Tief im Inneren gehöre ich zu den bekennenden Jägern und Sammlern. Mir fällt es schwer, mich von Dingen zu trennen, auch wenn ich sie noch nie im Leben gebraucht habe – und vielleicht auch in Zukunft nie brauchen werde. Dies betriff t in erster Linie Schrauben, Werkzeuge, sämtliche Arten von Möbelbeschlägen, Ladegeräte und auch sonst alles, was einen Stecker hat. Selbst von der schäbigsten Kaffeemaschine oder einer 35 Jahre alten Rowenta-Trockenhaube schneide ich das Netzkabel ab und horte es irgendwo in der Garage in einer großen Kunststoffkiste mit dem Aufkleber: Elektro. Die Kabel aneinandergereiht, ohne Lüsterklemmen, würden von Rheydt bis an die Küste reichen.
An Sperrmüll vorbeizufahren ohne anzuhalten, brennt mir in der Seele. Stets auf der Lauer nach einem spektakulären Straßenrand-Fund, bräuchte ich an solchen Tagen eigentlich ein Fahrzeug mit Ladefläche. Doch meine Frau ist in dieser Hinsicht pragmatischer veranlagt und hält mich im Zaum.
Dabei sammelt auch sie sinnloses Zeugs, das nicht funktioniert, zum Beispiel leere Feuerzeuge oder Kunststoffkäppchen von Hustensaftflaschen. Bei uns in der Küche gibt es einen (Unter-)Schrank, der die Produktpalette der Firma Tupper – Bereich Dosen für Lebensmittel – seit Beginn der 80er Jahre dokumentiert. Wenn ich dann mal eine Kerze anzünden will und schon 10 leere Feuerzeuge in der Hand hatte, am Daumen bereits eine gerötete Stelle vom Zündrädchen, kommt der Hinweis meiner Frau: „Wirf die ja nicht weg – die sind wiederauffüllbar.“ In der gleichen Schublade liegen neben den weiteren 30 leeren Feuerzeugen etliche Nachfüllflaschen mit roten Adapterhütchen, von denen jedoch nicht eines passt.
Eine besondere Spezies meiner Sammelobjekte sind abgetragene Jeans, Cordhosen ohne Cord oder auch Schuhe, die meine Frau für die Altkleidersammlung aussortiert. Mit dem beherzten Einwand: „… die ist doch noch gut“, rette ich die Markenjeans und stopfe sie in der Garage zu den anderen 40 Exemplaren. Ähnlich geht es mit Hemden oder T-Shirts: Ich könnte zwei Jahre lang täglich mein Fahrrad mit einem anderen Kleidungsstück putzen. Meine Lieblingsgartenjacke, ein abgewetzter Cord-Fummel mit dem TCM Label, der selbst auf dem Trödelmarkt meiner Tochter für 1 Euro (!) keinen Käufer gefunden hat, ist mir über die Jahre ans Herz, beziehungsweise an den Leib gewachsen.
Meine Kollektion an ‚Gartenschuhen‘, meist alte Lederschuhe mit durchgelaufenen Sohlen, ausgelatschte Turnschuhe und so weiter muss ab und an durchforstet und gelichtet werden. Die Lagerkapazitäten sind einfach erschöpft. Doch bevor ich einen Gummistiefel entsorge, könnte ich ja noch einen dekorativen Eye-Catcher daraus frickeln, indem ich einen blühenden Schopf Lavendel hineinpflanze oder ihn mit duftendem Basilikum bestückt bei der nächsten Geburtstagseinladung verschenke.
Beim regelmäßigen Wochenendeinkauf in diversen Gartenbaumärkten wird so was für viel Geld verkauft. Selbst Objekte, bei denen ich beim Sperrmüll verschreckt wegschaue, werden im Gartencenter als Neuware angepriesen. Ich denke dabei an weiße Gipsfiguren griechischer Göttinnen ohne Arme, Zwerge mit bepflanzbaren Schubkarren oder Meerjungfrauen für den Teichrand mit 3/4 Zoll Anschluss für sprudelndes Plätschervergnügen.
Beim Shoppen neuer Bekleidung sollte man sich auch niemals der Illusion hingeben, dass das gut gemeinte Argument „Ich will ja jetzt sowieso abnehmen“, funktioniert und man in die Sachen quasi reinschrumpft. Was ich mir zu klein kaufe, bleibt auch im Schrank zu klein. Das mit dem Hineinwachsen klappt nur bei Kinderklamotten und das auch nur bis zur Pubertät. Also lieber ein X mehr auf dem Etikett, dann ärgert man sich auch nicht über zu viele Kleidungsstücke, die als Zielkauf mit einem X weniger geplant waren.
Ich zieh‘ mich jetzt rasch um (Cordjacke), weil wir für morgen früh Sperrmüll angemeldet haben. Ich bin mir sicher, dass bis Mittag die Hälfte weggeräubert wurde. Gibt mir doch ein tröstliches Gefühl, dass ich nicht alleine von dieser Manie besessen bin. Glauben Sie nur ja nicht, es stünden Gartenzwerge oder griechische Götterboten dabei, die hab ich längst pink lackiert …
N’Aamt zusammen!
Ihr Gregor Kelzenberg