Wer sich im vergangenen Karneval nicht komplett kaputtgelacht hat und sich trotz der aktuellen Fastenzeit noch ein wenig amüsieren will, dem sei nachträglich die Lektüre der Tageszeitung vom Aschermittwoch empfohlen. In der ist im überregionalen Teil von einem ‚Indianer-Kostüm-Verbot‘ in einer Hamburger Kindertagesstätte die Rede. Den Artikel habe ich zweimal gelesen und mir die Stichworte kultursensible, diskriminierungsfreie und vorurteilsbewusste Erziehung mit Textmarker gekennzeichnet.

Ich möchte ja an dieser Stelle nicht polarisieren oder mich in eine politische Schublade drängen lassen, dies ist und bleibt eine Kolumne. Aber mit gesundem Menschenverstand und durchschnittlichem Urteilsvermögen ruft solch ein Unfug Protest in mir auf. Eine gesunde Brauchtumspflege und ein übliches Maß an Verbundenheit zu seiner Heimat zeichnet in meinen Augen eine funktionierende Kulturgesellschaft aus und verdient Akzeptanz in sämtlichen Bevölkerungsschichten, egal welch politischer Gesinnung. Ein Schützen- und Heimatfest ist noch lange keine Militärparade und Bruderschaften sind nichts anderes als Interessengemeinschaften friedlicher Menschen mit dem Ziel, gemeinsam Freude zu erleben.

Auch wenn ich persönlich nicht der größte Karnevalsanhänger bin – vielleicht, weil mein Beruf als Handwerker mir ganzjährig so viele lustige Momente beschert – freue ich mich über die regen Teilnehmerzahlen am Karneval, an dem Bedürfnis, sich verkleiden zu wollen und Brauchtum zu erhalten.

Und da kommen nun diese Ethik Spinner und wollen uns suggerieren, dass wir uns mit dem Indianerkostüm moralisch über eine Minderheit lustig machen und dies eine rassistische Anspielung von Unterdrückung und Ausbeutung assoziiert. Diese Vollpfosten haben uns schon den ‚Negerkuss‘ und das ‚Zigeunerschnitzel‘ aus dem Sprachschatz entwendet. Die bei uns heimisch gewordene Türkentaube darf wegen der ‚political correctness‘ nur noch ‚Balkantaube‘ genannt werden und Pippi Langstrumpfs Vater heißt fortan nicht mehr Negerkönig. In verschiedenen Gemeinden Schwedens haben schon Bücherverbrennungen stattgefunden! Ja geht’s denn noch?!

Es gibt in unserem Land Bestrebungen, alteingesessenen Apotheken den Namenszusatz ‚Mohren‘ zu verbieten. Dabei sollte man sich doch bitte mal vorher informieren, wovon sich denn der Ursprung des Namenspatrons ableiten lässt. Als man am Bodensee noch am Lagerfeuer vor den Hütten hauste, brachten die Mauren (aus dem afrik. Maure-tanien) uns die Mathematik, die Physik, die Chemie und die Medizin sowie viele andere Geisteswissenschaften nach Europa, von denen wir noch heute zehren und sich nichts Wesentliches geändert hat.

Schauen Sie mal im Internet auf Heraldik-Seiten, in wie vielen deutschen Wappen sich die Darstellung eines Mohren (Mauren) finden lässt – und dies besonders im südlichen Seehoferland.

Im Kindergarten heißt es nicht mehr Sankt Martin, sondern Lichterfest. In manchen öffentlichen Einrichtungen darf weder ein Weihnachtsbaum noch ein Adventskranz aufgestellt werden, im iPhone werden die Emoticons mittlerweile in sechs Hautfarben angeboten. Es gibt auch schon absurde Tendenzen in unserer Sprachkultur, wo beispielsweise aus dem historischen Glockenspiel auf dem Limburger Rathaus die Textzeile „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ nicht mehr gespielt werden soll, weil dies den Vegetariern ein Dorn im Auge ist – aber lasst uns nicht abschweifen …

Ich werde jedenfalls meinem Enkelkind das alte Lied von den drei Chinesen mit dem Kontrabass vorsingen – auch wenn dies gegenüber den asiatischen Mitbürgern ausgrenzend wirken könnte. Den Anteil an Jugendlichen, die sich im Straßenkarneval als Massenmörder Freddy Krüger, Jack the Ripper oder Gruselfiguren à la Halloween verkleiden, find‘ ich dagegen weitaus bedenklicher.

Also: Lasst uns bitte die Indianer, die Rothäute und Apachen, sonst singt demnächst keiner mehr mit, wenn es heißt: „Komm, hol das Lasso raus …“

 

Ihr

John Wayne