Ich liebe es wie so viele andere auch, mir die Frühlingssonne auf die Nase scheinen zu lassen und im reinsten Blütenrausch zu schwelgen. Folglich ist auch die erste ‚Amtshandlung‘ jeder neuen Saison, den Drahtesel aus dem Winterschlaf zu erwecken, tapfere Mitstreiter zu suchen und gemeinsam die erste Tour ins Frühjahrserwachen anzutreten. 
Dieses Mal blieben wir im Stadtgebiet und steuerten den Flachshof in Merreter an. Und schon bei unserer Ankunft schickten wir ein erstes Dankeschön an die
Wetterfee, dass sie uns durch ihre Launen ein echtes Kleinod der Gladbacher Gastroszene ansteuern ließ. Für Innenhof oder Biergarten war es an diesem Mittwochabend leider etwas zu frisch, also suchten wir drinnen ein gemütliches Plätzchen. Kuschelig, urig, viele Details – eine Atmosphäre, in der man sich einfach wohl-
fühlen muss …
Eigentlich urig?
Doch welche Erwartungen hat man in historisch angehauchtem Ambiente an das Essen? Eigentlich sollte man an Schnitzel und regionale Gerichte denken. Natürlich wurden unsere Erwartungen erfüllt: echtes (!) Wiener Schnitzel, leckere Salate und an die Saison angepasste Highlights deutscher Küche. Auf der Karte glänzten aber auch typisch mediterrane Köstlichkeiten wie verschiedene Tapas, orientalisch oder asiatisch angehauchte Speisen und die ein oder andere Kreation, die ich bisher so nur in Italien kosten durfte. Und dann gab es noch das Mittwochs-Überraschungsmenü. Bei so viel Abwechslung konnte es ja nur eine spannende Geschmacksreise werden.
Meine Begleitung wollte sich nicht überraschen lassen und startete mit einem Trio aus dem Meer, bestehend aus Jakobsmuschel auf Dattelchutney, Garnele auf japanischem Algen-Salat und Thunfisch auf Sesam-Gurke. Unfassbar lecker. Aber auch meine ersten Gänge ließen mein Herz höherschlagen: Die Reise führte von der Toskana in den deutschen Frühling bis hin zur zünftigen Alpenküche – ein Gang war köstlicher als der andere.
Außergewöhnliche Gaumenfreuden
Zum Hauptgang folgte dann für meine Begleitung ein toller Sauerbraten vom Hirsch in Marillensauce an Rahmwirsing und Semmelknödeln. Ich durfte mich über Lammcurry an verschiedenen Gemüsepürees und Bratkartoffeln freuen. Und wieder gibt es dieses ‚eigentlich‘: Eigentlich ist es doch nicht möglich, dass ein Koch wirklich alle kulinarischen Stile beherrscht. Willi Hastenrath ist die Ausnahme … Er kocht einfach, worauf er selber Lust hat und probiert vieles aus – und jedes, wirklich jedes Resultat ist ein einziger Gaumenschmaus! Besonders beeindruckt hat mich dabei die Tatsache, dass im Flachshof regionale und saisonale Zutaten die Hauptrolle spielen und trotzdem teils exotisch, teils klassisch auf genussreiche Reisen entführen.
Eigentlich könnte sich der Chef doch auf seine fantastische Küche beschränken, oder? Tut er aber nicht! Denn er möchte seine Leidenschaft auch noch auf andere Art weitergeben. Mehrfach im Jahr zum Beispiel startet er mit Kräuterprofi Claudia Heinzel und interessierten Genießern zur Wanderung ‚Merreter Wildkräutermagie‘ durch die Umgebung und lässt seine Gäste so nicht nur die Heimat neu erschmecken, sondern zaubert auch fast vergessene Spezialitäten auf den Speiseplan. Nein, mehr Genuss geht wahrscheinlich wirklich nicht.
Ihr LeckerSchmecker 
Jean Jacques
Flachshof
Merreter 10 | MG
Fon 02161.584996
www.flachshof.de