Im Mai beginnt die Hochsaison für frische
Kräuter. Die kalorienarmen Nährstoff-
und Vitaminbomben kommen
ab jetzt in Hülle und Fülle auf den
Tisch. Während Waldmeister, Thymian,
Salbei, Dill, Sauerampfer und Co. in den
Startlöchern stehen, um Genießern
eine aromatische Saison zu bescheren,
müssen sich Liebhaber von Bärlauch
beeilen: Nur noch im Mai kann man das
an Knoblauch erinnernde Wildgemüse
ernten.
 
Der Ruf von Bärlauch war einst ramponiert:
Die Bezeichnung Hexenzwiebel
lässt darauf schließen, dass das Kraut
nicht besonders hoch angesehen war.
Dazu dürfte die aphrodisierende Wirkung,
die ihm zugesprochen wird, beigetragen
haben. Andererseits ist es eine
ausgesprochen vielseitig einzusetzende
Gemüse- und Gewürzpfl anze, die sowohl
als Hauptzutat als auch als würzende
Beigabe überzeugt. Zudem wird sie
als Heilpfl anze in jeder Naturapotheke
geschätzt.
„Bärlauch hat eine positive Wirkung auf
die Verdauung“, sagt Gaby Detert vom
SuperBioMarkt in Mönchengladbach. „Mit
seinen Inhaltsstoff en unterstützt er Leber,
Galle und Darm bei der Arbeit.“ Und noch
ein Benefi t für die Gesundheit bietet sein
Verzehr: Er beugt Ablagerungen in den
Blutgefäßen vor und kann somit einen Beitrag
zur Vorbeugung von Arteriosklerose,
Herzinfarkt und Schlaganfall leisten.
Als Lieferant von Magnesium und Vitamin
C stärkt das aromatische Multitalent die
Muskeln und das Immunsystem. „Wenn
man es klein schneidet, entsteht Allicin,
weil das im Bärlauch enthaltene Alliin mit
dem Luftsauerstoff oxidiert“, erklärt die
Fachfrau. Allicin gilt in der Naturmedizin
als natürliches Antibiotikum, wirkt antibakteriell
und kann unerwünschten Bakterien
wie Pilzen den Garaus machen.
Sein pikanter Geschmack mit der feinen
Knoblauchnote macht ihn zu einer ausgesprochen
wohlschmeckenden Medizin.
„Richtig lecker ist er, wenn man ihn in
Streifen schneidet und einfach auf einer
Scheibe Brot mit Butter isst“, empfi ehlt sie
weiter. Aber auch Salaten, insbesondere
in Kombination mit Tomaten, gibt er eine
frische und herzhafte Note.
Auch wenn sich Bärlauch garen lässt und in
Form von Suppe jeden Gourmetgaumen
erfreut: Seine wertvollen Inhaltsstoff e
können sich dann nicht mehr entfalten.
Gerade das empfi ndliche Vitamin C kann
der Hitze beim Kochen nicht standhalten.
„Dafür ist ein Gericht dann auch für Menschen
geeignet, denen sein Knoblaucharoma
zu intensiv ist“, sagt Gaby Detert.
Denn das schwächt sich beim Garen ab.
Das Wildkraut wird sowohl in Töpfen gezogen,
als auch in freiem Feld gesammelt.
Für sein Wachstum bevorzugt es Auen
und schattige Waldränder. „Wer sammelt
sollte vorsichtig sein, denn es besteht
Verwechslungsgefahr mit Maiglöckchen
oder Herbstzeitlosen, deren Blätter beide
dem Bärlauch sehr ähnlich sind“, warnt die
Expertin. Eine Verwechslung ist gefährlich,
da die anderen beiden Pfl anzen giftig
sind.
Wer Bärlauch das ganze Jahr über genießen
will, dem empfi ehlt Gaby Detert, ihn
einzufrieren. Dafür die Blätter wie für ein
Pesto zerkleinern und ungewürzt in Gläsern
ins Gefrierfach stellen. „So hat man
immer frische Würze da.“ Auch als Pesto
passt er wunderbar in die sommerliche
Küche. Dazu die Blätter gründlich waschen
und in der Salatschleuder trocknen, mit
gerösteten Pinienkernen und Parmesan
zusammen zerkleinern. Olivenöl unterrühren
und mit Salz und Pfeff er abschmecken.
Garnet Manecke