„Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten.“ Nur noch kurze Zeit bis die berühmten Worte Sepp Herbergers garantiert wieder in aller Munde sind. Vom 10. Juni bis 10. Juli lässt die Fußball Europameisterschaft wieder das sportliche Fieber steigen. Nicht nur hierzulande zittern und jubeln die Menschen mit ‚ihren‘ Spielern und diskutieren angeregt über die Entscheidungen der Schiedsrichter. Nur eines werden nicht alle Nationen teilen dürfen: den triumphalen Siegestaumel. Bei aller Vorfreude ist es natürlich schwer, den Überblick über das sportliche Großevent zu behalten, deswegen haben wir die wichtigsten Hintergrundinfos für Sie recherchiert.

Der Gastgeber
Aller guten Dinge sind drei – so könnte das Motto des EM-Gastgebers lauten. Denn nach 1960 und 1984 heißt es bereits zum dritten Mal: Willkommen in Frankreich. Die zehn Austragungsorte erinnern stark an die Weltmeisterschaften 1998, die ebenfalls auf französischem Boden stattfanden. Einzig Montpellier und Nantes sind 2016 nicht dabei, an ihrer Stelle erwarten Lille und Nizza Fans und Sportler. Somit durften quasi 80 Prozent der Spielorte bereits Erfahrungen mit außergewöhnlichen Großereignissen sammeln, was den Ablauf der EM mit Sicherheit deutlich entspannen wird.
Paris & Saint-Denis
Selbstredend – die Hauptstadt an der Seine darf auf keinen Fall als Austragungsort fehlen. Das Besondere an dieser Stadt ist – natürlich neben seiner extrem hohen Dichte an Sehenswürdigkeiten, Kunst und Kultur – dass sie streng genommen gleich zwei Austragungsorte beheimatet. Zum einen öffnet mit dem ‚Parc des Princes‘ das Heimstadion von Paris Saint-Germain seine Pforten. Aus fußballerischer Sicht ist jedoch ein Randbezirk der Stadt der Liebe noch wichtiger: In Paris Saint-Denis thront mit dem ‚Stade de France‘, das immerhin 80.000 Zuschauer fasst, Frankreichs Stadienprunkstück. Folglich finden hier sowohl das Eröffnungsspiel als auch das große Finale mitsamt aller Feierlichkeiten statt.
Lens
New York, Rio … Lens? Das ehemalige Bergbau-Städtchen wird den meisten Zuschauern kein Begriff sein. In Anbetracht seiner sehr überschaubaren Größe überrascht dies auch nicht. Das dort ansässige ‚Stade Felix Bollaert-Delelis‘ fasst mit 35.000 Zuschauern sogar mehr Fans, als überhaupt Menschen im beschaulichen Ort leben. Dass ausgerechnet hier vor einigen Jahren das berühmte Museum Louvre eine Dependance eröffnete, ist ebenso überraschend, zeigt aber klar die Tendenz für die Zukunft.
Lille | Villeneuve-d’Ascq
Und noch ein echter Städte-Geheimtipp: Villeneuve-d’Ascq liegt in direkter Nähe zu Lille, übertrifft den Nachbarn jedoch fast an landschaftlicher Schönheit. Traumhafte Parks und Seen prägen das Stadtbild. Bei aller Tradition, die hier großgeschrieben wird, wagt der malerische Ort auch den Sprung in die Moderne. Zum Beispiel mit dem LaM – einem imposanten Museum, das schon architektonisch beeindruckt. Auch das ‚Stade Pierre Mauroy‘ ist topmodern und bietet 50.000 Zuschauern Platz. Unter anderem bestreitet hier übrigens die Deutsche Nationalmannschaft ihr erstes Spiel.
Lyon
Lyon, das am Zusammenfluss von Rhône und Saône liegt, zählt definitiv zu den französischen Metropolen, die man auch abseits der EM einmal im Leben besucht haben sollte. Ist sie doch auch eine der Ältesten des Landes und verzaubert die Gäste mit einer imposanten wie liebenswerten Altstadt, mondänen Plätzen und gemütlichen Höfen. Gourmets dürfen hier in die ganz große Küchenkunst eintauchen – hier finden sie das Stammhaus von Paul Bocuse. Extra zur EM 2016 wurde in Lyon mit dem ‚Stade de Lyon‘ ein brandneues Stadion gebaut, das zugleich auch das drittgrößte des ganzen Landes ist.
Saint-Etienne
Keine gewachsene Stadt, sondern ein Gemeindeverband verbirgt sich hinter Saint-Etienne circa 60 Kilometer südwestlich von Lyon. Als eine der Besonderheiten gilt übrigens, dass Saint-Etienne ähnlich wie Rom auf sieben Hügeln erbaut wurde. Und auch auf fast schon südländisches Temperament trifft man hier. Denn sowohl Fans als auch Spieler des Heimatvereins gelten als außergewöhnlich leidenschaftlich. Da wird das ‚Stade Geoffroy Guichard‘ oft und gerne zum brodelnden Hexenkessel.
Bordeaux
Auch, wenn der Austragungsort in erster Linie Weinliebhaber in Freudentaumel versetzt, dreht sich in diesem Sommer in Bordeaux wohl mehr um Fußball als um edle Tropfen. Wer das Glück hat, dort im ‚Stade de Bordeaux‘ ein Spiel sehen zu können, sollte sich auf jeden Fall ein wenig mehr Zeit zum Sightseeing nehmen. Denn nicht ohne Grund darf sich die Stadt an der Garonne seit 2007 mit dem Titel ‚Unesco Welterbe‘ schmücken. Und natürlich sind auch Ausflüge in die umliegenden Weinbaugebiete immer lohnenswert, bieten doch viele Winzer ausgiebige Verkostungen ihrer Produkte an.
Nizza
Sommer, Sonne, Strand und Meer, edle Strandpromenaden, mediterrane Leichtigkeit – Nizza zählt definitiv zu den traumhaftesten Spielstätten der EM 2016. Hier erlebt man die Côte d’Azur in all ihren malerischen Facetten, da kann man es verschmerzen, dass das Stadion mit 35.000 Zuschauern zu einem der ‚kleineren‘ Austragungsorte zählt. Dafür locken das nahe Cannes und Monaco zu spannenden Tagesausflügen abseits des Fußballbetriebs.
Toulouse
Erlebt man Toulouse, kommt einem einiges oftmals ’spanisch‘ vor – und zwar nur im positiven Sinne! Frankreichs viert-größte Stadt unweit der spanischen Grenze versprüht mediterranen Charme in Reinkultur und überzeugt durch eine überdurchschnittlich hohe Lebensqualität. Leben wie Gott in Frankreich? Ja, das geht hier wie an kaum einem anderen Ort, davon sind auch die Franzosen selber überzeugt und kürten Toulouse zu einer der beliebtesten Städte. Tickets für ein Spiel im ‚Stade de Toulouse‘ sind jedoch verhältnismäßig spärlich gesät, fasst es doch ’nur‘ 33.000 Besucher.
Marseille
Ruf hin, Ruf her – es wird schon gute Gründe gegeben haben, dass Marseille 2013 zur Kulturhauptstadt ernannt wurde. Zum Beispiel, dass sie die älteste Stadt des Landes ist, wurde sie doch bereits 600 v. Chr. gegründet. Oder, dass sie im Laufe der Geschichte immer weiter zum bedeutenden Handelsplatz aufstieg, was auch heute noch allerorts spürbar ist. Fußballfreunde werden die Metropole an der Côte d’Azur wahrscheinlich am ehesten aufgrund des Heimteams Olympique de Marseille und ihrem berühmten Stadion ‚Stade Velodrome‘ kennen. Mit gut 67.000 Zuschauern gilt dieser Austragungsort als der zweitgrößte der diesjährigen EM.