In den letzten Jahren hat Fasten einen wahren Boom erlebt. Dafür gibt es verschiedene Gründe: materiell lässt unsere Zeit nichts zu wünschen übrig, andererseits aber steigt die Anonymität in der Gesellschaft und die Menschen sind auf der Suche nach geistigen Inhalten. Daraus resultieren Probleme, die den Trend zum Fasten begünstigen. Da wir uns zu jeder Zeit satt essen können, ist Übergewicht zu einer echten Volkskrankheit geworden. Die Menschen machen sich aber gleichzeitig Sorgen um ihre Gesundheit.
Eine Woche lang auf’s Essen verzichten, nur Gemüsebrühe, Tee, Wasser und Obstsäfte trinken, trotzdem ungeahnte Kräfte, berauschende Glücksgefühle erleben und obendrein drei Kilo abnehmen… Was für ein verlockendes Angebot!
Wer das Fasten aber nur auf diese Aspekte reduziert, hat nicht nur eine falsche Vorstellung davon, er spielt auch mit seiner Gesundheit. Fasten bedeutet mehr als Abnehmen, es ist der bewusste Verzicht auf Nahrung in einem bestimmten Zeitraum. Der Körper soll innerlich gereinigt werden, das Abnehmen ist nur eine Begleiterscheinung. So spielt neben der gesundheitlichen auch die religiöse Seite eine Rolle.
 

„Schon Hippokrates hatte das Fasten als Heilmethode erkannt.“

 
In der Natur ist Fasten selbstverständlich. Tiere in freier Wildbahn fressen sich im Herbst einen dicken Winterspeck an, um dann im nahrungsarmen Winter von ihren Reserven leben zu können. Trotzdem leben sie mit voller Leistungsfähigkeit. Auch die Menschen entwickelten schon früh die Fähigkeit, Nahrungsdepots anzulegen, um schlechte Zeiten zu überstehen. Sie erkannten aber auch zusätzlich eine positive Wirkung des Nahrungsverzichts. Jäger in Naturvölkern verfügten nach dem Fasten über mehr Energie und Ausdauer.
Schon der griechische Arzt Hippokrates hatte das Fasten als Heilmethode erkannt. Er empfahl bei vielen Krankheiten eine knappere Nahrungszufuhr. Die Mönche des Mittelalters setzten das Fasten vorbeugend und therapeutisch ein. Heute gibt es viele Formen des Fastens: Dabei stellt der Körper seinen Stoffwechsel um und es beginnt eine Ernährung von innen. So werden Fettreserven verbrannt, der Körper entgiftet, Cholesterin und Zucker im Blut und auch Fett in den Gefäßen reduzieren sich. Auch Harnsäure oder eingelagerte  Umweltgifte bauen sich ab.
Mit dem Fastenbrechen stellt der Körper sich wieder von innerer auf äußere Ernährung um. Der Körper soll behutsam an Essen gewöhnt werden und viele Fastende nutzen diese Umstellung, um ihre Ernährungsgewohnheiten zu verändern.
Günther Pilz