William Shakespeare ist vor über 400 Jahren gestorben, aber in seinen Dramen und Komödien ist der englische Schriftsteller höchst lebendig. Das liegt vor allem daran, dass er sich Themen annahm, die die Menschen heute so sehr bewegen wie in seiner Zeit: Liebe, Lebenslust, Eifersucht, Neid, Missgunst, Macht und Gier. Beim Shakespeare-Festival in Neuss lachen und leiden die Zuschauer fünf Wochen mit Oberon, Titania, Othello, Hamlet, Macbeth, Romeo und Julia.
Das Original des Globe Theatres steht am Südufer der Themse in London und ist eine Touristenattraktion. Der Nachbau steht auf der Rennbahn in Neuss und ist das Zentrum des Shakespeare-Festivals. 1991 wurde das Theater, in dem die Stücke des elisabethanischen Schriftstellers aufgeführt wurden, im Rheinland nachgebaut. 500 Fans finden darin Platz und verfolgen mit Spannung die Inszenierungen, die meist in der Originalsprache des Meisters aufgeführt werden. In diesem Jahr stehen die Klassiker Othello, Wie es Euch gefällt, Macbeth, Romeo und Julia, König Lear und A Midsummer Night’s Dream auf dem Programm.
Wie in den anderen Jahren zuvor finden rund um die Inszenierungen der Original-Stücke auch Interpretationen und Vorträge rund um den Dramatiker statt. Patrick Spottiswoode, Direktor des Educational Departments des London Globe, wird wieder erwartet. Er wird über seine Liebe zu ’seinem‘ Globe und dem damit so eng verbundenen Schriftsteller sprechen. Die Bremer Shakespeare Company hat ein Stück über den Dramatiker im Gepäck und mit einem Jazz-Konzert endet das Festival. Soweit die Pflicht.
Die Kür beinhaltet ein Jahr nach dem Silberjubiläum einige Premieren. Zum ersten Mal präsentiert das Globe-Theater ein Stück von Ben Jonson, einem Kollegen und Freund Shakespeares. Jonson war für sein Temperament bekannt, das ihn immer wieder in Schwierigkeiten brachte. Er duellierte sich und tötete dabei zwei Männer. Das hätte ihn fast selbst das Leben gekostet, denn er wurde zum Tode am Galgen verurteilt. Eine Begnadigung rettete ihn. Für die Theaterwelt ein großes Glück, denn Jonson hinterließ ihr einige geistreiche Stücke. Eines ist ‚Der Alchemist‘, das in Neuss auf die Bühne gebracht wird.
Macbeth ist nicht gerade dafür bekannt, dass das Publikum erheitert das Theater verlässt. Zu viele Intrigen, zu viel Blut, zu viele Tote. Dabei hat das Thema durchaus eine komische Seite, wie ‚Macbeth, die Komödie‘ zeigt. Beim Festival wird sie in Englisch und in Portugiesisch aufgeführt.
Auch Frankreich hatte seinen Shakespeare: Pierre Corneille wurde 1606 als Sohn des königlichen Jagd- und Fischerei-Aufsehers in Rouen geboren. Er wird Anwalt, aber sein Herz gehört der Dichtkunst. Als 23-Jähriger bietet er einer Theatergruppe ein Lustspiel an, bald darauf feiert er erste Erfolge in Paris. Sein Stück ‚Le Cid‘, das beim Festival in französischer Sprache mit englischen Übertiteln aufgeführt wird, brachte ihm den Durchbruch als Schriftsteller.
Ein besonderes Bonbon haben drei Neusser Kinos für die Cineasten unter den Shakespeare-Liebhabern. Während des Festivals zeigen sie je eine legendäre Verfilmung seiner Stoffe: Der Widerspenstigen Zähmung von 1967 mit dem Hollywood-Traumpaar Elizabeth Taylor und Richard Burton, Much Ado About Nothing (Viel Lärm um nichts), das Kenneth Branagh 1993 verfilmte, und Hamlet unter der Regie von Grigori Kozintsev, der 1964 in die Kinos kam.
Garnet Manecke
 
 
INFO//
Shakespeare Festival Neuss
9. Juni – 8. Juli
Infos zu Terminen und Tickets
www.shakespeare-festival.de
Shakespeare im Kino
Tickets an den jeweiligen Kino-Abendkassen
Der Widerspenstigen Zähmung
12. Juni | 19 Uhr | Souterrain
Much Ado About Nothing
14. Juni | 19 Uhr | Hitch
Hamlet 30. Juni | 19 Uhr | Black Box