Womit soll’mer denn ma anfangen dies Jahr? „Erst mal d’r Brill putzen“ – hätte Hanns Dieter Hüsch gesagt, nur so, um Zeit zu gewinnen. Typisch niederrheinischer Trick. Ich werd jedenfalls in 2017 nicht politisch, keine Angst!

Wobei ich zu Beginn des neuen Jahres schon ausreichend Lust gehabt hätte, meine Politikverdrossenheit zum Ausdruck zu bringen. Nur ganz kurz: Erinnern Sie sich noch an den Jahreswechsel 2015/2016, an die berühmte Silvesternacht zu Köln? Was wurde gegen die Polizei gewettert, deren Versagen, deren Unterlassungen und die Inkompetenz der innenpolitischen Führung. Dieses Jahr war es dann genau umgekehrt: Man kreischt vom Polizeistaat und einer angsteinflößenden Überpräsenz der staatlichen Exekutive. Ja mein Gott – dann bleibt doch zu Hause und beschwert Euch meinethalben über das Fernsehprogramm, dass die Raketen früher viel h.her geflogen sind und die Wunderkerzen damals auch länger gebrannt haben. Nur lasst mich bitte mit Eurem Gemeckere in Ruhe. So viel zur Politik 2017.

Lasst uns mal über Alltägliches quatschen. Zum Beispiel über ein ebenso brisantes Thema: Mann und Frau gemeinsam in der Küche. Eigentlich ein Unding … Noch ganz frisch sind bei mir die Erinnerungen an den Nachmittag des 24. Dezember, dabei hab‘ ich es doch nur gut gemeint. Schon als Kind hatte dieser  Nachmittag etwas unglaublich Mystisches: die nicht enden wollenden Stunden bis zum Abend, das Warten auf die Bescherung – dass es endlich losgeht.

Schon im Vorfeld des hochheiligen Familienfestes wird der engagierten Hausfrau Außerordentliches abverlangt: Geschenke einkaufen und hübsch einpacken, den Baum schmücken, als würde er ein ganzes Jahr dort stehen, die gesamte Bude dekorieren wie ein Schaufenster auf der K. und eine Tafel für 12 Personen fürs 6-Gang-Menü herrichten, die beim TV Koch-Duell die allerhöchste Punktzahl abgreifen würde. Hinzu kommt die fast absurde Herausforderung, nach sechseinhalb Stunden Gemüse putzen, Wild- Kaninchen anbraten, Forellen tranchieren und Baisers aufschlagen um 19 Uhr auszusehen wie Helene Fischer bei der großen Weihnachts-Gala.

Was soll ich sagen: Meiner Frau ist es mal wieder gelungen. Und warum? Weil ich meine To-do-Liste schon um 15 Uhr abgearbeitet hatte (ich war schließlich schon um 7 Uhr auf!), um mich positiv einzubringen mit dem Satz: „Schatz – kann ich Dir ein wenig zur Hand gehen?“

Haben Sie schon einmal im WDR die Kochsendung ‚Martina & Moritz‘ gesehen? Es hat schon was von Comedy, wie die beiden Frührentner sich gegenseitig hofieren und nach dem Munde reden. Würde ich meiner Frau unter Aufbietung von Komplimenten („ach, was riecht es hier schon lecker …“) anbieten, schon mal die Parisienne-Kartöffelchen auszustechen oder den Kerbel zu hacken, bekäme ich bestenfalls den Job, den Müll rauszubringen oder Getränke kalt zu stellen.

Dabei helfe ich doch sooo gerne in der Küche, kenne auch für jeden Arbeitsgang das entsprechende Küchenger.t und weiß auch, wo sie es im Keller versteckt hat. Erst neulich habe ich einen Trüffelhobel im Internet bestellt. Dank Amazon war er zwei Tage später da und ward seitdem nie wieder gesehen. Meine Frau ist der gr..te Feind sämtlicher Küchenhelfer: Ob Klassiker wie Zick-Zick-Zyliss oder das neue Nicer Dicer Fusion Set – sie schwört auf ihr Küchenmesser. Dabei sehe ich sehr gerne die Verkaufssendungen für Bratpfannen, Messersets und sonstigen Wohlstandskrempel. Einmal hab ich sogar so ein Messerset bestellt (ich muss gestehen, es war Rotwein im Spiel…). Als der DHL Mann tags drauf das Paket lieferte, meinte meine Frau nur: „Lass das mal sch.n zu – das können wir gut verschenken…“ Seitdem ziert es die Küche meines Neffen.

Hab‘ mir heute die Countdown-App für Weihnachten 2017 geladen: nur noch 300-irgendwas Tage und ’n paar Stunden. Bin schon bisken nervös.

Ihr Gregor Kelzenberg