 14 und bisher 13 Tore seit 2013. Grund genug für die Sportjournalisten, vom „Phänomen“ Raffael zu schreiben. Überall unterwegs und immer gefährlich.
Manch ein Experte fragt sich dabei auch, warum es den 30-Jährigen nicht längst in das Starensemble eines europäischen Top- Klubs verschlagen hat. Die Antwort gibt der in Fortaleza geborene Stürmer selbst: „Ich
fühle mich wohl bei Borussia, meiner Familie gefällt es in der Region, und ich spiele gut.“ Es passt also alles für den außerhalb des Platzes eher introvertierten Dribbler. Er hat seinen Platz gefunden. Und er würde gerne auch über die Dauer seines bis 2017 laufenden Vertrages hinaus bei Borussia bleiben. „Warum nicht? Ich kann mir gut vorstellen, den Rest meiner Karriere bei Borussia zu verbringen. Ich spüre großen Respekt, sehe keinen Grund, hier wegzugehen“, verriet er schon vor Wochen. Und Sportdirektor Max Eberl ist da ganz bei ihm: „Er soll bei Borussia bleiben.“
Seine Scorerquote ist über drei Jahre fast gleich stark geblieben, doch Raffael hat sich verändert. Er sieht sich jetzt als Führungsspieler. Und zwar als einer, der keine großen Reden schwingt, sondern Tore und Vorlagen sprechen lässt: „Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen.“