Kaum einer Leidenschaft kann man so unkompliziert nachgehen wie der des Lesens. Ein gutes Buch und ein ruhiger Platz reichen aus. Vielleser haben sich in ihrer Wohnung eine Lese-Ecke eingerichtet. Wer in den eigenen vier Wänden keine Ruhe dafür findet, kann es sich in der Bibliothek gemütlich machen.

Samstagnachmittag, der Himmel ist von grauen Wolken verhangen, ein kalter Nieselregen lässt die Feuchtigkeit auch unter die dickste Jacke kriechen. Kein Wetter, um vor die Haustür zu gehen. Wer jetzt in die Stadtteilbibliothek in Rheydt kommt, wundert sich: Hier sitzen ältere Herren an Tischen und lesen die Zeitung, Studenten haben ihre Laptops aufgeklappt und lernen, Schülergruppen bereiten sich gemeinsam auf das nächste Referat vor. Mittendrin erobern Kinder mit einem Bilderbuch die bunte Leseinsel. Der Besuch der Stadtteilbibliothek am Wochenende gehört zu einer der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Gladbacher Leser.

„Die Nutzung der Bibliothek hat sich verändert“, sagt Brigitte Behrendt, Leiterin der Stadtbibliothek. „Sie ist zu einem Treffpunkt geworden, an dem nicht mehr nur gelesen wird.“ Manchmal treffen sich hier Besucher, um sich in einer der Leseecken bei einem Kaffee leise zu unterhalten. Auch in dem großen Zeitschriftenangebot wird gerne gestöbert: Wirtschaftsblätter, psychologische Fachzeitschriften, Modemagazine, Zeitschriften über Esskultur, Architektur, Dekorationen oder Inneneinrichtungen. „Oft wird hier in Ruhe geblättert, um sich neue Anregungen für das eigene Zuhause zu holen“, beobachtet Behrendt.

Wer liest, begibt sich auf eine Reise in eine neue Gedankenwelt – egal, ob man sich in einen Roman vertieft oder sich mit einem wissenschaftlichen Buch auseinandersetzt. Unter den vielen Büchern sind natürlich auch die Werke zahlreicher Gladbacher Autoren zu finden, in denen man auf großen Sesseln in Ruhe schmökern kann. Sowohl die Zentralbibliothek in Mönchengladbach als auch die Stadtteilbibliothek in Rheydt sind mit unterschiedlichen Sitzgelegenheiten, die alle das Zeug zum Lieblingsleseplatz haben, eingerichtet.

Das Angebot verschiedener Kaffeespezialitäten und die Sonntagsöffnungszeiten in Rheydt waren von Anfang an ein Erfolg. Auch Lesungen, Ausstellungen und Schreibwerkstätten für Jugendliche finden hier statt. „Wir müssen uns immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um die Bibliothek den Mönchengladbachern als offenen Ort ins Bewusstsein zu bringen“, sagt Brigitte Behrendt. Zum Valentinstag lädt das Team die Besucher zum ‚Blind Date‘ mit einem Buch ein. In Extra-Regalen warten die Bücher auf ihre Leser – blickdicht verpackt in Zeitungspapier. Die Ausleihenden entscheiden nach Format und Gewicht. Erst Zuhause werden sie beim Auspacken entdecken, was sie sich ausgeliehen haben: einen Roman, einen Reiseführer, eine Biografie oder ein Sachbuch.

Im vergangenen Jahr gab es das Blind Date zum ersten Mal. „Das ist so gut angekommen, dass wir das dieses Jahr wieder machen“, sagt die Bibliotheksleiterin. Wie die Leser ihr ‚Date‘ fanden, konnten sie auf einer beiliegenden Karte mitteilen. „Viele haben uns geschrieben, dass sie das Buch nie selbst entdeckt hätten, einfach, weil sie gar nicht daran gedacht hätten, in die entsprechende Abteilung zu gehen.“ Lesen ist eben auch eine Entdeckungsreise, die in Mönchengladbach nach dem Umbau der Zentralbibliothek wohl noch spannender wird.

Garnet Manecke

www.stadtbibliothek-mg.de