Viele von uns haben die Zeile noch im Ohr:  „Diamonds are a girl’s best friend. Diamanten sind die besten Freunde eines Mädchens“. Verzückt und sexy schmeichelnd klingt die Stimme der Diva Marilyn Monroe dabei. Schmuck aus edlen Metallen, verziert mit edelsten Steinen gehört seit Urzeiten zur Frau. Und wer Silber, Gold und Edelsteine besitzt, kann davon reich werden. Unser Reise-Report handelt dieses Mal von Orten, an denen mehr Gold und edle Steine zu finden sind als irgendwo sonst.
The Big Hole
Bernstein
Es hat Jahrmillionen gedauert, aber gerade im Winter und bis ins beginnende Frühjahr tauchen sie wieder an der Ostseeküste auf: die dicken dunkelbraunen Klumpen, die Stürme und Wellen vom Grund des Meeres an Land spülen. Unter der unscheinbaren Oberfläche verbirgt sich das ‚Gold der Ostsee‘ – Bernstein genannt – goldglänzend nach gründlicher Politur.
Einst sind die Klumpen als dicke Herztropfen von Urzeitbäumen ins Wasser gelangt, dort abgekühlt und gehärtet. Kundige Sammler kennen die besten Landeplätze dieser Kostbarkeiten, und sie machen an den Stränden auf Usedom und Rügen, im Darß und rund um Warnemünde in diesen unwirtlichen Zeiten fast die Mehrheit der wenigen Strandnutzer aus. Und später, in der Badesaison, verkaufen Schmuckhändler die Ergebnisse der winterlichen ‚Ernte‘, geschliffen und fein eingefasst. Auch Bernstein ist vielfach ‚a girl’s best friend‘.
Das gilt besonders auch an der polnischen Bernsteinküste, etwa im pommerschen Fischer- und Badeort Jaroslawiec (ehemals: Jershöft), 320 Kilometer östlich von Berlin. Dort baute der Handels-Student Maks Kwiatkowski das erste Bernstein-Museum der Region auf, das 2014 eröffnete. Ein Urzeitwald empfängt die Besucher, es gibt ein nachempfundenes Bernstein-Bergwerk und einen Saal, in dem charakteristische Einschlüsse gezeigt werden: Insekten, Spinnen, auch Pflanzenreste. Karten zeigen die wichtigsten Bernsteinvorkommen rund um den Erdball, natürlich auch den großen russischen Bernstein-Tagebau, der nahe Königsberg existiert. Student Kwiatkowski hat seiner Gemeinde mit dem kleinen Museum einen großen Gefallen erwiesen: Bernstein zieht die Menschen an. Davon wird zwar kaum jemand entlang der Ostseeküste reich, aber der goldfarbene Touristenmagnet hilft Ferienregionen zumindest  bei der Entwicklung. In Jaroslawiec jedenfalls hat inzwischen ein Vier-Sterne-Hotel eröffnet.

Diamanten

Fast jeder, der sich mit den Jahrmillionen alten Edelsteinen aus zusammengepressten Kohlestoffen beschäftigt, verbindet das Wort Diamant mit dem Markennamen De Beers. Und beide sind untrennbar mit der Stadt Kimberley in Südafrika, der ‚Welthauptstadt der Diamanten‘, verknüpft. Ganz in der Nähe dieser Stadt entdeckte 1866 ein kleiner Burenjunge auf einem Feld einen glitzernden Stein. Er schenkte seiner Schwester den Fund zum Spielen. Erst später entdeckten die Eltern das Spielzeug, einen Diamanten von 22 Karat.
Noch zögernd begann die Suche nach weiteren Edelsteinen. 1871 war es so weit, vom Berg Colesberg Kopje wurden größere Funde gemeldet. Die Diamantensucher aus aller Welt strömten herbei und begannen zu graben. Davon zeugt bis heute The Big Hole, das große Loch mit 500 Metern Durchmesser und 800 Metern Tiefe. Hier wurden insgesamt 2.700 Kilogramm Diamanten im Wert von rund 40 Milliarden Euro ans Tageslicht befördert.
Hier gründete der ehemalige Schauspieler und Sohn eines Londoner Lumpenhändlers Barney Barnato die Kimberley Central Mining Company. Das Unternehmen wurde 1888 vereinigt mit der 1880 gegründeten De Beers Minengesellschaft des Cecil Rhodes: De Beers Consolidated Mines lautete der neue Name. Daraus
entstand noch vor der Jahrhundertwende 1900 ein weltweit operierendes Diamantensyndikat, das später in der Central Selling Organisation in London aufging. De Beers kontrolliert bis heute den Diamantenmarkt weltweit. Und The Big Hole wurde zum Magneten für Touristen am Rande der Stadt Kimberley.

Gold

Goldräusche gab es zahlreich in der Geschichte der Menschheit. Aber nur wenige Orte auf der Erde sind dabei so nachhaltig zur ‚Marke‘ geworden wie ein kleiner Fluss bei Dawson City in Kanada: der Klondike. Nahe des 2.000-Einwohner-Fleckens Dawson mündet das Flüsschen in den Yukon. Whitehorse heißt der nächste Flughafen, der auch von Deutschland aus angeflogen wird.
Seit gut 100 Jahren wurde (und wird) am Klondike Gold gesucht und gewaschen. Endlose Schlangen aus hinterlassenem Geröll zeugen entlang des Ufers bei Dawson von den Mühen der Goldsucher. Der große ‚Rush‘ ist längst vorbei, doch allein 2006 wurden hier immer noch Goldplättchen und Nuggets im Gesamtwert von 30 Millionen Dollar zutage gefördert.
Heute arbeiten die Goldsucher hier mit kleinen Baggern und Raupen. Der kostenlose ‚Guide to the Goldfields‘ führt sie zu den Claims, deren Vorfahren ‚Bonanza Creek‘ hießen oder ‚Discovery Claim‘. Gut beraten sind heute die Besucher, die etwa zur Goldbottom Mine vorstoßen. Dort gibt es eine Einführungslektion für Anfänger. Wer sich die Goldwäsche mit Schaufel und Blechschüssel zutraut, kann anschließend für 10 Dollar registriert werden und einen Streifen am Bachufer mieten. 200 Dollar pro Jahr kostet dessen Instandhaltung.
Aber Achtung: Die Goldwäsche ist Knochenarbeit, und selbst im Sommer endet die Buddelei nach einem Meter Tiefe – Permafrost hält den Rest der Böden steinhart. Selbst die Minenbesitzer kommen in den drei nutzbaren Sommermonaten nach Abzug aller Kosten auf nicht mehr als 60.000 Dollar. Doch wer als Tourist kommt, will den Geist des Ortes spüren, auch die schmerzenden Knochen nach getaner Arbeit. Und daheim erzählen, wie es war dort am Klondike, wo einst wilde Gesellen über Nacht zu Reichtum kamen. Und manchmal auch ums Leben.
 
Peter Lamprecht