Alte Autos üben eine ganz eigene Faszination auf die Menschen aus. Woher die Liebe zu Oldtimern auch stammen mag, eine Fahrt
mit einem ‚Ü-30er‘ mutet immer wie eine Zeitreise an. Regelsysteme, Servolenkung oder Sitzheizung? Fehlanzeige! Stattdessen
erlebt man wieder, wie es ist, wirklich Auto zu fahren.

Und wer ein altes Schätzchen sein Eigen nennen darf, kann
früher oder später auch nicht der Herausforderung widerstehen,
sich bei einer Rallye mit Gleichgesinnten zu messen. Wie schön,
dass auch Teile des Urbano-Teams vom Oldie-Virus infi ziert sind
– warum sich also nicht einmal in geheimer Mission ins Starterfeld
mischen? Die Wahl fi el auf die 27. Oldtimer Rallye des MSC
Wickrath, eine der traditionsreichsten Veranstaltungen der Stadt.
An den Start gingen wir mit einem mausgrauen Wolseley 1300 –
einem kleinen englischen Exoten. Und würde man damit nicht eh
schon Blicke genug auf sich ziehen, traten wir als reines Damenteam
an. Zugegeben, die Spannung war recht groß, war es doch
eine Premiere für uns beide. Meine Beifahrerin war noch völlig
Rallye-jungfräulich, ich durfte zwar schon die ein oder andere
Erfahrung sammeln, hatte aber noch nie für Wertungsprüfungen
hinter dem Steuer gesessen.
Im Vorfeld hatte man uns gewarnt, dass gerade die Wickrath-Rallye
oft mit ‚fi esen‘ Kleinigkeiten überrascht, die jeden Teilnehmer
vor große Herausforderungen stellen. Gut, zu schlimm konnte
es nicht werden, sonst wären nicht 113 Fahrzeuge angemeldet.
Auch der erste Blick ins Bordbuch ließ vorsichtigen Optimismus
zu. Keine gemeinen Zahlendreher, keine verdrehten Zeichen,
keine winzigen Kartenausschnitte. Ein paar Straßenkarten mit
Sonderaufgaben zur Durchfahrt. Tricky, aber lösbar … Das Wichtigste
würde also sein, die richtige Strecke zu fi nden und alle Zahlenschilder,
die die Veranstalter am Straßenrand platziert haben,
in der richtigen Reihenfolge zu notieren.

Dann ging’s endlich los. Nach einer kurzen Fahrerbesprechung
und der Begrüßung durch Oberbürgermeister Hans Wilhelm
Reiners hieß es ‚Ladies and gentlemen start your engines‘! Die
erste Herausforderung kam nur zwei Minuten nach dem Start:
Rückwärts so nah wie möglich an ein Gatter auf dem Wickrather
Marktplatz heranfahren. Ich und rückwärts Einparken – tolle
Idee! Funktioniert hat’s trotzdem erstaunlich gut. Jetzt konnte
es ja nur noch besser werden. Der weitere Weg führte uns
gespickt mit einigen kleinen, netten Aufgaben, bei denen man
fahrerisches Können beweisen musste, über Viersen, Nettetal,
die Krickenbecker Seen, Venlo, Brüggen und Elmpt nach Wildenrath
zur wohlverdienten Mittagspause. Ich kann Ihnen sagen:
Wir haben an diesem Tag Orte kennengelernt, deren Existenz wir
noch nicht einmal erahnt hätten. Faszinierend! Nun gut, das ein
oder andere Mal haben wir uns etwas verfahren, die Strecke aber
immer wieder gefunden.
Nach der Pause ging es dann auf recht direktem Weg zurück nach
Wickrath – ein kurzer Zwischenstopp auf dem Rheydter Marktplatz
zu Kaff ee und Kuchen war da natürlich Pfl icht. So langsam
aber sicher machte sich die Müdigkeit breit: Fast sieben Stunden
Konzentration und ein rechts gelenktes Auto, das 47 Jahre auf
dem Buckel hat, forderten ihren Tribut. Glücklich, aber erledigt,
fuhren wir endlich bei strahlendem Sonnenschein durch das
Zieltor auf dem Wickrather Marktplatz. Eine Premiere, die wirklich
Lust auf mehr gemacht hat.
Laura Dietel