Die meisten Menschen, die ich kenne, jammern über den November. Auch wenn er nicht mein Lieblingsmonat ist, so komme ich doch gut mit ihm aus. Würde es nach mir gehen, könnte man die erste Januar-Hälfte ersatzlos streichen – oder besser an den Mai hängen.
Mein Blues beginnt bereits am 1. Januar. Ein typischer Neujahrstag ist nass-kalt, die Straßen sind den ganzen Tag menschenleer und schmutzig. Mir fallen die Dinge ein, die ich im alten Jahr nicht mehr erledigt habe und die mir treu ins neue folgen; zusammen mit dem Weihnachtsspeck, der mein ungebetener Begleiter ist und für schlechte Laune sorgt. So verstreichen die ersten beiden Wochen.
An einem der folgenden Tage erreicht mich, welch ein Glück, der Weckruf aus der Januar-Depression.
In Form einer E-Mail flattern sie in mein Postfach, die heiß ersehnten Eintrittskarten zur ‘imm cologne‘, der internationalen Einrichtungsmesse, die jedes Jahr zur gleichen Zeit in Köln stattfindet.
Spätestens jetzt schlägt mein Puls höher und die Stimmung um.

foto//www.architects-paper.com gesehen bei reugels & lenzen


 
Es wird wieder eingerichtet…
Dem Lockruf ’noch schöner, noch kreativer, noch attraktiver…‘ gefolgt, habe ich mich für Sie auf die Suche nach Trends und der Zukunft des Wohnens gemacht. Nachdem ich die ersten Messehallen besucht hatte, war eins klar: ‚es wird wieder eingerichtet‘, den nackten Purismus haben wir überstanden. Gutes Design für Möbel ist grenzüberschreitend. Und die Globalisierung macht ihn möglich, den Stilmix. Der Homingtrend wird weiter verfolgt, d.h. großer Wert wird auf Natürlichkeit und Gemütlichkeit gelegt. Hier findet man kuschelige, verstellbare Sofas, weiche Teppiche, Kissen in verschiedenen Größen und Materialien, Rokkoko-Ornamente als Muster, Stoffe und Tapeten mit samtähnlicher Oberfläche und Reliefcharakter, Wände mit Naturstein, durch Licht inszeniert und Massivholzkommoden.
Weiß bleibt, andere Farben sind der Natur abgeschaut und werden auch gern mit einer knalligen Farbe, wie Blau, kombiniert. Es bleiben die langen Sideboards, Highboards und Lowboards in häufig weiß lackierten Oberflächen und in Kombination mit Holz. So schön sie auch aussehen, die Holzbänke am Küchentisch, ich konnte viele bequeme Sessel für den Essbereich entdecken, warum nur?
Wem dieser Trend noch nicht heiß genug ist, den begeistern Feuermöbel und Kamine. Individuell geplante und begehbare Kleiderschränke entpuppen sich als wahre Raumwunder. Neu sind private Spa-Oasen, in denen Schlaf- und Badezimmer zu einer Einheit verschmelzen. Ebenso findet man Lampen, die als hochwertige Deko- bzw. Kunstobjekte arrangiert werden. LEDs sind nicht mehr aufzuhalten und ihr Licht findet man zur farblichen Akzentuierung in Küchen, Schränken und Sideboards.
In den Fokus rücken außerdem Gartenmöbel, die aussehen wie Wohnzimmer- oder Loungemöbel, Gartenküchen und Gartenduschen. Die Menschen werden sensibler für die Ressourcen dieser Welt. Zunehmend achten sie auch bei Möbeln mehr auf das Material und dessen Herkunft. Einige europäische Möbelhersteller können diesen Trend bedienen.
Last but not least: Living Kitchen
Last but not least gab es eine Premiere. Parallel zur ‘imm Cologne‘ kündigte sich in diesem Jahr `Living Kitchen´, das internationale Küchenevent in Köln an. 150 namhafte Aussteller entflammten die Besucher rund um das Thema ‘Küche‘. Sie nimmt heute einen sehr dominanten Platz in unserem Zuhause ein, und häufig ist der Übergang zum Wohnbereich fließend. Auffällig hier, auch die Küchen werden gemütlicher. Dazu tragen Sitzgelegenheiten mit dicken Kissen, offene Regale, Materialmix, gutes Licht sowie Mut zu Farbe in Fronten oder an den Wänden bei. Highlights sind außerdem energiesparende und hochleistungsfähige Elektrogeräte, durchdachte Abfalltrennsysteme und sich auf Fingertipp öffnende Schubladen.
Emotionale Inszenierungen
Doch die Möbelmesse ist nicht nur die Präsentation von Designobjekten und Wohnkonzepten, sondern auch die Faszination emotionaler Inszenierungen.
Und, was wäre diese internationale Messe ohne schicke italienische Möbel, die natürlich meine Begeisterung finden, und erst ihre Repräsentanten, die ebenso lässig, arrogant oder selbstverständlich in ihren Maßanzügen, immer ein Ohr am Handy, die Kundschaft erobern. Während ich aus dem anderen Augenwinkel die Freude der männlichen Besucher am weiblichen, sehr italienischen Pendant registriere, bleibt mein Blick neidisch an ihren italienischen High Heels haften.
Mit dem Gefühl von Alice im Wunderland, Blei an den Füßen und mit Prospekten beladen endet dieser Messetag. Fast … wären da nicht noch zwei offene Fragen: „Wo steht eigentlich mein Auto, und wie finde ich den Weg aus Köln heraus?“
 

 

Ihre Katrin Hoppen
kh@urbano-magazin.de