Hören, riechen, schmecken, fühlen, sehen – wenn alle Sinne beteiligt sind und zusammen ein besonderes Wohlgefühl hervorrufen, dann darf man von einem vollendeten Genussmoment sprechen. Was man genau genießen kann, ist eigentlich nicht klar einzugrenzen, schließlich handelt es sich um eine der individuellsten Angelegenheiten. Nichtsdestotrotz gibt es gewisse Dinge, die als ‚Genussmittel‘ bekannt und beliebt sind. Kaffee, Schokolade, Gewürze oder Tee führen da gerne die Favoritenlisten an, doch wir möchten uns zwei besonderen Produkten widmen, die trotz ihrer Beliebtheit mit ein paar kleinen Stolpersteinchen verbunden sind. Erst ein wenig Hintergrundwissen ebnet hier den Weg zum Genuss.

Edler Rebsaft

Ein feines Essen mit Freunden, das romantische Dinner mit dem Partner oder gemütliche Momente alleine auf der Couch – was gehört fast immer dazu? Richtig: ein guter Wein. Aber was genau ist denn in diesem Punkt ‚gut‘? Muss ein Rotwein jahrzehntelang im Keller gelagert sein? Kann man sich blind auf Auszeichnungen, Punkte oder Medaillen am Etikett verlassen? Oder ist gar der Preis ausschlaggebend? Fragen über Fragen, auf die es nur eine einzige Antwort gibt: Nein! Ein Wein ist dann gut, wenn er Ihnen schmeckt.

Allerdings ist es mit dem Geschmack so eine besondere Sache, denn er ändert sich im Laufe der Zeit. Während man zu Beginn seiner ‚Weinkarriere‘ eher leichte, fruchtige und oftmals auch liebliche Rebsäfte bevorzugt, wissen die meisten mit wachsenden Erfahrungen irgendwann die schweren und gehaltvollen Vertreter zu schätzen. Je häufiger und länger man verschiedene Weine probiert und genießt, desto sensibler wird der Gaumen für die unterschiedlichen Nuancen, die man erschmecken kann. Außerdem spielt es auch immer eine wichtige Rolle, wozu der feine Tropfen nun gereicht werden soll – diesem Phänomen haben wir uns ja bereits in der September-Ausgabe des Urbano Magazins gewidmet.

Stellt sich nun also die Frage, wie Sie sich im großen Angebotsdschungel zurechtfinden können. Das erste Mittel der Wahl ist es natürlich immer, im Fachhandel auf die Suche zu gehen. Denn dort brauchen Sie sich kaum auf Beschreibungen zu verlassen, sondern können übers Probieren und eine eingehende Beratung den perfekten Wein finden. Ansonsten hilft Ihnen aber auch ein prüfender Blick aufs Etikett in Kombination mit gesammelten Erfahrungen weiter.

Vor allem im Supermarkt sollten Sie besonders auf den angegebenen Jahrgang achten. Weißweine und Rosés sollten hier nicht älter als ein Jahr sein, Rotweine zwei bis maximal vier Jahre. Dies liegt daran, dass die angebotenen Produkte bereits immer trinkfertig und meist nicht für lange Lagerung geeignet sind. Ebenso sollten Sie die Augen nach einem Hinweis auf Fasslagerung offenhalten, wenn Sie sich einen recht charaktervollen Rotwein wünschen. Er ist dann recht reich an Gerbstoffen, sogenannten Tanninen, die mal weich und ausgewogen, mal recht herb und kräftig ausfallen können. Wer sie wirklich mag, greift also zu Flaschen mit einem Aufdruck ‚Barrique‘ (französisch), Reserva (spanisch) oder Riserva (italienisch).

Wenn Sie dann einmal einen Wein gefunden haben, der Ihnen ganz besonders zusagt, ist es immer ratsam, sich zu merken, aus welcher Rebsorte und in welcher geografischen Lage er hergestellt wurde. Von Winzer zu Winzer gibt es natürlich immer feine Unterschiede im Ausbau, da aber die Grundbedingungen ähnlich sind, wird auch das Ergebnis Parallelen aufweisen. Und ansonsten gilt: Nur, wer probiert und sich auf Neues einlässt, kann auch echte Überraschungen erleben …

Genuss – wie geölt

Im Mittelmeerraum zählt es eigentlich mehr zur ‚Grundausstattung‘ jeder Küche als zu den klassischen Genussmitteln: Olivenöl. Pro Kopf verbrauchen Spanier und Italiener im Jahr über 10 Liter des feinen Öls, in Griechenland sind es sogar über 15 Liter. Kein Wunder, prägen doch ausgedehnte Olivenhaine die Landschaft dieser Länder. Auch bei uns erfreut es sich stetig wachsender Beliebtheit, wird als edle Delikatesse und inzwischen auch als wichtige Zutat aller mediterranen Gerichte geschätzt.

Genau hier liegt auch schon der erste Irrtum verborgen. Denn entgegen der immer noch weit verbreiteten Meinung eignet sich Olivenöl hervorragend zum Braten und Frittieren. Entscheidend ist hier der sogenannte ‚Rauchpunkt‘ – bei speziellen raffinierten Varianten liegt dieser bei bis zu 230 °C, aber auch relativ klare native Olivenöle dürfen bis zu 180 °C erhitzt werden. Wenn Sie also darauf achten, dass es über Pfanne oder Topf nicht qualmt, sind Sie stets auf der sicheren Seite.

Welches Olivenöl geschmacklich nun Ihr Favorit ist, bestimmen in erster Linie – genau wie beim Wein – Ihre persönlichen Vorlieben. Die einen mögen lieber die mild-fruchtigen Varianten, andere hingegen schwören auf grasig-herbe Vertreter. Empfehlenswert ist es allerdings immer, eine kleine Auswahl verschiedener Geschmacksrichtungen zu Hause zu haben, denn unterschiedliche Gerichte und Einsatzmöglichkeiten erfordern mal mehr, mal weniger intensive Aromen. Aber generell gilt: Schärfe ist bei Olivenöl immer ein Qualitätsmerkmal, denn nur, wenn die Frucht wirklich frisch geerntet und verarbeitet wurde, ist die typische Bitternote zu schmecken. Je grüner, sprich ‚unreifer‘ die Ernte erfolgte, desto herber, aber auch ‚gesünder‘ ist das Öl für den menschlichen Organismus. Urheber der Schärfe ist nämlich der spezielle Inhaltsstoff ‚Oleocanthal‘, dem nicht nur entzündungshemmende und blutverdünnende, sondern auch verdauungsfördernde Eigenschaften zugesprochen werden. Um Ihren eigenen Liebling zu finden, empfiehlt es sich wie schon beim Wein, den Fachhandel aufzusuchen, wo Sie verschiedene Sorten probieren können und sicher beraten werden.

Beim Kauf selber – selbst wenn er im gut sortierten Supermarkt erfolgt – sollten Sie auf ein paar Kleinigkeiten achten, um wirklich hochwertige Produkte zu erhalten. ‚Nativ‘ oder ‚kaltgepresst‘ beispielsweise sind keine besonderen Auszeichnungen, sondern Standard bei jedem Olivenöl. Denn es darf nur aus naturbelassenen, also ’nativen‘ Oliven ohne Vor- oder Nachbehandlung hergestellt werden. Dabei werden die Früchte mit Kern im Ganzen gepresst und zwar bei Temperaturen bis maximal 27 °C – Kochen oder Erhitzen gehört zu keinem der Arbeitsschritte.

Achten Sie also lieber auf eine ausreichende Etikettierung, die sowohl Herkunftsland als auch die enthaltenen Olivensorten angibt. So können Sie sicher sein, dass nicht verschiedene Ernten, Jahrgänge oder Pressungen verschiedener Mühlen vermischt wurden. Auch die Verpackung selbst ist wichtig. Denn da Olivenöl unter Lichteinstrahlung schnell ranzig werden kann, ist es besser, zu dunklen Glasflaschen oder gleich zu Kanistern zu greifen. Zu Hause dann sollten Sie es möglichst dunkel, nicht zu warm und immer fest verschlossen lagern, um möglichst lange Freude am puren Geschmack zu haben.

Laura Dietel