War das nicht ein suuuper Sommer?! Jetzt mal abgesehen von den den paar Unwetterlagen mit faustdicken Hagelkörnern und tropischen Regenschau- ern, konnte man sich doch wirklich fühlen, als wäre man in südlichen Ge l- den. Abends noch im T-Shirt draußen sitzen mit einem kalten Chardonnay in der Hand, die Beine duften nach Anti- Brumm, Autan & Co., vom Nachbarn zieht das Aroma von frisch gemähtem Rasen herüber – würde er sich doch nur mal einen Elektromäher zulegen …
Also ich bin generell ein Freund vom Wetter – egal von welchem. Im Sommer freu ich mich auf den Winter, im Herbst träum ich vom Frühling. Dennoch gibt es diese latenten, notorischen Wetternörgler. Die, die sich prinzipiell darüber auslassen, dass das tatsächliche Wetter nicht dem entspricht, was in der Zeitung angekündigt wurde, beziehungsweise dass die Voraussage der Wetter App schon wieder um 2,6 °C verfehlt wurde. Mein Gott! Dann bleib doch drinnen!! Ist es nicht schön, dass es Dinge gibt, auf die wir keinen Einfluss haben? Zumindest fast keinen Einfluss, wer friert, kann ja nach Afrika fliegen …
Ich ärgere mich selten übers Wetter. Wenn Freunde zu Besuch sind und die Sangria passt nicht zu den klimatischen Außenbedingungen – na und? Schütt Rum rein, zünde es an und verkauf es als Winterpunsch – so what? (Aus dem Amerik. übers.: „Was soll’s?“ / Ich hasse diese Rede- anhänge {keine Anm. der Red.})

Mich regen vielmehr andere Dinge auf, so Kleinigkeiten im Alltag, die für sich betrachtet eigentlich nix Schlimmes sind, aber bei ständiger Wiederholung extrem nerven. Zum Beispiel Brennnesseln, die hundsgemeine Ackerwinde oder aber Linksabbieger im Feierabendverkehr, die bei Grün an der Ampel nur einen Zentimeter vorziehen und dann warten, bis der gesamte Gegenverkehr passiert hat. Nerv!
Plastiktüten, die an der Öffnung zusammenkleben und sich nur durch ausgefeilte Spitzmund-Pustetechnik öffnen lassen, gehen mir genauso auf den Zeiger wie eine falsch herum bestückte Toilettenpapierrolle (wickelt sich zur Wand hin ab). Kulis, die nicht schreiben oder Messer, die ein knuspriges Frühstücks-Brötchen mehr zerquetschen als es zu schneiden, bringen mich an den Rand der Verzweiflung. Schlimm ist auch die Schublade, in der meine Frau circa 20 defekte Feuerzeuge aufbewahrt, Tendenz steigend. Warum entsorgt man diese nichts taugenden Dinger nicht einfach oder stopft sie in den Karton mit den alten Ladegeräten und Netzteilen der letzten zehn Jahre?
Meistens geht es um das sinnfreie Handeln von Menschen, die sich über das, was sie gerade tun, keinerlei Gedanken machen. Etwa lautes Telefonieren im Wartezimmer. „Ist grad schlecht, bin beim Doktor, wegen der üblen Magen-Darm-Geschichte …“ Oder kennen Sie Menschen, die am Ende einer Rolltreppe stehen bleiben, um sich erst mal zu orientieren und danach die Schuhe binden? Das sind die, die auch am Flughafen im Ankunftsbereich den Ausgang mit sich selbst und all ihren Koffern blockieren, dabei die Enkelchen auf den Arm nehmen und los brabbeln „… ob die Oma dir denn auch was Feines mitgebracht hat …“

Ich versuche dann immer möglichst gelassen zu bleiben und die Gelegenheit entspannt auf mich wirken zu lassen. Wenn mir bei Aldi einer in die Hacken drängelt und von hinten „Zweite Kasse!“ brüllt, trete ich gerne zur Seite und schenke dem Drängler ein souveränes Lächeln. Aber manchmal wünschte ich, Bachblüten-Dragees im Handschuhfach zu haben. Etwa neulich, als vor mir im Parkhaus eine Frau mit mehr als einer Armlänge Abstand zum Parkscheinautomaten die Ausfahrt blockierte, dann wegen ‚viel zu dick‘ nicht aus dem Auto kam und schließlich dann noch den Parkschein verlor, der vom Wind weg- getragen wurde …
Tiiiief durchatmen!
Mit freundlichen Grüßen Ihr Gregor Kelzenberg