Im Winter steht der Körper vor großen Herausforderungen: Kalte Außentemperaturen, warme Innenräume und Feuchtigkeit lassen das Immunsystem auf Hochtouren laufen, schwere und fette Speisen machen dem Verdauungssystem Arbeit. Hilfe findet sich bei den Gewürzpflanzen: Ingwer hat viele wertvolle Inhaltsstoffe, die die Abwehrkräfte stärken und Magen wie Darm bei ihrer Arbeit unterstützen.

Schon Hildegard von Bingen wusste um die heilende Wirkung und empfahl Ingwer-Törtchen gegen Magenbeschwerden. Mit ihrem Wissen über die unscheinbare Knolle stand die Benediktinerin bereits im Mittelalter in einer langen Tradition. Seit über 3.000 Jahren wird die kleine Wurzel in Indien und China verwendet. „Im Altertum war sie auf den Märkten ein Handelsschlager“, erzählt Anne Jantzen, Ernährungsexpertin im SuperBioMarkt Mönchengladbach. „Sie war besonders als Gewürz beliebt.“ Dass Ingwer als Aphrodisiakum galt, dürfte seine Popularität gefördert haben. Mit seinem scharfen, leicht zitrusartigen Aroma charakterisiert er bis heute die asiatische Küche.

Aber nicht nur das Aroma ist überzeugend: Seine wertvollen Inhaltsstoffe haben ihn zu einem bedeutsamen Heilmittel in der traditionellen, chinesischen Medizin (TCM) und im Ayurveda gemacht. In vielen Bereichen ist die heilende Wirkung inzwischen auch wissenschaftlich nachgewiesen.

Wer etwas Ingwer zu sich nimmt, merkt als erstes, wie Wärme durch den Körper schießt. Man schwitzt und die Nase läuft. Das liegt an den Scharfstoffen, den Gingerolen und Shogarolen. Sie regen auch die Schweißbildung an und sollen schleimlösend wirken. „Zudem wird diesen Stoffen eine entzündungshemmende Wirkung zugesprochen“, sagt Anne Jantzen. In der TCM wird die Wurzel deshalb gerne zur Linderung von Erkältungsbeschwerden wie Husten und Schnupfen eingesetzt.

Über 500 Inhaltsstoffe konnten in der kleinen braunen Knolle nachgewiese werden. Sie ist reich an Vitamin C, Magnesium, Eisen, Calcium, Kalium, Natrium und Phosphor. Zudem enthält sie Borneol und Cineol, die die Verdauung fördern und den Kreislauf anregen.

Auch an ätherischen Ölen ist Ingwer reich, bei 1,5 bis drei Prozent liegt ihr Anteil. „Zur Gewinnung von einem Liter ätherischem Öl werden etwa 25 Kilo der Wurzel benötigt“, sagt die Ernährungsexpertin. Hier zeigt sich auch, warum nur Gewürzpflanzen aus biologischem Anbau verwendet werden sollten. „Das ätherische Öl ist hochkonzentriert“, sagt Anne Jantzen. „In konventionell erzeugten Produkten sind leider auch die Pflanzenschutzmittel hochkonzentriert.“ Das Öl wirkt antiviral, antibakteriell und krampflösend. Ein paar Tropfen davon in einer Duftlampe zaubern nicht nur eine orientalische Atmosphäre, sondern desinfizieren die Raumluft und schützen Mitbewohner vor Ansteckung.

Aber nicht nur bei Erkältungen ist Ingwer ein nützlicher Helfer. Schon sehr früh lernten Reisende seine wohltuende Wirkung auf den Verdauungstrakt kennen. Mönche, Seeleute und fahrende Händler nahmen ihn gegen Reisekrankheit, weil er Übelkeit und Brechreiz mindert – und er bringt die Verdauung in Schwung. Gerade in der bewegungsärmeren Jahreszeit ist das ein großer Pluspunkt für das Wohlbefinden.

Garnet Manecke