In Eicken brodelt es. Die Bewohner wollen ihr Viertel wieder auf Vordermann bringen und es zu einem bunten Lebensraum machen.
Die Voraussetzungen sind optimal: In Eicken sind noch viele Häuser aus der Gründerzeit erhalten, es gibt Plätze, die dem Stadtviertel Dorfcharakter verleihen und viele Bewohner sind bereit, selbst mit anzupacken. So ist es beschlossene Sache, die Ärmel hochzukrempeln und loszulegen.
„Eins ist sicher: Die Kassen der Stadt sind leer, Geld für Aktionen gibt es nicht mehr“, sagt Philipp Molitor. Der 38-Jährige ist erster Vorsitzender der Initiative Gründerzeitviertel.
Die hat sich vorgenommen, Eicken wieder zu dem zu machen, was es einmal war: ein Stadtviertel mit viel Leben und einer bunten, gemischten Bewohnerstruktur. Ein zentraler Punkt ist der Schillerplatz. Der ist im Moment noch kaum einsehbar, weil Stauden und anderes Grünzeug zu sehr wuchern. Außerdem ist die Plattenbauweise des Platzes den Eickenern ein Dorn im Auge.
Deshalb sollten sich Besucher nicht wundern, wenn sie einen Trupp fröhlicher Menschen mit Heckenscheren, Harken und ein paar Eimern Farbe dabei sehen, wie sie aus dem unwirtlichen Fleck eine Insel machen, auf der Kinder spielen können und mit dem die Anwohner einen wohnlichen Treffpunkt haben. Sogar Gastronomie soll es auf dem Platz geben. Die Initiative ist gerade darüber mit der Stadtverwaltung im Gespräch.
Dass dieses nach den Wünschen der Initiative ausgeht, dürfte fast sicher sein. Denn die Eickener sind schon lange dabei, ihr Viertel aufzupolieren. Wenn auch im Untergrund. Drei Jahre haben sie sich dafür eingesetzt, dass es Parkausweise für Anwohner gibt und eine Außengastronomie rund um den Schillerplatz möglich ist. Der Erfolg ist in Form einer Holzterrasse, die den Gehweg erweitert, bequemen Möbeln und bepflanzten Blumenkübeln sichtbar.

„Im Viertel siedeln sich gern Künstler und Kreative an.“

Auch Fatih Cayirci glaubt an Eicken. Seit 13 Jahren hat der 41-Jährige im Herzen des Stadtteils einen Schuh- und Schlüsseldienst. Wer hier vorbei kommt, trifft den Inhaber schon mal bei einem Plausch mit seinen Nachbarn.
Das Schild mit der Abbildung alter Wanderschuhe und großer Schlüssel hat etwas vom Wilden Westen.
Blumen schmücken, wie auch an vielen anderen Eickener Geschäften, den Eingang. „Eicken könnte noch Zuzug von Leuten vertragen“, sagt er. Dass sich gerne Künstler und andere Kreative in Eicken ansiedeln, findet der Geschäftsmann positiv. „Das macht viel aus.“
Ein Beispiel: Der Markt der schönen Dinge, der auf den eingängigen Namen ‚Greta‘ hört. Eine Erfindung von Fotografin Myriam Topel, Mode-Designerin Nicole Schlürensauer und Grafik-Designerin Desirée Rose.
Jedes Jahr im Sommer macht der Markt die Betonwüste des Schillerplatzes zu einer bunten Spielwiese der Ideen und Kuriositäten. Dieses Jahr schaut Greta am 3. Juli vorbei. Ihr winterlicher Bruder heißt ‚Claus‘ und ist ebenfalls ein Kind des Damen-Trios.
Mit dem Theater im Gründungshaus (TiG) hat Eicken einen Anziehungspunkt gewonnen, der weit über die Grenzen des Stadtteils hinaus wirkt. Und der mit seinem Bistro auch dann einen attraktiven Treffpunkt bietet, wenn im Theater keine Vorstellungen sind.

„Am 4. und 5. Juni findet für alle das 1/4 Fest in Eicken statt.“

Aber das Projekt Eicken ist eine Gemeinschaftsleistung. Deshalb gibt es für alle mit dem ‚¼-Fest‘ ein Straßenfest (4. und 5. Juni), bei dem jeder fast jeden kennt. Und mit dem ‚¼-Magazin‘ hat Eicken seine eigene Stadtviertel-Zeitung geschaffen. Das Heft liegt kostenfrei zur Mitnahme in den Geschäften aus und erscheint quartalsweise.
„Eicken wird immer attraktiver“, sagt Ulf Merkt. Mit seinem Skateboard-Shop hat er sich in der Goethestraße niedergelassen. „Viele kennen sich, man wohnt und arbeitet nebeneinander und ist vernetzt.“ Der 35-Jährige findet, dass besonders für die Jugendlichen mehr getan werden muss. Deswegen wünscht sich Merkt den Bau einer Skateranlage in Stadtteilnähe.
Denn mit ihrer Initiative denkt Eicken über seine Stadtteilgrenzen hinaus. „Überall in der Stadt entstehen Initiativen, die sich für die Verbesserung der Lebensqualität einsetzen“, sagt Philipp Molitor. „Viele arbeiten zusammen. Das ist für die Stadtentwicklung positiv.“
www.initiative-gruenderzeitviertel.de
www.meine-greta.de

Garnet Manecke